Baseball:Alle Vorteile in der Hand

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"Noch keinen besseren Pitcher in Deutschland gesehen": Haars Werfer Ryan Bollinger hat mit 178 Strikeouts einen Ligarekord aufgestellt. (Foto: Claus Schunk)

Nach der besten Vorrunde ihrer Bundesliga-Geschichte schielen die Baseballer der Haar Disciples auf den Titel. Zuvor wartet aber ein Allstar-Spiel im heimischen Sportpark.

Von Christoph Leischwitz, Haar

Es ging um nichts mehr im letzten Spiel der Punkterunde. Der Zweite der Tabelle war nicht mehr einzuholen, auf den vierten Rang konnte man auch nicht mehr abrutschen. Trotzdem drehten die München-Haar Disciples gegen die Bad Homburg Hornets noch einmal richtig auf. Gleich im ersten Inning schlugen und rannten die Münchner zu sieben Punkten. William Thorp tat sich in der Offensive besonders hervor, ihm gelang ein Homerun. Diese Bezeichnung darf man in diesem Fall doppeldeutig verstehen: den Ball "nach Hause" schlagen, um so schnell wie möglich vom Saarland wieder heimreisen zu können. Das Spiel wurde dann vorzeitig nach sieben Durchgängen beendet, Endstand: 16:2.

Beim All Star Game treffen Kevin Trisl und Lukas Steinlein als Gegner auf Ryan Bollinger

"Ich bin stolz auf die Jungs", sagte Disciples-Sportdirektor Christopher Howard. So stolz, dass sogar schon eine kleine Grillfeier anberaumt ist, bevor die Playoffs beginnen. Bis zur deutschen Meisterschaft ist es zwar noch ein sehr weiter Weg, doch einige feierwürdige Rekorde haben die Disciples in dieser Saison bereits aufgestellt. Zwei stechen heraus: Haars Baseballer haben mit 20 Siegen bei acht Niederlagen die beste Punkterunde ihrer Vereinsgeschichte gespielt. Und US-Pitcher Ryan Bollinger hat mit 178 Strikeouts einen neuen Ligarekord aufgestellt.

Strikeout bedeutet, dass der Werfer den gegnerischen Schlagmann so unter Druck setzt, dass dieser den Ball erst gar nicht ins Spiel bringen kann. In 14 Spielen konnten Bollingers Gegner insgesamt gerade einmal zehn Punkte erzielen. Mit anderen Worten: In jenen Partien, in denen Nicht-EU-Ausländer auf dem Werferhügel erlaubt sind, haben die Disciples dank Bollinger auch in den Playoffs eine extrem hohe Siegchance. "Ich habe in Deutschland noch keinen besseren Pitcher gesehen als ihn", sagt Howard. Und der viermalige deutsche Meister und ehemalige National-Catcher hat viele gesehen.

Auf dem Papier ist Haar mit der bisherigen Saisonleistung lediglich Dritter in der Südstaffel geworden. Eine Platzierung, die sie bei den Disciples schon verflucht hatten, weil sie eine schlechte Ausgangslage für die Playoffs bescherte. Doch diesmal ist alles anders. In diesem Jahr stehen nämlich erst mal so genannte Interleague-Spiele an. Die besten Vier aus dem Süden und die besten Vier aus dem Norden spielen je zwei Partien gegeneinander. Die daraus entstandene Tabelle (die Ergebnisse aller Ligaspiele gegen Playoff-Teilnehmer werden dazu addiert) dient dann als Setzliste für die Viertelfinals (Erster gegen Achter, Zweiter gegen Siebter etc.). Howard sieht in Rang drei - Haar ist punktgleich mit Titelverteidiger Mainz - diesmal sogar einen kleinen Vorteil: "Jetzt können wir den Tabellenersten aus dem Norden, die Bonn Capitals, im eigenen Stadion empfangen", sagt er, und mit dem Heimvorteil steigen die Siegchancen. Die Playoffs beginnen am letzten Juli-Wochenende, aber mit einer weiten Auswärtsreise nach Dohren im Emsland. Am 5. August empfängt Haar dann die Paderborn Untouchables.

Die Disciples sehen sich übrigens nicht nur wegen ihres so dominanten US-Pitchers gut gewappnet für die nun kommenden Spiele. Der wichtigste deutsche Werfer, Kevin Trisl, nähert sich gerade erst seiner Topform. "Kevin hatte am Anfang der Saison ein paar Probleme", sagt Howard über dessen Schulterbeschwerden. Doch am vorletzten Spieltag sicherte er gegen Verfolger Stuttgart einen knappen 1:0-Sieg. "Wir wissen, was er kann, wir hatten da auch überhaupt keine Sorgen", sagt Howard. Ab dem Viertelfinale ist das deutsche Pitching noch ein Stück wichtiger als das ausländische. In einer kompletten Best-of-five-Serie dürfte Ryan Bollinger nämlich nur zweimal spielen.

Große Änderungen im Training sind vor der ersten Interleague-Reise nicht geplant. Am kommenden Wochenende jedoch erhalten viele Disciples die Möglichkeit, Spielpraxis auf höchstem Niveau zu sammeln, ohne dafür reisen zu müssen: Am kommenden Sonntag (14.30 Uhr) findet das Allstar-Spiel zwischen der Nationalmannschaft und einer Bundesliga-Auswahl im heimischen Sportpark Eglfing statt. Im Kader der Bundesliga-Cracks steht selbstredend Haars Pitcher Bollinger. Die beiden deutschen Werfer Kevin Trisl und Lukas Steinlein, die für die Nationalmannschaft antreten, werden dann für einen Nachmittag unmittelbare Gegner ihres Erfolgsgaranten sein.

© SZ vom 18.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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