Basketball:Aufgedreht nach der Pausenansprache

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In die Enge getrieben: Paul Zipser (am Ball) war trotz der Umzingelung durch die Würzburger Florian Koch (li.) und Skyler Bowlin Münchens Bester. (Foto: Heiko Becker / imago)

In fremden Hallen offenbart der FC Bayern wie beim 90:82 in Würzburg noch Startschwierigkeiten.

Von Joachim Mölter, Würzburg/München

Ach, könnte man doch lauschen, welche taktischen Sachen und motivierenden Dinge während der Halbzeit immer besprochen werden in der Umkleidekabine der FC-Bayern-Basketballer, das wäre mal interessant. Oder nicht? Nö, findet Paul Zipser. "Uns ist da nur gesagt worden, dass wir besser kommunizieren müssen", erzählte der Flügelspieler lakonisch nach dem 90:82 (42:43) am Sonntag bei s.Oliver Würzburg, bei dem Zipser seinen 100. Bundesligaeinsatz für die Münchner absolvierte und mit 13 Punkten, vier Rebounds und drei Vorlagen bester Mann war. Der Sieg lag an einer Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit: In den ersten sechs Minuten nach der Pause waren die Münchner mit einem 15:3-Lauf entscheidend davongezogen auf 57:46.

Es war der fünfte Sieg im fünften Saisonspiel der Basketball-Bundesliga (BBL), und es war nicht das erste Mal, dass die FC-Bayern-Profis Startschwierigkeiten offenbarten und erst nach der Pausenansprache von Trainer Dejan Radonjic aufdrehten. Lässt man den 111:55-Auftakterfolg gegen den bemitleidenswerten Aufsteiger Hamburg Towers außer Acht, hatten die Münchner bislang nur einmal leichtes Spiel von Anfang an: zu Hause gegen die Braunschweiger Löwen. Da legten sie mit einem 10:0-Start die Basis für den 75:62-Sieg.

Aber auswärts tun sich die FC-Bayern-Basketballer schwer, ins Spiel zu kommen. Beim 81:77 in Frankfurt lagen sie im ersten Viertel 8:22 hinten, beim 90:83 in Oldenburg zu Beginn des zweiten Abschnitts gar 13:34. In Würzburg fielen sie zwar nicht ganz so weit zurück (11:17 nach acht Minuten), konnten die Gastgeber allerdings erneut erst nach der Pause abschütteln. Und beim 84:85 verlorenen Pokal-Heimspiel gegen Bonn liefen die Münchner ebenfalls von Beginn an einem Rückstand hinterher, phasenweise 15 Punkte.

In der Euroleague hingegen sind die Münchner bislang stets prima in die Partien gekommen, nicht nur bei den Heimsiegen über Mailand (78:64) und Villeurbanne (104:63). Selbst bei den Niederlagen gegen die Moskauer Klubs ZSKA (68:79) und Khimki (74:87) hielten sie zunächst mit.

Der Münchner Guard Nihad Djedovic erklärt die auffällige Diskrepanz zwischen nationalem und internationalem Betrieb mit dem Spielrhythmus. "Wer das nicht gespielt hat, kann das nicht verstehen", sagt er, erklärt die Besonderheiten aber trotzdem: "Vor den Euroleague-Spielen sind wir frischer als vor BBL-Spielen. Davor haben wir nur einen Tag Pause, maximal zwei Tage. Aber zwischen der BBL und der Euroleague haben wir drei Tage, manchmal auch vier, um uns vorzubereiten. Deswegen hakt es vielleicht noch in der deutschen Liga." Zudem seien die hiesigen Klubs immer besonders motiviert gegen den deutschen Meister. "Die Liga ist hungrig auf uns", sagt Djedovic, "gegen uns treffen die Mannschaften auch mit dem Fuß, wenn sie schießen. Das macht es schwer."

Die Schwierigkeiten in der BBL beunruhigen ihn nicht, versichert der 30-Jährige, "das ist normal". Andere europäische Spitzenklubs hätten größere Probleme in ihren heimischen Ligen: Da hat Mailand schon dreimal verloren, ZSKA zweimal, der FC Barcelona zweimal, Fenerbahce Istanbul einmal. Andererseits hat Spaniens makelloser Tabellenführer Real Madrid im europäischen Wettbewerb schon zwei Niederlagen auf dem Konto, weshalb er bei seinem Gastspiel in München am Mittwoch (20.30 Uhr) bereits unter Erfolgsdruck steht. Die Bayern-Basketballer sind jedenfalls gewarnt. "Gegen Real müssen wir besser starten", weiß Zipser, "in den letzten Spielen war das eine Schwäche." Immerhin dürfen die Münchner gegen Madrid zu Hause antreten. Da tun sie sich erfahrungsgemäß leichter, gleich in ihren Rhythmus zu kommen.

© SZ vom 29.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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