Basketball:15 Gründe

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Der FC Bayern München ist nicht nur Gastgeber des Finalturniers der BBL, der Titelverteidiger ist dank seines starken Kaders auch der Topfavorit.

Von Ralf Tögel

Crunch-Time: Eine besondere Finalrunde steht nun in der BBL an. (Foto: Eibner/Imago)

An diesem Samstag wird in München die deutsche Meisterschaft im Basketball fortgesetzt, die man jetzt schon als die wohl ungewöhnlichste der Geschichte bezeichnen kann. In zwei Fünfer-Gruppen spielen Gastgeber FC Bayern, Crailsheim, Oldenburg, Göttingen und Ulm (Gruppe A), sowie Ludwigsburg, Berlin, Vechta, Bamberg und Frankfurt (Gruppe B) je einmal gegeneinander. Die vier Gruppenbesten treffen im Viertelfinale überkreuz aufeinander, dann wird bis zum Finale im Best-of-two-Modus gespielt, bei je einem Sieg entscheidet die Korbdifferenz. Los geht es am 6. Juni, zweimal wird pro Tag gespielt (16.30 und 20.30 Uhr), die Gruppen wechseln sich ab, das zweite Finalspiel steigt am Sonntag, 28. Juni, um 15 Uhr. Alle Teams wohnen im selben Hotel und trainieren und spielen ausschließlich im Audi Dome. Dass sich die Bayern mit der Rolle des guten Gastgebers zufrieden geben, ist nicht zu erwarten. Chefcoach Oliver Kostic muss in Topscorer Greg Monroe und Nihad Djedovic auf zwei seiner wichtigsten Akteure verzichten, doch auch ohne sie ist der FCB Topfavorit. Warum, zeigt der Blick auf den Kader.

Der Rückkehrer

Von der Qualität eines T. J. Bray konnten sich die Bayern im Vorjahr überzeugen. Als Spielmacher von Vechta erzielte er im Playoff-Halbfinale 38 Punkte. Aber wie gut ist er nun in Form? Als die Saison unterbrochen wurde, war Bray nach Hause in die Staaten geflogen. Dort hat er fast zwei Monate lang keinen Ball mehr in der Hand gehalten, geschweige denn Basketball gespielt. Schon in der Vorbereitung war Bray von einer langwierigen Fußverletzung nebst Operation gebremst worden, mühsam kämpfte sich der 27-Jährige zurück. Die Form des Vorjahres bei Vechta hat er aber im neuen Team noch nicht erreicht.

Der Scharfschütze

Petteri Koponens Spezialität ist es, mit dem letzten Wurf ein Spiel zu entscheiden, denn Nerven scheint der 32-jährige Finne nicht zu kennen. Unvergessen sein Buzzer Beater zum 73:71-Sieg gegen Barcelona, als der Ball, begleitet von der Schlusssirene, durch den Korb flutschte. Auch in dieser Saison hat Koponen den Bayern mit so einem Kunststück bereits einen Sieg gerettet, als er die verloren geglaubte Partie gegen Göttingen im Dome mit einem Dreier in letzter Sekunde zum 82:81 drehte.

Der Stilist

Kaum ein Spieler in der BBL dribbelt sich so geschmeidig wie Maodo Lo durch die gegnerischen Reihen. Mit seinen blitzartigen Antritten zieht er gerne am verdutzten Verteidiger vorbei zum Korbleger. Wegen des verletzungsbedingten Fehlens von Bray musste der 27-Jährige aber lange Zeit die Last der Spielführung alleine tragen, was angesichts der hohen Belastungen aus Bundesliga und Euroleague spürbar an seinen Kräften zehrte. Dabei zeichnet Lo nicht nur sein starkes Eins-gegen-eins-Spiel aus, der 27-Jährige ist auch aus der Distanz äußerst treffsicher.

Der Trainingsweltmeister

Noch konnte Diego Flaccadori nicht restlos überzeugen, vor allem in der Euroleague wirkte er oft überfordert. Geschäftsführer Marko Pesic, früher bekanntlich selbst Nationalspieler, erzählte oft von den herausragenden Trainingsleistungen des italienischen Nationalspielers. Die Gelegenheit könnte für den 24-Jährigen nicht besser sein, diese nun zu bestätigen.

Der Vorbereiter

Von Zan Mark Sisko hat Kollege Bray einmal gesagt: "Er steht manchmal in der Mitte der Zone und auf einmal habe ich an der Dreierlinie den Ball in der Hand." Sisko könne Räume erkennen, die andere nicht sehen, der 22-jährige Slowene ist ein klassischer Vorbereiter. Mit einem guten Pass mache er zwei Spieler glücklich, sagt er selbst, sich als Passgeber und den Kollegen, der frei werfen kann. In der Adriatic League hatte der Nationalspieler mit knapp zehn Assists im Schnitt geglänzt, dafür haben sie ihn in den Kader geholt.

Der Kämpfer

Alex King schafft es immer wieder alle zu überraschen. Abschreiben sollte man ihn nie, der 35-Jährige ist ein Kämpfer, der Prototyp des Teamspielers, der gerne wichtige Gegner aus dem Spiel nimmt, oder auch mal vier Dreier in Serie einstreut. Und das zu jeder Zeit: Egal wie lange er auf der Bank sitzt, wenn King aufs Spielfeld kommt, ist er auf der Höhe - immer.

Der Abgezockte

Wenn von abgezockten Sportlern die Rede ist, dann kann Vladimir Lucic nicht weit sein. Zum einen scheint den kantigen Serben nichts aus der Ruhe zu bringen, zum anderen versteht der 30-Jährige es wie kein Zweiter, in haarigen Momenten wichtige Impulse zu setzen. Sei es mit einem entscheidenden Korb, sei es mit einem provozierten Foul. Lucic reißt die Kollegen mit derlei Aktionen mit und kann dem Spiel dadurch eine Wende geben. Der serbische Nationalspieler ist einer, der den Unterschied machen kann.

Der NBA-Spieler

Über Paul Zipser sagt man, dass es eigentlich nichts gibt, was er im Angriff nicht kann. Er zieht dynamisch zum Korb, hat Übersicht oder trifft sicher aus der Distanz. Oder der 26-Jährige lässt seinen Gegner mit einem abrupten Stopp ins Leere laufen, hebt ab, steht in der Luft und verwandelt sicher. Diese Qualitäten haben ihn in die NBA gebracht, genau dort will er wieder hin. Aber erst will er noch ein paar Titel mit München gewinnen.

Der Kapitän

Zu Beginn seiner Zeit bei den Bayern erklärte Danilo Barthel, er müsse sich erst mal hinten anstellen, bei den vielen Könnern in der Mannschaft. Mittlerweile ist es der 28-Jährige, der den vielen guten Spielern auf dem Spielfeld schon mal den Kopf wäscht und sie aufrüttelt. Barthel ist vom Rookie zum absoluten Führungsspieler gereift; noch einer, der einem Spiel eine Wendung geben kann.

Der Ungestüme

Mathias Lessort ist vielleicht der spektakulärste Spieler im Team: Wenn das Muskelpaket zum Korb segelt und den Ball mit Urgewalt in den Ring hämmert, sollte man in Deckung gehen. Allerdings wirkt der 24-Jährige bisweilen zu ungestüm und übermotiviert, oft steht sich der französischen Nationalspieler selbst im Weg.

Der Stille

Von Leon Radosevic wird schon wegen des Fehlens von Monroe viel abhängen. Er ist der stille Riese im Team, weiß sich aber nicht nur wegen seiner 2,08 Meter Länge unter dem Korb durchzusetzen. Weil er im Laufe der Saison immer wieder mit Blessuren zu kämpfen hatte, konnte er nur sporadisch zeigen, wie wichtig er sein kann. Dafür ist nun eine ideale Gelegenheit.

Der Neue

Dass Ismet Akpinar ein erstklassiger Regisseur ist, hat er in dieser Saison bei Besiktas Istanbul bewiesen. Der deutsche Nationalspieler spricht vom "besten Januar meines Lebens", beim türkischen Erstligisten avancierte der 25-Jährige mit knapp elf Punkten im Schnitt zum Stammspieler und sammelte auch in der Champions League viel Erfahrung.

Die Talente

Jason George, 19, Sasha Grant, 18, und Matej Rudan, 19, zählen zu den Hochtalentierten, die an den Profikader herangeführt werden. Dort haben sie erste Einsatzminuten gesammelt. Wenn es gut läuft, könnte es auch beim Finalturnier klappen.

© SZ vom 04.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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