Basketball-Bundesliga:Kaum Zeit für trübe Gedanken

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Der FC Bayern lässt der unnötigen Euroleague-Niederlage bei Vitoria-Gasteiz nur 40 Stunden später einen 80:68-Sieg gegen die BG Göttingen folgen. Am Donnerstag schon ist das BBL-Spitzenspiel in Oldenburg.

Von Ralf Tögel, München

Wollen die Münchner Basketballer ihrem brutalen Programm, das sie bekanntlich mit Euroleague und Basketball-Bundesliga in zwei parallel laufenden Konkurrenzen fordert, etwas Positives abgewinnen, dann vielleicht dies: Es bleibt kaum Zeit, um sich über Niederlagen zu ärgern, sich über verpasste Chancen den Kopf zu zerbrechen. Am Freitagabend ist nämlich genau das passiert, da hat der deutsche Meister auf internationalem Parkett gepatzt, unnötig eine gute Möglichkeit bei Baskonia Vitoria-Gasteiz liegengelassen. Um nicht einmal 40 Stunden später die Gelegenheit zu nutzen, das überflüssigen 68:76 im Baskenland mit einem verdienten und letztlich ungefährdeten 80:68-Sieg gegen die BG Göttingen zu kaschieren. In beiden Wettbewerben sind die Münchner indes gut unterwegs, die Euroleague notiert den deutschen Meister auf dem siebten Tabellenplatz, das Streben um das Ticket für die K.-o.-Runde der besten Acht ist durchaus aussichtsreich. In Sachen nationale Titelverteidigung setzt der Meister nach wie vor die Maßstäbe, gegen Göttingen gelang der 19. Sieg im 19. Spiel.

Auf eigenem Terrain kamen die Bayern wesentlich schneller ins Spiel als am Freitag, trotz aller Strapazen war dem Team anzumerken, dass es schnell Signale an den Gegner senden wollte, um diesem früh den Glauben an eine Überraschung zu rauben. München legte vor, die Niedersachsen rannten hinterher. 5:0, 10:3, Göttingen zeigte sich beeindruckt. Zwar bewiesen die Gäste immer wieder, dass sie dank starker Akteure wie Spielmacher Michael Stockton (13 Punkte), den Sohn von NBA-Legende John Stockton, oder Newcomer Derek Willis (18) durchaus gut zu spielen verstehen, ein derart ausgeglichen stark besetztes Team wie die Bayern aber kaum in echte Bedrängnis bringen können. Es findet sich immer einer dieser Extrakönner im roten Dress, der dem Spiel wenn nötig eine Wendung in die eigene Richtung gibt.

Am Sonntagabend waren das Topscorer Petteri Koponen (14) sowie Robin Amaize und Nihad Djedovic (je 11), es fiel nicht weiter ins Gewicht, dass Spielmacher Stefan Jovic wie schon im Baskenland wegen seiner Muskelverletzung im Hüftbereich passen musste. Derrick Williams wurde zudem als Teilzeitkraft eingesetzt, er durfte sich zwei Viertel lang ausruhen.

Das sah am Freitagabend noch anders aus, in Spanien kamen die Bayern nur schleppend ins Spiel. Vergebene Würfe, schlechte Pässe oder technische Fehler, es dauerte die kleine Ewigkeit von zwei Minuten, ehe Danilo Barthel die ersten Punkte erzielte. Seine elf Zähler und die 18 von Williams, der bei Vitoria deutlich länger ran musste, waren die einzigen zweistelligen Werte der Münchner, die schon mit den ersten Aktionen die letztlich entscheidende Schwäche offenbarten: Nur vier Dreier fanden bei 24 Versuchen ins Ziel. "Das war die schlechteste Dreierquote der bisherigen Saison", stellte Trainer Dejan Radonjic fest, "für einen Sieg hier musst du eine bessere Offense spielen." Mit der Defensive war er " trotz einiger Fehler" zufrieden, eine der bitteren Erkenntnisse des Abends. Denn trotz aller Defizite, trotz der 11 854 unermüdlich für ihr Team schreienden Fans spielten die Bayern auf Augenhöhe. Immer wieder drehten sie das Ergebnis, verpassten es aber ebenso regelmäßig, die sich bietenden Möglichkeiten auch zu nutzen, um etwas zu enteilen. Zur Halbzeit waren die Gäste 37:38 zurück, es blieb eng bis in die Schlussminuten - was zuvorderst an Williams lag, der neben Barthel am ehesten sein Potenzial abzurufen wusste. Im letzten Viertel erhöhten sich Fehlerquote und vergebene Chancen bei den Bayern, Vitoria hatte den nötigen Biss, dies zur entscheidende 72:62-Führung zu nutzen. Letztlich fehlten den ersatzgeschwächten Münchnern die Kräfte gegen einen Gegner, der keinesfalls besser war. Für Vitoria war der Heimsieg von elementarer Natur, was man allein daran sehen konnte, dass dem stets grimmig dreinblickenden Coach Velimir Perasovic gar ein Lächeln entwischte, als er nach dem Spiel die Leistung der Seinen lobte. Seine Vorgabe ist das Erreichen der Endrunde, Baskonia ist bekanntlich Gastgeber des Final Four.

Die Basken haben nun mit den Bayern gleichgezogen, beide Teams stehen bei 11:11 Siegen. Vitoria-Gasteiz hat darüber hinaus den direkten Vergleich gewonnen, dank eines Korblegers des französischen 2,13-Meter-Hünen Vincent Poiret - fünf Sekunden vor dem Ende. Noch so eine ärgerliche Pointe, das Hinspiel hatte München 77:71 gewonnen. Acht Spiele bleiben, so erinnerte Coach Radonjic, um sich weiter für die Playoffs in Stellung zu bringen. Immerhin bleiben zum nächsten Euroleague-Auftritt bei Champion Real Madrid knapp zwei Wochen: "Jetzt haben wir ein paar Tage Zeit, um zu regenerieren", sagte Radonjic, "das ist wichtig und auch dringend notwendig." Dann lobte er noch seine Spieler, die irgendwie genügend Energie gefunden hätten, um dank "einer soliden Leistung" gegen Göttingen zu bestehen.

Damit auch weiterhin keine Zeit für trübe Gedanken bleibt, hat sich die Bundesliga erbarmt und einen Spieltag während der Woche angesetzt: Die Bayern gastieren an diesem Donnerstag (18.30 Uhr) bei ihrem ärgsten Verfolger Oldenburg.

© SZ vom 11.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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