Baseball:Es ist kompliziert

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Erste oder zweite Liga? Franklin Castanos steht mit den Caribes wie im Vorjahr vor einer weitreichenden Entscheidung. (Foto: Claus Schunk)

Baseball-Zweitligist München Caribes verzichtete vergangene Saison auf sein Aufstiegsrecht ins Oberhaus. Nun hat der Klub erneut die Chance - und ziert sich wieder. Auch wegen der schwierigen Rahmenbedingungen

Von Fabian Swidrak, München

Steve Walker sagt, er habe sich noch nicht entschieden, in welcher Liga er mit seiner Mannschaft im kommenden Jahr gerne spielen würde. Bis zum späten Samstagnachmittag kann er sich darüber Gedanken machen. Mindestens. Vielleicht wird es dann auch so sein, dass alles Kopfzerbrechen umsonst war, dass es dann gar keine Entscheidung mehr zu treffen gibt. Walker, der Spielertrainer von Baseball-Zweitligist München Caribes, weiß es nicht. Walker muss warten.

Drei Heimspiele absolvierten die Caribes am vergangenen Wochenende, für Walkers Mannschaft waren es die letzten drei Auftritte in dieser Saison. Erst gewannen die Münchner gleich zweimal deutlich gegen die Darmstadt Whippets (11:1, 16:0). Ihr letztes Saisonspiel am Sonntag verloren die Caribes dann gegen die Saarlouis Hornets knapp mit 6:7. "Ich bin zufrieden mit der Gesamtleistung meines Teams in dieser Saison", sagt Walker. Nach 16 Siegen und zwölf Niederlagen belegen die Münchner aktuell Tabellenplatz vier und haben damit weiter die Chance, in die erste Baseball-Bundesliga aufzusteigen, zu deren Mitgliedern aus der Region derzeit einzig die Haar Disciples zählen. Erst vor zwei Jahren war den Caribes der Sprung in die Südstaffel der zweithöchsten Spielklasse gelungen, als erstem Team innerhalb der Münchner Stadtgrenzen überhaupt.

Walkers Team ist nun abhängig von den Ergebnissen der anderen Mannschaften, die ihre letzten Saisonspiele teilweise erst Mitte September bestreiten. In die erste Liga darf dann zwar nur ein Verein aufsteigen, die vor den Münchnern liegenden Reserve-Teams der Buchbinder Legionäre aus Regensburg und der Mainz Athletics dürfen aber nicht, weil beide Klubs schon in Liga eins vertreten sind. Sollte Saarlouis mindestens drei seiner vier ausstehenden Spiele verlieren, würden die Caribes in der Tabelle an den Hornets vorbeiziehen und dürften aufsteigen. Und selbst wenn die Saarländer ihre beiden Spiele bei den Neuenburg Atomics am Samstagnachmittag gewinnen sollten, ist der Aufstieg für die Caribes noch nicht endgültig vom Tisch. Verzichten die Hornets auf ihr dann sicheres Aufstiegsrecht, kämen abermals die Münchner zum Zug. Erst vor einem Jahr verzichteten die Caribes selbst auf den Sprung ins Oberhaus, nachdem sie Dritter hinter Regensburg und Mainz geworden waren. Und auch jetzt ist Walker nicht restlos von einem Aufstieg überzeugt.

"Wenn wir den ersten Platz geschafft hätten, wäre die Situation eine andere. Als Drittplatzierter aufzusteigen, finde ich schon grenzwertig", sagt Walker. Der Leistungsunterschied zwischen Liga eins und Liga zwei sei groß. "Ich will nicht einfach irgendwelche Spieler kaufen, um das nötige Niveau zu erreichen", sagt er und erklärt, das Mannschaftsgefüge, das funktionierende Miteinander, nicht aufs Spiel setzen zu wollen. Auch finanziell müssten sich die Caribes bei einem Aufstieg strecken. Die Lizenzkosten würden sich verdoppeln, die Schiedsrichtergebühren steigen und auch die Heimstätte der Münchner, der Ballpark Oberwiesenfeld, müsste aufgerüstet werden. "Da kommen viele Kleinigkeiten zusammen", meint Walker, sagt aber: "Ich schließe den Aufstieg nicht aus."

Dass der Spielertrainer dennoch dazu tendiert, mindestens ein weiteres Jahr in der zweiten Liga zu spielen, dafür spricht auch das vergangene Wochenende. Ursprünglich war das verlorene Nachholspiel gegen Aufstiegskonkurrent Saarlouis für den 10. September angesetzt. Walker aber stimmte einer vom Gegner gewünschten Vorverlegung der sportlich bedeutenden Partie zu, obwohl er wusste, dass seine Mannschaft tags zuvor gleich zweimal gegen Darmstadt spielen würde.

Neuen Schwung in Walkers Überlegungen könnte ausgerechnet die zweite Mannschaft der Münchner bringen. Die spielt in den kommenden Wochen um den Titel in der viertklassigen Bayernliga und könnte somit das Recht erwerben, in die derzeit drittklassige Regionalliga aufzusteigen. Diese wiederum wird zur neuen Saison mit der zweiten Bundesliga zu einem dann sechsgleisigen Unterhaus verschmolzen. Ein Aufstieg der zweiten Münchner Mannschaft ist daher nur möglich, wenn das erste Team der Caribes den Weg frei macht und die Liga Richtung Oberhaus verlässt. Walker sagt, er sehe da keinen Zwang, er könne sich auch vorstellen, dass beide Teams auf einen möglichen Aufstieg verzichten. Walker weiß noch nicht, ob es überhaupt soweit kommt, er kann noch nicht entscheiden. Walker muss warten.

© SZ vom 02.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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