Baseball:In aller Ruhe

Lesezeit: 2 min

Eigener Rhythmus: Michael Click gönnte sich lange Pausen. Zwischen ihnen gelangen ihm 14 Strikeouts. (Foto: Claus Schunk)

Nach zwei Siegen gegen Mainz haben die Haar Disciples die Playoffs fast erreicht. Dass ihr Pitcher Ryan Bollinger wohl doch nicht zurückkehrt, lässt sich angesichts der aktuellen Form ihrer Werfer leicht verschmerzen.

Von Christoph Leischwitz, München

Für Simon Lechner habe er sich besonders gefreut, erzählt Christopher Howard. Gleich im ersten Inning des Gastspiels der München-Haar Disciples bei den Mainz Athletics hatte der 25-jährige Lechner ganz erheblich dazu beigetragen, dass am Ende ein wichtiger Sieg gefeiert werden konnte. Er brachte den Ball ins Feld und stellte damit die zwischenzeitliche 3:0-Führung her, am Ende hieß es 5:1. Sportdirektor Howard vergleicht Lechner mit dem verletzungsgeplagten FC-Bayern-Fußballer Holger Badstuber. 2016 hatte Lechner lange wegen einer Schulterverletzung gefehlt, 2017 die meiste Zeit mit einer gebrochenen Hand gespielt und sich zu Beginn der aktuellen Spielzeit in der Baseball-Bundesliga im Training einen Mittelfußbruch zugezogen. "Aber er ist jedes Mal stärker zurückgekommen", stellt Howard erfreut fest. Und so ein kleiner Qualitätssprung kommt ganz gelegen, so kurz vor dem Beginn der Playoffs.

Diese haben die Disciples nun zumindest so gut wie sicher erreicht. Zumal sie, etwas glücklich, am Samstag auch noch das zweite Spiel in Mainz mit 1:0 gewannen. Die Mannschaft festigte damit Rang drei, Platz zwei ist noch möglich, der undankbare Platz fünf so gut wie ausgeschlossen. Weil die Verfolger Mainz und Mannheim noch einmal aufeinandertreffen, und die Disciples am kommenden Samstag beim Vorletzten Saarlouis antreten. Mit einem Sieg aus zwei Spielen wäre endgültig alles klar. Die Zuversicht ist groß, denn die Werfer scheinen zurzeit in Bestform zu sein. Beim 5:1-Erfolg pitchte Jan Tomek das komplette Spiel hindurch, er selbst bestand darauf und behielt bis in die Schlussphase hinein Konzentration und Kraft, sodass der Sieg nie gefährdet war. Über Michael Click, den Pitcher im zweiten Spiel, hieß es auf der Homepage der Mainz Athletics, dass er "mit langen Pausen zwischen seinen Würfen jedes Tempo aus der Partie" genommen habe. Damit wolle er aber seinen Gegenspielern nicht den Rhythmus nehmen, sagt Howard. "Das ist eben sein Rhythmus." Click warf 14 Strikeouts und ließ keinen einzigen gegnerischen Punkt zu, Haar gewann am Samstagnachmittag 1:0. Offensiv hätte man in Mainz freilich "etwas mehr machen" können, gibt der Sportdirektor zu. Viele Partien der Disciples im Laufe der Saison wurden durch Kleinigkeiten entschieden, weil sich die dominanten ausländischen Pitcher ein starkes Duell lieferten. Gegen Verfolger Mannheim zum Beispiel war man aus diesem Grund denkbar knapp 0:1 unterlegen.

Insofern würden sich die Disciples auch freuen, wenn die Athletics die Mannheim Tornados noch überholen. Denn am Ende der Punkterunde werden nur die Siege gegen jene Gegner mit in die Playoffs genommen, die dort ebenfalls vertreten sind - und der direkte Vergleich gegen Mainz sieht deutlich besser aus. Ein Vorteil des neuen Modus ist, dass den beiden letzten Spielen der Punkterunde gegen den unangefochtenen Spitzenreiter Heidenheim Heideköpfe nun große Bedeutung zukommt. In der Zwischenrunde ab August stehen dann sechs Spieltage an. Das Viertelfinale wurde abgeschafft, die beiden besten Teams aus Nord und Süd bestreiten über Kreuz das Halbfinale.

Die Disciples sehen sich gut gewappnet, es gibt keine Verletzten, einzig der 16-jährige Titus von Kapff wird in den kommenden Wochen fehlen, aus guten Gründen: Er wurde für die Junioren-EM Mitte Juli in Italien in den Kader der Nationalmannschaft berufen. Howard hat sich auch schon damit abgefunden, dass Ryan Bollinger in diesem Jahr wohl nicht mehr für die Disciples spielen kann: Der mit Abstand beste Pitcher der Bundesliga im Jahr 2017 hat einen Vertrag bei den New York Yankees unterschrieben und stand dort tatsächlich schon im Profikader - eine Freigabe, selbst nach dem Ende der Saison in den USA, erscheint deshalb kaum möglich. Damit Bollinger überhaupt in Haar spielen könnte, müssten die Disciples das Halbfinale erreichen, das im September stattfindet. In diesem Fall würden sie ohnehin schon von einer erfolgreichen Saison sprechen.

© SZ vom 19.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: