Basketball:Altruist auf Titeljagd

Lesezeit: 3 min

Der Blick geht nach oben: Danilo Barthel (re.) war gegen Bamberg bester Bayern-Schütze. Auch von Dorell Wright ließ er sich nicht stoppen. (Foto: Zink/imago)

Erst seit der Verletzung von Milan Macvan spielt Danilo Barthel im System der Bayern-Basketballer eine tragende Rolle. Er hat sich nie beschwert - und nun großen Anteil an der Dominanz der Münchner.

Von Matthias Schmid, Bamberg

Danilo Barthel sehnte sich in diesem Moment nach so etwas wie Halt, er atmete noch schwer, obwohl die Partie schon einige Minuten alt war und er sich unter Dusche ein bisschen erholen konnte. Der Basketballer des FC Bayern lehnte sich also in der Bamberger Arena an die Werbebande, um ein wenig verweilen zu können vor dem Gang zum Bus. Mit 73:61 hatten die Münchner am Sonntagabend beim deutschen Meister Brose Bamberg gewonnen, es war eine aufreibende Partie gewesen, bis der erste Erfolg der Münchner in Bamberg nach zwei Jahren feststand; im zweiten Viertel lagen die Münchner gar mit 15 Punkten zurück (14:29).

Da stand er nun, dieser ein wenig erschöpft wirkende Schrank von einem Mann, der mal wieder großen Anteil daran hatte, dass die Münchner die Bundesliga-Tabelle mit 38:2 Punkten so souverän anführen. "Wir haben gezeigt, dass wir dazugelernt und den nächsten Schritt gemacht haben", erklärte Barthel, er hatte mit 20 Punkten und neun Rebounds die meisten Zähler gesammelt. Der 26-Jährige war stolz auf die Mannschaft, stolz darauf, wie sie zurück ins Spiel gefunden hatte, weil sich die Spieler nie aufgeben haben. Stolz auf sich war er nicht, für ihn ist es eine Selbstverständlichkeit, sich völlig zu verausgaben. Barthel ist ein Teamspieler, wie es sich ein Trainer wünscht: verlässlich, immer bereit und nie nachtragend.

Denn der Nationalspieler bekam in dieser Spielzeit bisweilen nicht viel Spielzeit, erst seit jüngst Milan Macvans Kreuzband riss, spielt er in der Rotation von Trainer Aleksandar Djordjevic eine größere Rolle. Dass er sich darüber nie beschwert hat, imponiert dem Serben. "Er kommt jeden Tag zum Training und gibt einhundert Prozent", lobte Djordjevic Barthel vor kurzem, "egal, was vorher war. Ob er viel gespielt hat oder wenig, ob er viel gepunktet hat oder gar nicht."

Dieser Altruismus war auch gegen Bamberg gefragt, nachdem die Münchner seltsam ermattet ins Spiel gestartet und früh zurückgelegen hatten. "Wir sind in den ersten Minuten von den Bambergern mit ihrem hohen Tempo überrannt worden", gibt Barthel zu. Es war sein Einsatzwille, seine Kampfeslust unterm Korb, an dem sich seine Mitspieler psychisch und physisch wieder aufrichten konnten, wie Kapitän Anton Gavel bestätigte. Barthel trat so selbstbewusst und energisch auf, wie es sich Djordjevic schon von Spielbeginn an von allen seinen Profis gewünscht hätte: Der 2,08 Meter große Flügelspieler ging unter dem Korb dorthin, wo es wehtat, wo gerempelt und geschubst wurde. "Ich kann gerade mit meiner Körperlichkeit und meiner Energie vorangehen", sagte er. Selbstlob ist nicht Barthels Sache, er überlässt das lieber den Kollegen. Gavel sprang gerne ein: "Danilo spielt gerade unglaublich gut", hob er hervor, "er hat uns in den vergangenen Spielen schon echt getragen."

In der vergangenen Saison fehlte dem FC Bayern so ein Spieler nicht nur in den entscheidenden K.o.-Spielen gegen Bamberg, sondern auch gegen vermeintlich kleinere Mannschaften wie Göttingen. Dabei benötigte Barthel nach seinem Wechsel im Sommer 2016 von Frankfurt nach München schon einige Zeit, um sich in dem ambitionierten Weltverein zurechtzufinden.

Die Göttinger sind nun an diesem Mittwoch (20.30 Uhr) zu Gast im Audi-Dome. Es ist ein Liga-Spiel, das die Münchner eher als störend empfinden dürften, weil an diesem Wochenende die Pokalendrunde ansteht, der erste Titel wird vergeben. Und die Bayern wollen sich nach drei titellosen Jahren endlich mal wieder selbst belohnen für ihre erfreuliche Entwicklung in dieser Saison. Die Konzentration gelte also dem Halbfinale im Pokal am Samstag gegen Gastgeber Ratiopharm Ulm? "Nein", widerspricht Barthel vehement, "wir haben vorher noch das Spiel gegen Göttingen. Darauf kommt es an."

Die Bayern sind auch deshalb derzeit so überlegen, weil sie unersättlich sind, hungrig nach Erfolg, sie geben kein Spiel verloren, auch wenn es noch so unwichtig erscheint. Noch sei gar nichts erreicht, erinnert auch Gavel: "Alles ist nur eine schöne Momentaufnahme", fügt der 33-Jährige hinzu, der mit Bamberg einst vier Meisterschaften und drei Pokalsiege gewonnen hat. Denn auch für den Deutsch-Slowaken zählen nur Titel. Dass dies auch im Kopf von Barthel herumschwirrt, konnte er trotz des Respekts vor Göttingen nicht ganz verbergen. "Wir müssen uns auf jedes der drei Spiele gewissenhaft vorbereiten", sagte er. Barthel geht also davon aus, dass sie am Sonntag um den Pokalsieg spielen werden, es wäre die dritte Partie in dieser Woche. Und dann wird Danilo Barthel ganz bestimmt ausgeschlafen sein.

© SZ vom 14.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: