Basketball:Auf dem Weg der Besserung

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Im Ringen mit Drew Crawford um den Ball gewinnt Anton Gavel (oben) auf Schulter. (Foto: Pressefoto Baumann/Imago)

Nach der physisch fordernden Auseinandersetzung mit Ludwigsburg sieht sich der FC Bayern gestärkt für die Eurocup-Begegnung mit Moskau

Von Matthias Schmid, München

An Lurchi hätten sich die Ludwigsburger Basketballer, die sich "Riesen" nennen, ein Beispiel nehmen müssen. Das Klub-Maskottchen, ein Salamander, traf am Samstagabend in der Pause einen wilden Wurf von der Mittellinie. Hätten die Profis des Bundesligisten ähnlich gut getroffen, dann hätten sie vermutlich die Partie gegen den FC Bayern gewinnen können. So aber hatten sie gegen die Münchner mit 65:75 (33:43) Punkten das Nachsehen. Das lag nicht zuletzt an einem Bayern-Spieler, der wohl auch Lurchi inspiriert hatte.

FCB-Kapitän Bryce Taylor hatte mit der Viertelsirene nach den ersten zehn Minuten einen sogenannten Buzzer Beater verwandelt, einen eigentlich unmöglichen Wurf aus der eigenen Hälfte. Taylor sprang sogar noch hinter der eigenen Dreierlinie ab, er traf also aus fast 20 Metern Entfernung. Es war das Signal, das die Münchner brauchten. Die Gäste hatten sich lange schwer getan gegen die athletischen Ludwigsburger. "Das war ein sehr wichtiger Sieg für uns", sagte Bayern-Cheftrainer Sasa Djordjevic hinterher, "vielleicht sogar der bislang wichtigste in der Bundesliga".

In der Tat war es nicht immer schön anzusehen, was der Tabellendritte zeigte, aber es war erfolgreich, weil er wuchtig und lästig verteidigte. "Das war wirklich ein harter Kampf mit vielen Duellen", sagte Djordjevic: "Ludwigsburg hat sehr physisch gespielt, mit viel körperlichem Kontakt, aber darauf haben wir gut geantwortet." Die Bayern beendeten damit ihre kurze Reise durch Württemberg mit einem weiteren Sieg, nachdem sie drei Tage davor im Eurocup gegen Ulm gewonnen hatten. Die Parallelen in den beiden Partien waren verblüffend. Vielleicht lag es auch daran, dass einige Münchner von einem grippalen Infekt geschwächt waren. Spielmacher Anton Gavel, Vladimir Lucic und Danilo Barthel konnten in den vergangenen Tagen nicht oder kaum trainieren. Immer wieder erlaubten sich die Münchner unerklärliche Ballverluste und verspielten auf diese Weise ein ums andere Mal angenehme Führungen.

In Ulm waren es 17 Turnovers, in Ludwigsburg sogar zwei mehr. "So viele dürfen uns nicht passieren", fand Djordjevic. Ihm gefiel aber, wie seine Spieler sich trotzdem wehrten und versuchten, mit schnellen Ballstafetten den besser postierten Mitspieler zu finden. Allen voran Barthel tat sich darin hervor. Der Nationalspieler hatte in Ulm noch wegen seiner Erkältung zuschauen müssen. Gegen Ludwigsburg schwang er sich im Schlussviertel zum wichtigsten Bayern-Werfer auf, als die Heimmannschaft den Rückstand noch mal auf sechs Punkte (53:59) hatte verkürzen können. Zehn seiner insgesamt 18 Punkte sammelte Barthel in den letzten zehn Minuten. Er wollte nach der Partie aber keine große Sache daraus machen. "Wenn ich spiele, spiele ich immer 100 Prozent", beteuerte der 25-Jährige, "egal wie es mir geht." Ganz genesen sei er freilich noch nicht: "Es war sehr kraftraubend."

Angeschlagen verpasste auch Reggie Redding die letzten Spielminuten. Der Amerikaner war bis dahin mit einer perfekten Wurfquote aus dem Feld aufgefallen: Er verwandelte alle seine fünf Versuche. Djordjevic hofft, dass Redding und die übrigen Spieler am Mittwoch (20 Uhr) wieder ganz gesund sind. Denn dann empfangen die Münchner im Eurocup in Khimki Moskau eine europäische Spitzenmannschaft. Mit einem weiteren Sieg könnten sich die Münchner in eine günstige Ausgangsposition für das Viertelfinale bringen. "Wir können zuversichtlich auf das schwere Europacup-Spiel in unserer Halle blicken", sagt Djordjevic. Seine Spieler hatten ihn durch die Siege in Ulm und Ludwigsburg wieder besänftigen können, nachdem der Serbe sie zuvor lautstark kritisiert hatte für ihre mangelnde Berufsauffassung im Heimspiel gegen Braunschweig. Alles wollte und konnte er natürlich nicht gutfinden, vor allem in der Offensive fehlt noch die Selbstverständlichkeit. "Und beim Spiel im Low Post müssen wir verstehen, wie wir uns besser anstellen können", sagte Djordjevic.

Für die Verteidigung des eigenen Korbes wäre eigentlich der riesenhafte Ondrej Balvin prädestiniert, doch der 2,17 Meter große Center spielte in Ludwigsburg nur 47 Sekunden. Dabei war er nicht einmal erkältet.

© SZ vom 09.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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