Baseball:Fokussiert auf das Finale

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Nach Bonn? Oder nach Solingen? Für die Disciples um Christoph Ziegler (links) und Kevin Trisl ist klar: „Wir wollen deutscher Meister werden.“ (Foto: Alexander Freiesleben/imago)

Die Haar Disciples sind erstmals unter den letzten Vier der Baseball-Bundesliga. Ihren Halbfinalgegner erfahren sie allerdings erst nach der Anreise.

Von Christoph Leischwitz, München

Am Samstagabend verspürte Christopher Howard noch ein wenig "Wut im Bauch". 24 Stunden später war die Erregung einer großen Erleichterung gewichen. Eigentlich hatte er keine Zweifel gehabt, dass seine Mannschaft am Sonntag eine angemessene Reaktion zeigen würde. Doch der noch recht neue Sportdirektor der München-Haar Disciples dürfte schon ein wenig angespannt gewesen sein. Schließlich ist das vor der Saison ausgerufene Minimalziel nicht weniger als ein Novum für den Verein. Am Sonntag war es dann soweit: Das Halbfinale der Baseball-Bundesliga ist erreicht, so weit haben es die Disciples noch nie geschafft.

Nachdem die Münchner am Wochenende zuvor schon zwei umkämpfte Siege gegen die Paderborn Untouchables eingefahren hatten, fehlte nur noch ein Sieg auswärts, um in die nächste Runde einzuziehen. Am Samstag fiel dieser erst einmal ins Wasser: Beim Stand von 4:1 für Paderborn wurde das Spiel wegen Regens abgebrochen und für die Westfalen gewertet. Eigentlich hatte es nicht allzu lange geregnet, aber "irgendwie hat es Paderborn nicht hinbekommen, dass man auf diesem Platz noch einmal spielen kann", berichtete Howard. Daher die Wut im Bauch. Die Disciples hatten zu diesem Zeitpunkt zwei Läufer in aussichtsreicher Position. "Ich denke, wir hätten das Spiel noch gedreht", sagt der Manager. Man habe sich ein wenig ungerecht behandelt gefühlt - was aber letztlich in zusätzliche Motivation für das vierte Viertelfinalspiel mündete. Und dieses endete dann überaus deutlich 9:3 für die Disciples. Pitcher Ryan Bollinger brachte es in dieser Partie auf 18 Strikeouts, der Sieg war zu keiner Zeit gefährdet.

Wegen des Regens in Nordrhein-Westfalen steht auch der Halbfinal-Gegner der Disciples noch nicht fest. Überraschend glichen die Solingen Alligators am Sonntag gegen die Bonn Capitals zum 2:2 aus, für Partie Nummer fünf war dann keine Zeit mehr. Den Disciples ist es relativ gleich, auf wen sie treffen, das Selbstvertrauen in die eigenen Stärken ist enorm. "Ich glaube, sie haben verstanden, worum es geht: nie ein Spiel aufgeben", sagt Howard. In entscheidenden und knappen Spielen zogen die Disciples in den vergangenen Jahren meist den Kürzeren.

Die Sache mit der Wut im Bauch, das gilt in gewisser Weise für die gesamte Mannschaft, die sich über ihr Abschneiden 2016 immer noch ärgert. Damals hatte sie überraschend nicht einmal die Playoffs erreicht. "Sie sind unglaublich fokussiert. Und sagen das nicht nur so, sie wollen das unbedingt: deutscher Meister werden", sagt Howard. Die Spieler opferten viel für dieses Ziel. Als Beispiele nennt Howard den Shortstop Christoph Ziegler, der seinen Master-Studiengang verschoben hat, um sich voll auf das Saisonfinale konzentrieren zu können. Und Kevin Trisl, der mittlerweile in Dresden arbeitet, aber jeden Donnerstag und Freitag zum Training erscheint. "Hut ab", sagt Howard, der selbst mit den Regensburg Legionären vier Mal Meister geworden ist.

Das entscheidende fünfte Spiel zwischen Bonn und Solingen findet am kommenden Samstag statt, gleich am Sonntag empfängt der Sieger dann die Disciples für zwei Spiele. Das hat für die Münchner den Nachteil, dass sie bei der Abfahrt nicht wissen, gegen wen sie spielen. "Zum Glück liegen die Städte nicht weit auseinander", sagt Howard, "wir werden uns ein Hotel irgendwo in der Mitte suchen." Zumindest das Trainerteam wird schon einen Tag früher anreisen, um sich das fünfte Viertelfinalspiel anzusehen und den Gegner zu analysieren.

© SZ vom 12.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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