Basketball:Aus der Tiefe des Kaders

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Die Bayern-Basketballer wollen Gründonnerstag gegen Bonn gewinnen, blicken aber schon Richtung Playoffs.

Von Matthias Schmid, München

Aleksandar Djordjevic ist ein Basketballlehrer, der nicht gerne an seine Spielerkarriere zurückdenkt. "Vergangene Zeiten", sagt der Cheftrainer des FC Bayern dann mit hochgezogenen Augenbrauen, "History", wie er hinzufügt. Vergessen und vorbei. Doch wenn man wie der Serbe an der Geschichte seines Sports so aktiv als Autor mitgeschrieben hat, ist das nicht so einfach mit dem Vergessen.

Weltmeister war er unter anderem mit dem ehemaligen Jugoslawien, er spielte in der nordamerikanischen Profiliga NBA und in Spaniens Promi-Klubs Real Madrid und FC Barcelona. Erst kürzlich habe ihn sein früherer Verein Partizan Belgrad angerufen, erzählt Djordjevic vor dem Bundesligaspiel an diesem Donnerstag (20.30 Uhr, Audi-Dome) gegen den Tabellenfünften Telekom Bonn. Denn sein legendärer Buzzer Beater, dieser Dreipunktwurf mit der Schlusssirene im Euroleague-Finale gegen den spanischen Klub Badalona, jährt sich in diesem Jahr zum 25. Mal. Für Partizan ein großes Fest, für Djordjevic ein Tag der Trauer, wie er süffisant bemerkt. "Sie hätten nicht sagen dürfen, dass das schon 25 Jahre zurückliegt." Er wird nicht gerne auf sein Alter von 49 Jahren angesprochen.

Als einer der prägendsten und pfiffigsten Spielmacher des Kontinents hat Djordjevic natürlich ein besonderes Faible für die Guards in seinem Team. Und so hebt er seinen jüngsten Zugang Dru Joyce nach dem Sieg gegen den bis dato ungeschlagenen Tabellenführer Ulm und vor dem Spiel gegen Bonn aus dem Kollektiv heraus. "Er hat Ruhe in die Mannschaft gebracht mit seinen hohem Basketballwissen und seinen Spielmacher-Fähigkeiten."

Der 32-jährige Amerikaner könnte so etwas wie das letzte fehlende Puzzlestück für das große Münchner Bild gewesen sein, für den ersehnten Titel. "Wir sind auf einer Mission", sagt Djordjevic. Sein Ziel sind die Finalspiele um die deutsche Meisterschaft. Und auf dem Weg dorthin könnten die Bayern im Viertelfinale abermals Bonn begegnen: "Deshalb müssen wir mit aller Seriosität das Spiel angehen." Im Hinblick auf die Meisterrunde kann und will er da keine taktischen oder spielerischen Geheimnisse zurückhalten. "Was soll ich denn verstecken?", fragt der Coach und lieferte die Antwort nach einer Kunstpause gleich selbst: "Nichts. Jeder weiß, wie Bamberg oder wir spielen. Wir wollen das Spiel einfach gewinnen." Djordjevic erwartet ein physisch hartes Duell gegen die Bonner, die das Hinspiel überraschend für sich entschieden hatten. Die Bayern revanchierten sich anschließend immerhin mit dem Sieg im Viertelfinale des Pokalwettbewerbs. "Vor allem ihre großen Jungs um Filip Barovic und Julian Gamble haben uns leiden lassen", erinnert der Bayern-Coach an die Bonner Qualitäten.

Wären Ulm, Bamberg und München am Ende punktgleich, lägen die Bayern vorn

Mittlerweile haben die Bayern in Maik Zirbes aber auch einen riesigen Kerl, der es versteht, unterm Korb auszuteilen und seinen Körper gewinnbringend einzusetzen. Djordjevic macht mit dem rechten Arm eine Wellenbewegung, um die bisherige Leistungskurve des 2,07 Meter großen Nationalspielers zu beschreiben, den die Münchner von Maccabi Tel Aviv bis zum Saisonende ausgeliehen haben. Es ging auf und ab. "Ihm macht noch die Fußsohle zu schaffen", sagt Djordjevic. Beim Sieg in Ulm wechselte der Trainer Zirbes erst in der zweiten Hälfte ein, genauso wie Nihad Djedovic. Die Tiefe ihres Kaders hebt die Bayern derzeit ein wenig ab von den übrigen Kontrahenten - sogar von Meister Brose Bamberg. "Das hilft uns extrem", sagt Maximilian Kleber, "weil wir so immer frische Energie bekommen und viel variieren können." Seit zwölf Spielen dauert die Siegesserie des FC Bayern mittlerweile an.

Und falls die Ulmer noch zwei der letzten sechs Saisonspiele vor Beginn der Playoffs verlieren, und München und Bamberg jeweils ungeschlagen bleiben sollten, würde ein komplizierter Dreiervergleich am Ende über den Hauptrundensieger entscheiden. Bei Punktgleichheit blieben die Schwaben Erster, aber der FC Bayern würde sich noch an Bamberg auf Platz zwei vorbeischieben und hätte so ein garantiertes Heimrecht bis zu einer möglichen Finalserie.

Doch mit wilden Rechenspielen wollen sich Kleber und die anderen Bayern-Profis erst gar nicht aufhalten. Sie wollen die nächsten Spiele gegen Bonn und am Ostersonntag in Vechta einfach gewinnen. Kleber sagt: "Alles andere würde uns nur ablenken."

© SZ vom 13.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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