Basketball:Das hat ein Rückspiel

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Er trieb sein Team immer wieder zur Aufholjagd: Joshua Obiesie. Einmal wurde der 18-jährige Schwabinger (li.) grob gefoult, trotzdem kam der Juniorennationalspieler auf 25 Punkte. (Foto: Claus Schunk)

Der MTSV Schwabing verliert ein hitziges Regionalliga-Derby gegen Oberhaching - die Tropics bleiben damit an der Tabellenspitze.

Von Raphael Weiss, München

Nach dem Timeout wischt Trainer Luca Burci erst die Taktik von der Tafel, dann den Schweiß von seiner Stirn und schaut auf die Anzeige. Noch eine Minute. Drei Punkte Rückstand. 18 Zähler hatte der MTSV Schwabing schon zurückgelegen. Eigentlich zu viel, um gegen den Vorjahreszweiten der Basketball-Regionalliga noch einmal zurückzukommen - aber jetzt hat das Team die Chance zum Ausgleich. Jens Großmann wirft den Ball zu Joshua Obiesie. Zwei Verteidiger rennen zu Schwabings bestem Spieler, versuchen seinen Wurf zu verhindern, doch er passt zurück zu Großmann. Großmann, völlig frei hinter der Dreierlinie, springt, wirft, trifft. 75:75. Schwabings Bankspieler und die 70 Zuschauer springen auf. 19 Sekunden vor Schluss hat Obiesie die Chance, mit dem letzten Angriff das Spiel zu entscheiden, doch der Ball springt ihm beim Dribbling von der Hand. Es geht in die Overtime.

"Es war ein sehr intensives, ein sehr emotionales Spiel. Wir haben uns von dem 18-Punkte-Rückstand nicht beeindrucken lassen - und plötzlich waren wir wieder da", sagte Burci nach dem Spiel. Der MTSV Schwabing, vor dem Spiel Vierter, empfing den Favoriten der 1. Regionalliga. Die Oberhaching Tropics stehen punktgleich mit Leitershofen an der Tabellenspitze. In ihrem Kader stehen in Christian Hustert und Moritz Wohlers zwei Ex-Schwabinger, die vor dem Spiel freundlich begrüßt wurden. Für Wohlers sollte sich das noch ändern.

Es war ein Spiel mit Höhen und Tiefen. Zwei Mal holten die Schwabinger einen großen Rückstand auf. Doch in der Verlängerung machte die junge Mannschaft die selben Fehler wie schon im ersten und dritten Viertel: "Wir haben in der Verteidigung nicht kommuniziert, haben viel zu schnell abgeschlossen und dann die Würfe nicht getroffen", so Burci. So war Oberhaching schnell mit zehn Punkten vorne gelegen, am Ende des ersten Viertels waren es 14.

Doch Schwabing blieb dran. Mitte des zweiten Viertels führte der 18-jährige Juniorennationalspieler Obiesie sein Team zu einem 9:0-Punkte-Lauf. Mit schnellen Angriffen verkürzten die Münchner den Abstand auf drei Punkte. Doch kaum war Obiesie auf der Bank, erlahmte die Offensive der Gastgeber, in der Verteidigung offenbarte sich der körperliche Unterschied zu den Tropics: Immer wieder holten sich die Gäste Offensivrebounds und kamen leicht in die Zone, wo sie fast die Hälfte ihrer Punkte machten. So wuchs ihr Vorsprung zur Halbzeit wieder auf neun Punkte. "Teilweise haben wir nicht richtig ausgeboxt. Die sind von draußen reingelaufen und haben sich die Rebounds geholt, das war für uns der Killer", sagte Burci.

Die zweite Halbzeit begann, wie die erste aufgehört hatte: Oberhaching dominierte. Die Gäste schafften es im Angriff immer wieder, den starken Point Guard John Boyer ins Eins-gegen-eins mit Schwabings Center Marco Lachmann zu schicken, der in diesem Duell kaum eine Chance hatte. Nach einem 8:0-Lauf schien das Spiel so gut wie entschieden. Doch wieder war es Obiesie, der die Aufholjagd antrieb. Er steht bereits beim Erstligisten s.Oliver Würzburg unter Vertrag, wo er spätestens in der kommenden Saison zum Profikader stoßen soll. Am Ende kam er auf 25 Punkte und vier Assists. Oberhaching versuchte ihn mit allen Mitteln zu stoppen. Der rund 30 Kilo schwerere ehemalige Bundesligaprofi Wohlers räumte Obiesie in dessen stärkster Phase mit einem harten Foul in der Luft ab. Der junge Schwabinger blieb lange am Boden liegen, während Assistenztrainer Robert Scheinberg auf Wohlers zustürmte und sich nur schwer beruhigen ließ. Scheinberg ist nicht nur Kopf der Schwabinger Basketballer, er ist auch Ziehvater des hochtalentierten Obiesie.

Es ging weiter, zudem kam auch Isaiah Ihnen, ebenfalls Jugendnationalspieler, besser ins Spiel, holte in der zweiten Halbzeit acht Rebounds und traf zwei wichtige Dreier. So kam es zur 18-Punkte-Aufholjagd - und der vergebenen Siegchance wenige Sekunden vor Ende der regulären Spielzeit. In der Verlängerung war Schwabing chancenlos, Oberhaching startete einen 9:0-Lauf und gewann 89:80. "Ich hätte mir einen Sieg gewünscht", sagte Burci, "den Tabellenzweiten zu schlagen, wäre möglich gewesen, aber es gibt ja auf jeden Fall ein Rückspiel." Immer wieder hatte er zuvor lautstark mit den Schiedsrichtern diskutiert, mit denen er unzufrieden war, aber "deswegen haben wir nicht verloren."

Kurz vor Schluss gerieten die Schwabinger Teamkollegen Ihnen und Lachmann lautstark aneinander und wurden vom Trainer in die Kabine geschickt. "Es war eben ein emotionales Spiel. Unsere Leute kochen, die schreien sich auch mal an. Aber am Ende ist das alles nur Blabla", sagte Burci beschwichtigend. In zwei Wochen kommt es in der Schwabinger Morawitzkyhalle zum Derby gegen die Hellenen München. Spätestens dann sollte der Streit beigelegt sein.

© SZ vom 04.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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