Basketball:Aus eigenem Antrieb

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Auch den Besten gut genug: Tobias Korndörfer, 25, Topscorer gegen Treuchtlingen. (Foto: Claus Schunk)

Bayerns Regionalliga-Team nähert sich dem Aufstieg

Von Matthias Schmid, München

Sebastian Schmitt schlurfte von der kleinen Empore, seine Schultern hingen schlaff herab. Er ging so langsam, dass sich die Medaille um seinen Hals keinen Millimeter bewegte. Schmitt entledigte sich ihr zwar nicht sofort wie manche seiner Klubkollegen, die sie am liebsten in die nächste Mülltonne geworfen hätten. Aber in diesem Moment spürte der 19-Jährige zum ersten Mal keine Freude im Trikot des FC Bayern. Schmitt bewegte sich wie der Teilnehmer einer Trauerfeier, als er am Sonntagnachmittag durch die Rudi-Sedlmayer-Halle schlich. Und genau genommen war er das auch. Die Münchner hatten gerade das Endspiel im Pokalwettbewerb gegen Alba Berlin verloren. Schmitt gehörte wie Karim Jallow und Daniel Mayr zum Kader von Svetislav Pesic.

Wie schnelllebig dere Basketball bisweilen sein kann, haben die drei Spieler aus der zweiten Mannschaft bei der Siegerehrung erfahren müssen. Sie lernten, wie schnell ausgelassene Freude tiefer Enttäuschung weichen kann. Am Tag zuvor hatten sie noch in der 1. Regionalliga Südost das Spitzenspiel gegen den bisherigen Dritten VfL Treuchtlingen locker mit 91:68 Punkten gewonnen. Mit dem 17. Sieg im 19. Saisonspiel behauptete die Mannschaft von Trainer Oliver Kostic die Tabellenführung mit vier Punkten Vorsprung auf die BG Leitershofen/Stadtbergen. "Wir wollen unbedingt den Aufstieg in die ProB schaffen", sagt Schmitt, der elf Punkte und acht Vorlagen beisteuerte.

Schmitt, Jallow und Mayr stehen exemplarisch für das Ausbildungsprogramm mit Spielern aus der eigenen Jugend, mit dem die Münchner die dritthöchste Profiliga erreichen wollen. "Meine Mannschaft hätte sich den Aufstieg auch verdient", sagt Kostic. Der 42-jährige Serbe weiß ganz genau, dass das erforderliche Arbeitsethos oder gelegentliche Einsatzzeiten in der Bundesliga nicht in die Tabelle einfließen. Aber er sieht täglich im Training, dass die übrigen Spieler an Schmitt, Jallow, Mayr und auch Richard Freudenberg wachsen, die regelmäßig bei den Profis mittrainieren dürfen und die ersten Minuten in der BBL gespielt haben. "Durch sie trainieren und spielen die anderen besser, weil sie motiviert sind und merken, dass sich die harte Arbeit auszahlt", sagt Kostic. Alle in seinem Team eint der Traum, eines Tages in der Bundesliga (BBL) auflaufen zu dürfen.

Noch stehen sieben Spiele in dieser Regionalliga-Saison auf dem Programm, unter anderem das Aufeinandertreffen am 19. März beim stärksten Mitbewerber in Leitershofen. Doch inzwischen glauben nicht nur die Spieler und der Trainer daran, dass sie nach zwei vergeblichen Anläufen diesmal stark genug sind, um die Meisterschaft zu gewinnen. Auch im Klub setzen sie sich mit dem Aufstieg konkret auseinander. Falls es dazu wirklich kommen sollte, sagt Bayern-Geschäftsführer Volker Stix, "sollen auch diejenigen in der ProB spielen, die uns die Chance ermöglicht haben". Es wird daher keine radikale Abkehr vom derzeitigen Konzept geben. "Unsere zweite Mannschaft wird ein Ausbildungsteam bleiben", versichert Stix. Er schließt aus, dass es zu Zukäufen hochbegabter ausländischer Spieler kommen wird, wie es etwa das Förderprogramm des BBL-Rivalen Brose Bamberg vorsieht. Den einen oder anderen Zugang wird Trainer Kostic dennoch begrüßen dürfen. "Wir brauchen Spieler wie Tobias Korndörfer, die studieren, aber noch gut genug sind, um bei uns spielen zu können", sagt Stix. Korndörfer, 25, war beim Sieg gegen Treuchtlingen mit 15 Punkten Bayerns Topscorer gewesen. Die Pokal-Niederlage der Profis am Tag danach erlebte er - anders als Sebastian Schmitt - von der Tribüne aus mit.

© SZ vom 23.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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