Basketball:Auf den Spuren der Königlichen

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Alles gegeben (von links): Kilian Binapfl und Julius Düh im Finale des "Adidas Next Generation Tournament" gegen Diego de Blas und Real Madrid. (Foto: Christian Kolbert/imago/kolbert-press)

Trotz des 57:77 im Finale des "Adidas Next Generation Tournament" gegen Real Madrid verzückt Münchens U18 die Bosse beim FC Bayern.

Von Ralf Tögel, München

Dass sich die Basketballabteilung des FC Bayern München weiterentwickelt hat, war nicht nur am späten Sonntagabend in Bamberg zu sehen, als die Profis ihre Vormachtstellung mit dem 71:63-Sieg bei Meister Bamberg weiter ausbauten. Der FCB ist in der Liga das Maß der Dinge, am kommenden Wochenende sind die Bayern erster Favorit in der Pokal-Endrunde. Auch im Eurocup, dem zweithöchsten europäischen Wettbewerb gehen die Münchner mit guten Titelchancen in die K.-o.-Phase Anfang März. Doch nicht nur die Profis machen in der Basketballlandschaft von sich reden, auch die Jugend rückte an diesem Wochenende in den Fokus: Die U 18 des Klubs stand im Finale des Qualifikationsturniers "Adidas Next Generation Tournament" (ANGT) im Audi Dome - was bisher keiner deutschen Nachwuchsmannschaft gelungen ist. Da ließ es sich auch leichter verschmerzen, dass der übermächtige Nachwuchs von Real Madrid mit 77:57 Punkten gewann.

Die Chancen auf eine Einladung zur Finalrunde in Belgrad stehen nach diesem Turnier gut

Nie vorher hat ein deutsches Team bei dieser elitären Veranstaltung so gut abgeschnitten, die namhafte nationale Konkurrenz musste sich hinter den Münchnern einreihen. Der dritte Platz von Alba Berlin, der sechste von Brose Bamberg und Rang sieben von Ratiopharm Ulm sind indes allemal Beleg, dass sich der deutsche Nachwuchs nicht verstecken muss. Freilich haben nur die Münchner die Chance, beim ANGT-Finale in Belgrad dabei zu sein.

Die jeweiligen Sieger der vier Qualifikationsturniere sind fix dabei, wenn im Mai im Rahmen des Euroleague-Finales das beste europäische U-18-Vereinsteam gekürt wird. Weitere vier Plätze werden per Einladung vergeben, die Münchner haben gute Chancen, berücksichtigt zu werden.

Zum einen wegen ihrer sportlich starken Vorstellung, zum anderen als eine Art Auszeichnung für den Klub, der dieses dreitägige Event, das insgesamt 5000 Zuschauer und etwa 20 NBA-Scouts sehen wollten, mit Bravour organisiert hat. Entsprechend zufrieden äußerte sich Geschäftsführer Marko Pesic: "Das war eine tolle Veranstaltung, die unser Office auf die Beine gestellt hat, das Turnier war echte Werbung für den Nachwuchs-Basketball. Unser Team hat einen großen Anteil daran, denn es hat sich prima präsentiert und das ganze Wochenende über unglaublich gekämpft." Auch Chefcoach Demond Greene, der eigentlich für das NBBL-Team verantwortlich zeichnet, war voll des Lobes für seine verjüngte Auswahl, in deren Reihen teilweise 16-Jährige standen. Er sah den Verein auch sportlich "großartig vertreten", die Spieler hätten "alles gegeben und mit der Finalteilnahme etwas bisher Einmaliges geschafft, das Ansporn für die Zukunft ist. Wir sind stolz auf unsere Jungs."

FC-Bayern-Youngster Kilian Binapfel wird in die Turnier-Auswahl berufen

Konnte er sein, zumal in Bayern-Youngster Kilian Binapfl, der gerade 18 Jahre alt geworden ist, eines seiner Talente ins All-Tournament-Team gewählt wurde - Binapfl erzielte starke 19,6 Punkte pro Spiel. In dem Bamberger Henri Drell stand ein weiteres deutsches Talent in der Turnier-Auswahl, zum besten Spieler wurde indes der erst 15-jährige Mario Nakic von den königlichen Turniersiegern gewählt.

Real Madrid ist einer jener potenten spanischen Vereine, die im europäischen Nachwuchs-Basketball beispielhaft sind. Noch. Denn die Münchner haben auch in diesem Bereich aufgeholt, wie die U 18 eindrucksvoll bewies. Unter anderem auch wegen ständiger Innovationen, die die Abteilung zwar auf Trab halten, aber auch spürbar voranbringen. So sind die Münchner im Basketball der weltweit erste Verein, der eine Kooperation mit dem deutschen Softwarehersteller SAP eingegangen ist - was in Fußball gang und gäbe ist. Seit Januar 2017 nutzt der FCB das Know-how der Württemberger, um auf einer Kommunikationsplattform die Vielzahl an Informationen, die eine Abteilung dieser Größenordnung täglich hervorbringt, zu koordinieren und den richtigen Stellen zugänglich zu machen. Das betrifft Bereiche wie Scouting, Spielnachbereitungen, Fitness- oder Gesundheitszustand der Spieler, Trainingsinhalte oder die individuelle Video-Vorbereitung auf Spiele.

Gerade im Jugendbereich ist das von unschätzbarem Vorteil, wo es neben der sportlichen auch eine private und gewissermaßen erzieherische Komponente gibt. "Wir haben dadurch eine große Transparenz", erklärt Pesic, die Zusammenarbeit funktioniert hervorragend. "Ich glaube, wir haben damit Pionierarbeit geleistet", findet der Geschäftsführer, der sich und seinen Klub indes "noch lange nicht am Ziel" sieht. Bei der Konkurrenz werden sie dies aufmerksam zur Kenntnis nehmen.

© SZ vom 13.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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