Basketball:Bilbao bleibt Bilbao

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Seit dem Aus in der Euroleague hat der FC Bayern kein Spiel verloren. Das 78:76 im Eurocup bestätigt dem Team seriöse Arbeit. Wirklich befriedigend ist es nicht

Von Matthias Schmid, München

Marko Pesic ringt um die richtigen Worte. Er ist hin und her gerissen, als er am Donnerstagvormittag auf dem Flughafen in Bilbao steht. In der Stimme des Geschäftsführers der Basketballer des FC Bayern schwingt Stolz mit auf seine Spieler, die um ihn herum gerade die Zeit bis zum Abflug absitzen. Sie haben am Abend vorher im Eurocup bei Bilbao Baskets ein enges und intensives Spiel mit zwei verwandelten Freiwürfen von Kapitän Bryce Taylor 78:76 gewonnen und damit nach dem Sieg in Bandirma schon die zweite Partie in diesem Wettbewerb auswärts in den letzten Sekunden für sich entschieden, "was uns eine gute Ausgangsposition für das Rückspiel verschafft", wie Pesic sagt. Mit einem Sieg im Heimspiel am nächsten Mittwoch würden die Münchner zwei Spieltage vor Ende der Gruppenphase tatsächlich vorzeitig das Achtelfinale erreichen, mit dann vier Siegen in vier Spielen.

Andererseits, und das macht Pesic etwas zu schaffen: Es ist halt nur der zweitklassige Eurocup und nicht die Euroleague - die attraktivste Fachmesse der besten europäischen Mannschaften geht ohne die Münchner weiter. "Ich will den Sieg jetzt nicht schlecht reden", sagt Pesic, 39, deshalb. "Aber wir haben in Bilbao gewonnen und nicht in Madrid."

Die Bayern mit der Wucht und der kalten Effizienz der vergangenen Wochen könnten aber auch in der Euroleague eine gute Rolle spielen. Das findet zumindest Pesics Kollege Rolf Beyer vom deutschen Meister Brose Bamberg. Der Geschäftsführer sagt: "In ihrer derzeitigen Verfassung hätten die Münchner genauso wie wir Chancen auf das Viertelfinale der Euroleague." Beyer meint das ernst, ohne jeglichen Anflug von Spott. Es ist ein ehrliches Kompliment, denn die Mannschaft von Cheftrainer Svetislav Pesic ist mit dem neunten Pflichtspielsieg in Serie wieder zu einem ernsthaften Bewerber um die deutsche Meisterschaft erwachsen. Das registrieren sie auch in Bamberg genau, wo derzeit alles Anstrengende so leicht aussieht, so schwerelos.

Auch der etwas mit dem Schicksal hadernde Marko Pesic wertet es als "gutes Zeichen, dass wir seit der Enttäuschung von Belgrad nicht mehr verloren haben". In der serbischen Hauptstadt hatten die Münchner im letzten Gruppenspiel der Euroleague trotz deutlicher Führung die Partie in den Schlussminuten noch verloren und so die Zwischenrunde verpasst. Trainer Pesic hat es aber geschafft, dass seine Spieler die Saison danach nicht innerlich schon abhakten, dass sie sich nicht nur für die Meisterschafts-Playoffs einspielen wollen, sondern auch den Eurocup als lohnenswerten Wettbewerb betrachten.

In Bilbao verwandelten die Bayern-Profis im Schlussviertel einen Sechs-Punkte-Rückstand noch in einen Sieg, "weil wir in den letzten fünf Minuten verstanden haben, wie es geht, und gute Entscheidungen getroffen haben", sagt Pesic senior.

Nach der Verpflichtung von Spielmacher Justin Cobbs und der Genesung von Nationalspieler Maximilian Kleber kann der 66-Jährige das Spiel in der Offensive nun besser variieren, er kann Spieler wie Anton Gavel oder Bryce Taylor endlich auf ihren Wunschpositionen spielen lassen, er muss nicht länger experimentieren. Gegen Bilbao verzichtete Pesic dennoch darauf, Kleber aufs Feld zu schicken. Nach komplizierter Fußoperation und mehr als halbjähriger Pause war der Flügelspieler zuletzt gegen Bremerhaven für knapp fünf Minuten zurückgekehrt. "Maxi hat in den wenigen Minuten gezeigt, was er kann", sagt Marko Pesic. Aber die Bayern-Verantwortlichen wollen nichts überstürzen. "Wir müssen sensibel mit seiner Integration umgehen und ihn langsam an die Wettkampfhärte heranführen", sagt der Geschäftsführer. Aber er ist überzeugt davon, dass Kleber im Rückspiel auflaufen wird.

Bis zum nächsten Spiel gegen Bilbao bleibt den Bayern fast eine Woche, um an taktischen Feinheiten üben und angeschlagenen Spielern wie Alex Renfroe und Dusko Savanovic etwas Ruhe gönnen zu können. Am Wochenende steht keine Begegnung in der Bundesliga an. Ob die spielfreie Zeit nun gut oder eher schlecht ist, kann Marko Pesic nicht so recht sagen. "Wir haben im Moment ja einen guten Rhythmus." Der Geschäftsführer hat in diesen Tagen nicht nur zu dieser Frage ein ambivalentes Verhältnis.

© SZ vom 22.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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