Basketball:Alles beim Alten

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Der FC Bayern München düpiert Trier mit 92:51 und freut sich über zwei weitere Jahre mit Cheftrainer Svetislav Pesic

Von Ralf Tögel, München

Einen einzigen Pass musste er spielen, in den gesamten 40 Minuten. Und der kam nicht an. Als Svetislav Pesic nach einem Foul das Spielgerät von der Seitenlinie zum Schiedsrichter passen wollte, rutschte im die Kugel wohl etwas ab. Zum Glück war sei Vertrag zu diesem Zeitpunkt schon verlängert - vermutlich hätte es ohnehin keine Rolle gespielt. Nach der neuerlichen Demontage eines Gegners im Audi Dome, was langsam zur Regelmäßigkeit wird und dieses Mal die Akteure des TBB Trier traf, hat der FC Bayern München seine Zusammenarbeit mit dem 65-jährigen Serben um weitere zwei Jahre verlängert.

Damit hat der Klub die Königspersonalie erledigt, nun wird noch mit den Assistenztrainern Emir Mutapcic und Andreas Wagner verhandelt. "Geben Sie uns zwei Wochen Zeit, wir wollen natürlich das gesamte Trainer-Paket", sagte FCB-Vizepräsident Rudolf Schels, den der Hallensprecher vor der Partie als Chef de Mission begrüßt hatte. Schels obliegt es schlussendlich, den Daumen zu heben oder zu senken, in diesem Fall ist der Ausgang nicht schwer vorherzusehen. Mutapcic ist weit mehr als ein alter Weggefährte von Pesic, der kein Problem hat, im Schatten seines Chefs zu blühen - obwohl er zuletzt sogar ein Kurzengagement als deutscher Nationaltrainer hatte. Auch Wagner hat sich als akribischer Arbeiter unersetzbar gemacht, die Ambitionen des 39-Jährigen werden indes früher oder später wachsen. Wagner war in Bayreuth BBL-Chefcoach, noch spricht wenig gegen eine weitere Vertragsverlängerung.

Vor der Inthronisierung des neuen alten Cheftrainers musste aber eine Kleinigkeit erledigt werden: der TBB Trier. Kein größeres Problem für ein Bayern-Team, das momentan in blendender Verfassung spielt. Nach dem Euroleague-Aus und der Niederlage in Trier hatte Pesic im vergangenen Dezember harsche Kritik am Personal geübt, sicher nicht ohne Kalkül. Als Reaktion kam seinerzeit Bo McCalebb, mit mäßigem Ertrag. Mittlerweile sind bis auf Topscorer Nihad Djedovic alle Spieler fit, was sich im edel besetzten Kollektiv zusehends niederschlägt. Nach dem 92:51-Sieg gegen überforderte Trierer Gäste blieb nur eine Frage offen: Wie konnte diese Auswahl vor knapp drei Monaten gegen Trier verlieren? Zwar fehlte seinerzeit Kapitän Bryce Taylor, dafür war McCalebb noch mit von der Partie. Aber die Spieler waren aufgrund vieler Verletzungen weit entfernt von ihrer körperlichen Bestform, das jetzt so austarierte Zusammenspiel folglich erst im Entstehen. Kostproben davon gab es am Samstagabend, als die Trierer den Spielzügen der Bayern nur staunend hinterherschauen konnten. Vieles ging schlichtweg zu schnell für diesen Gegner, das Konzept der Bayern ging ebenfalls schnell auf. Mit einer aggressiven Defense wurden von Beginn an viele Bälle gewonnen, dann ging es flott nach vorne. Pesic legt größten Wer auf Transition-Basketball, also das schnelle Umschalten. Hätten die Bayern nicht zu Beginn der Partie ein paar offene Würfe vergeben, sie wäre noch schneller entschieden worden. So blieb Trier nach dem ersten Viertel (28:12) die Hoffnung auf Besserung, zur Halbzeit (50:25) die an ein Wunder und nach einem Lichtblick im dritten Viertel (72:43) die Hoffnung darauf, dass der Gegner angesichts seiner Überlegenheit in Arroganz verfällt. Doch derlei Versuchungen hat der Coach den Spielern ausgetrieben, die pflegen gerade im Schlussabschnitt den Kontrahenten endgültig zu brechen. 20:8 lautete das finale Viertel, die Schmach von Trier war getilgt, das Kollektiv lief einmal mehr gut geschmiert. Ein Wiedersehen mit McCalebb ist schon aus diesem Grund unwahrscheinlich, aber möglich, weil die Bayern dessen Spielberechtigung behalten haben. Somit könnte der Kontrakt mit ihm auch nach der Wechselfrist wiederbelebt werden. Eine Option, "die wir nicht brauchen werden", wie Schels nach dem Spiel meinte. Mit dem jetzigen Team sei er "sehr zufrieden". Zudem laufen bei acht Spielern die Verträge aus, etwa bei Lucca Staiger. Die können ihren Wert nun erhöhen, Staiger gelang das nicht schlecht, er war mit 15 Punkten Topscorer.

Und Pesic? Der hatte nicht "viel zu meckern". In allen Statistiken war München deutlich vorn, auch bei den Turnovers. Trier hatte 20 Ballverluste, die Bayern zehn. Seinen eingerechnet.

© SZ vom 02.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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