Basketball:Das Ende des Helden-Spiels

Lesezeit: 2 min

Hinten anstellen: Der OSB Hellenen um Topscorer Omari Knox (re.) kommt an John Thomas Boyer und dem TSV Oberhaching noch nicht vorbei. (Foto: Claus Schunk)

Der OSB Hellenen setzt unter Misel Lazarevic auf Teamplay - und verliert das Derby gegen den TSV Oberhaching.

Von Niccolo Schmitter, München

Die Frage nach der Nummer eins in München ist im Fußball wie im Basketball wohl bis in alle Ewigkeit geklärt. Aber wer ist die Nummer zwei? Das ist zumindest im Basketball seit Samstagabend beantwortet - wenigstens für ein paar Monate. Zum Auftakt der 1. Basketball-Regionalliga Südost kam es im Hellenen-Dome, so nennt der OSB Hellenen München seine Heimstatt, zum Derby mit den Tropics, so nennen sich die Basketballer des TSV Oberhaching. Nach dem 81:69-Erfolg der Gäste verkündete deren Trainer Mario Matic also stolz: "Wir sind die Nummer zwei in München und diesen Status wollten wir unbedingt verteidigen."

Wie aussagekräftig das Ergebnis gleich zum Saisonstart ist, wird sich wohl noch zeigen müssen, denn beide Klubs blicken auf sehr unterschiedliche Sommerpausen zurück. Bei den Tropics stand Kontinuität im Fokus, in Markus Hübner und Peter Zeis verlor der TSV nach der starken vergangenen Spielzeit, in der erst im letzten Spiel die Meisterschaft vergeigt wurde, nur zwei Spieler. Dafür kehrte in Tommy Nibler "eine sinnvolle Ergänzung", wie Coach Matic findet, von den Hellenen nach Oberhaching zurück. Die Vorsaison will Matic nicht überbewerten, sie sei "überdurchschnittlich für unsere Verhältnisse" gewesen. Man habe keine Verletzten gehabt und von neun knappen Spielen acht gewonnen. Der Aufstieg sei ohnehin nie das Ziel gewesen, das gelte auch für diese Spielzeit: "Die ProB ist eine Profiliga, da gehören wir als Amateurverein nicht hin." Zumal die Vorbereitung "relativ durchwachsen" gewesen sei, so Matic, womit er Absenzen durch verletzte, beruflich oder familiär verhinderte Spieler meinte. Der Malus der mangelhaften Vorbereitung wurde durch Erfahrung kompensiert, im Laufe des Sommers habe sich sein Team gesteigert: "Zum ersten Spiel waren wir dann bereit."

Was man von den Hellenen nicht behaupten konnte: "So ein hartes Spiel gegen so eine Mannschaft kam zu früh", konstatierte Coach Misel Lazarevic. Der Serbe hatte im Sommer einen Umbruch zu gestalten, bei dem er die Hauptrolle spielte. Denn Lazarevic ist Nachfolger von Christos Dictapanidis, der den Aufsteiger vergangene Saison auf einen starken sechsten Platz coachte. Im vergangenen April jedoch erklärte der Grieche seinen Rücktritt, er werde aus familiären Gründen nach Thessaloniki heimkehren.

Hellenen-Vorstandsvorsitzender Konstantin Kirsch würdigte dessen Leistungen, merkte aber auch an: "Ich denke, er hat auch meine Unzufriedenheit gespürt." Kirsch war mit Dictapanidis' "klassisch-griechischem Basketball" nicht immer zufrieden, der zu sehr auf die "zwei Helden" Omari Knox und Jermaine Julian "J. J." Lippert zugeschnitten war, die anderen Spieler seien selten über die Rolle der Komparsen hinausgekommen. Damit könne man kurzfristig erfolgreich sein, die langfristige Zukunft sieht Kirsch lieber in den Händen des A-Lizenzinhabers und ehemaligen Euroleague-Spielers Lazarevic. Der 44-jährige Serbe setzt auf die Entwicklung junger Spieler, präferiert Teambasketball, bei dem der Ball viel zirkuliert. "Das ist ein Prozess, der wird zumindest noch zwei, drei Monate dauern", sagt Lazarevic, noch würden die Spieler "gegen Automatismen" kämpfen. Sein wahres Gesicht werde sein Team erst zur Rückrunde zeigen. Weggänge von Leistungsträgern wie David Markert oder Raphael Miksch fängt Lazarevic mit Talenten auf, die er prägen kann. Wie dem 19-jährigen William Bessoir, ein "Riesenzugewinn", wie auch Kirsch findet.

Gegen die Tropics gelangen ihm 17 Punkte, er war neben Top-Scorer Knox (21) maßgeblich beteiligt, dass der Gastgeber Mitte des dritten Viertels mit 45:39 führte, doch dann drehten die Tropics das Spiel mit einem 10:0-Lauf und brachten die Führung routiniert über die Zeit. Lazarevic sah in der Unterlegenheit im Reboundspiel den Hauptgrund für die Niederlage. Was auch am Fehlen von J. J. Lippert lag, der wegen einer Schulterverletzung erst wieder in der Rückrunde angreifen kann. Dann also, wenn die Hellenen ihr wahres Gesicht zeigen wollen.

© SZ vom 25.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: