Basketball:Beziehungsreiche AG

Lesezeit: 2 min

Daniele Baiesi, drei Jahre einer der Erfolgsgaranten beim Rivalen Bamberg, tritt als neuer Sportdirektor beim FC Bayern an.

Von Johannes Kirchmeier, München

Bevor Daniele Baiesi seinen Job als Sportdirektor bei den Basketballern des FC Bayern München antrat, machte er einen Fehler. Baiesi hatte seine Habseligkeiten von seinem vorherigen Wohnort Bamberg nach Bologna gefahren, in seine norditalienische Heimat. Ein paar Wochen später unterschrieb er dann in München, den Großteil der Strecke hätte er sich sparen können. "Jetzt muss ich das alles wieder abholen", sagte der 41-Jährige bei seiner Vorstellung am Freitag in München. Das sei eine seiner ersten Aufgaben beim FC Bayern. Sportlich will er den täglichen Betrieb "sehen und verstehen".

"Wir müssen einen Weg finden, zusammenzuarbeiten", sagt Daniele Baies

Baiesi ist ein hagerer Mann, der nie auf höchstem Niveau Basketball gespielt hat: "Ich war ein schlechter Amateurspieler", sagt er selbst. Aber er stammt aus der italienischen Basketball-Hochburg Bologna, wo man schon als kleiner Junge mit dem orangefarbenen Ball in Berührung kommt. Baiesi entwickelte einen Blick für das Spiel. Und mit Ausnahme der Fahrt nach Bologna hat er nicht allzu viele Fehler gemacht in den vergangenen Jahren. Neben Trainer Andrea Trinchieri war der Bamberger Einkäufer Baiesi seit Dezember 2014 maßgeblich an den jüngsten drei Meisterschaften der Brose Baskets beteiligt, dem großen Münchner Konkurrenten, der den Bayern ein ums andere Mal schmerzhafte Niederlagen zufügte. Erst als sich in der vergangenen Saison dem Vernehmen nach Differenzen zwischen Trinchieri und Baiesi auftaten, endete die Zusammenarbeit. Ein Glücksfall für die Münchner.

Der Wechsel geriet zum Politikum. Bambergs Aufsichtsratsvorsitzender Michael Stoschek etwa rief Baiesi hinterher: "Wir sind doch sehr erstaunt über den Verein, dem sich Daniele Baiesi anschließt. Denn alles, was er in den vergangenen drei Jahren über den FC Bayern und dessen Geschäftsführer gesagt hat, ließ nicht darauf schließen, dass er nach München geht."

Baiesi sitzt an diesem Freitagvormittag zurückgelehnt auf einer Couch im VIP-Bereich des Audi Domes, er hört aufmerksam zu. Er kenne das Zitat nicht genau, erklärt er, aber Freunde hätten ihm schon eine Übersetzung davon zugeschickt. So oder so, sagt er: "Es stört mich nicht, jeder kann über mich sagen, was er will. Darüber mache ich mir keine Gedanken, das macht das Leben viel einfacher."

Erst einmal versucht er in diesen Tagen anzukommen in München. An den Wochenenden hat er mit der U-Bahn die Stadt erkundet. Anders als in der basketballverrückten fränkischen "Freak City" Bamberg erkennen ihn in München ja nur wenige, berichtet er. Um beruflich anzukommen, teilt er sich mit Geschäftsführer Marko Pesic ein Büro. Oder wie Baiesi es ausdrückt: "Marko teilt sein Büro mit mir."

Der 41-Jährige ist ganz darauf aus, keine weiteren Gerüchte über Unstimmigkeiten aufkommen zu lassen. "Wir müssen einen Weg finden, zusammenzuarbeiten. Wir kommen ja mit einem unterschiedlichen Hintergrund zusammen." Pesic ist wie Trainer Aleksandar Djordjevic und dessen Mitarbeiter Serbe, der Italiener Baiesi baut auf sein internationales Netzwerk, das er sich in fünf Jahren beim NBA-Klub Detroit Pistons, wo er für das internationale Scouting verantwortlich war, erarbeitet hat. Diese Komponente machte ihn bereits in Bamberg zum Architekten des Erfolgs. In München, wo Präsident Uli Hoeneß die Bayern mal wieder gegen die Franken triumphieren sehen will, könnte sie erneut behilflich sein.

Bamberg ist in den drei Jahren mit Baiesi zum Euroleague-Dauergast geworden, die Münchner nicht. Sie starten auch dieses Jahr "unglücklicherweise" (Baiesi) wieder im zweitklassigen Eurocup, wo sie vergangene Saison im Viertelfinale an Malaga scheiterten. Seinen ersten Zugang konnte Baiesi, der das Polo-Shirt in den Farben des FC Bayern noch unauffällig unter einer Trainingsjacke trug, am Freitag nicht präsentieren. Die feste Verpflichtung von Maik Zirbes nach dessen Ausleihe von Maccabi Tel Aviv zieht sich: "Wir sind dabei, aber es ist noch nicht perfekt", sagt Baiesi.

© SZ vom 29.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: