Baseball:Signale an die Liga und die Familie

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Zweitliga-Aufsteiger Haar II ist Meister, die München Caribes werden Dritter vor den Gauting Indians. Die Freising Grizzlies landen auf einem Abstiegsplatz. Ob ein Bayernligist nachrückt, ist aber noch nicht sicher.

Von Christoph Leischwitz, München

Die vergangenen Wochen seien schon ziemlich anstrengend gewesen, sagt Steve Walker, phasenweise auch ermüdend. Doch es hat sich offenbar gelohnt, denn mittlerweile habe er schon ein wenig Routine entwickelt, sodass er sogar mal wieder die Zeit fand, um Baseball zu spielen. "Sie ist Mitte August geboren", fügt der 34-Jährige noch erklärend an.

Für den US-Amerikaner, der schon lange in München lebt, sind die Zweitliga-Baseballer der München Caribes durchaus zu einer Art Familie geworden. Einer der "boys of summer", wie Baseballspieler in den USA gerne genannt werden, hat nun aber ein "girl of summer" in seiner eigenen Familie aufzuziehen. In seiner Baseball-Familie lief es auch ohne ihn, irgendwie, in dieser neu zusammengewürfelten, größeren zweiten Liga mit neun Teams und daraus resultierenden 32 Partien.

Zu Beginn der Saison war Walker überdies auch noch verletzt gewesen, insgesamt bestritt der Spielertrainer des Zweitligisten vom Oberwiesenfeld gerade einmal zwei Partien selbst. Als Trainer sprangen Nick Angstmann und Marlowe Peter ein. Einige andere erfahrene Spieler fehlten zudem, Kris Graunauer und Jakob von Mosch etwa, das Pech klebte den Caribes geradezu an ihren Fingern. Besonders schmerzhafte Folgen hatte das für Dayan Ramos, als er beim Versuch, mit einem Kopf-nach-vorne-Rutscher eine Base zu erreichen, sich die Schulter auskugelte. So starteten die Caribes mit einem Sieg und sieben Niederlagen in die Spielzeit. Um am Ende trotzdem noch Dritter zu werden.

Das lag zu einem großen Teil an Pitcher Esahu Tejada. Der Rückkehrer aus der Dominikanischen Republik fuhr mehrere Siege im jeweils zweiten und längeren Spiel des Tages ein, das über neun Innings gespielt wird. Dass die Saison letztlich noch zufriedenstellend verlief, lag aber nicht nur an der Erfahrung der Akteure. "Vor einem Jahr wären wir mit denselben Problemen bestimmt nicht Dritter geworden", glaubt Walker. Die Qualität der Liga sei "auf jeden Fall deutlich schwächer als in den vergangenen Jahren" gewesen. Durch die Reform sind nun Teams in der zweiten Bundesliga vertreten, die in der vergangenen Saison in der dritten Liga nicht einmal zur Spitze gehörten.

Freising steht auf einem Abstiegsplatz, ob Bayernligisten aufsteigen wollen, ist aber fraglich

Trotzdem war es keine Überraschung, dass ein Aufsteiger Meister wurde: Die zweite Mannschaft der München-Haar Disciples setzte sich am Ende relativ deutlich mit 24 Siegen bei acht Niederlagen durch. Die zweite Mannschaft trainiert gemeinsam mit der ersten, die Grenzen zwischen den Teams verlaufen fließend, sodass stets eine Mischung aus eigenen Talenten und Routiniers auf dem Feld stand. Zu letzteren gehörte auch der 46-jährige Spielertrainer Ruben Manriquez, der die Absicht bekundete, in irgendeiner Form als Trainer weiterzuarbeiten. In den kommenden Tagen soll die finale Entscheidung fallen, ob er auch künftig für die Disciples II verantwortlich sein wird.

Knapp hinter den Caribes, mit nur einer Niederlage mehr, kamen die Gauting Indians bei ihrer Rückkehr in die zweite Spielklasse auf den vierten Platz. Für die Konkurrenz der Freising Grizzlies nahm ihre Premierensaison kein gutes Ende, sie landeten auf einem Abstiegsplatz. "Wir haben es durchgezogen", sagt Trainer Daniel Schober. Ohne einen einzigen Ausländer habe man die Saison bestritten, seine Mannschaft habe keine namhaften Anführer. Dass die Freisinger gleich acht Mal mit nur einem Punkt verloren haben, in den knappen Spielen also Nerven zeigten, führt der Coach dann auch weniger auf mangelnde Qualität als vielmehr auf mangelnde Erfahrung zurück. Ob die Grizzlies wirklich absteigen, wird sich indes erst noch zeigen. Zum einen haben laut Schober die Deggendorf Dragons zurückgezogen, und die Frage ist immer, ob sich sportliche Aufsteiger aus der Bayernliga den Zweitliga-Stress auch tatsächlich antun wollen. "Wir haben auf jeden Fall schon signalisiert, dass wir bleiben würden", sagt Schober. Für seine jungen Spieler sei die zweite Liga ideal.

Caribes-Kollege Steve Walker will demnächst einen Arzt aufsuchen, seine Schulterschmerzen sind vergangenes Wochenende im Spiel gegen Freising schlimmer geworden. "Ich glaube, das war's", sagt er zu den Signalen, die sein Körper aussende. Als Trainer werde er wohl erhalten bleiben. Sollte Walker als Trainer und als Pitcher aufhören, würde den Caribes eine prägende Figur fehlen - und der jungen zweiten Bundesliga.

© SZ vom 27.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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