Baseball:Abgewatscht im Teufelskreis

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Pitch-nass: Nach dem doppelten Debakel gegen Regensburg kritisieren die Haar Disciples ihre Werfer.

Von Christoph Leischwitz, Haar

Am frühen Samstagabend sagte Sportdirektor Christopher Howard erst einmal nichts. Am Sonntagnachmittag ebenfalls nicht. Seine Zeit als Spieler liegt noch nicht so lange zurück, als dass er nicht wüsste, wie sehr man Kritik in den falschen Hals bekommen kann nach einer blamablen Niederlage. 3:26 stand am Samstag auf der Anzeigetafel im Sportpark Eglfing, am Sonntag im Regensburger Ballpark ein 16:6. Erst mal wollte er ruhig bleiben. Gespräche würden früh genug folgen.

Bis zum vergangenen Wochenende war alles offen in der Südstaffel der Bundesliga, sechs von acht Teams, die um vier Playoff-Plätze kämpfen, lagen nah beinander. Nun, zum Ende der Hinrunde, sind die Disciples abgerutscht. Zwei heftige oberpfälzische Watschn waren das, und die Verantwortlichen sind sich im Moment nicht sicher, wie lange diese nachhallen werden. Handelt es sich um einen sportlichen Einbruch oder nur ein Zwischentief?

"Einige Spieler haben zum schlechtesten Zeitpunkt ihren schlechtesten Tag gehabt", sagte Sportdirektor Howard, und die resultierende Verunsicherung sei ansteckend: Wenn die Werfer keinen guten Tag haben, begeht der Rest der Mannschaft oft ebenfalls mehr Fehler, und wenn die Abwehr Fehler macht, will es der Pitcher oft erzwingen. "Aber etwas erzwingen, das geht im Baseball nicht", weiß Howard. Schon steckt man drin im Teufelskreis.

Am Dienstag werde er sich mit Trainer Paco Garcia für eine ausführliche Analyse zusammensetzen, danach seien Einzelgespräche geplant. Mit wem vorrangig gesprochen wird, ist klar: "Das Pitching war nicht das, was ich mir vorgestellt habe", sagte Howard. Tomas Ondra kassierte in zwei Innings elf Gegenpunkte, Louis Cohen, noch der beständigere Werfer in der aktuellen Saison, ließ zwölf Gegenpunkte in sechs Durchgängen zu. Personelle Konsequenzen schloss Howard zwar nicht kategorisch aus, doch die finanzielle Lage des Vereins hat sich in den vergangenen Monaten stark verändert: "Sagen wir mal so: Wir sitzen nicht gerade auf einem Geldspeicher." Hilfreich könnte sein, dass die Saison diesmal recht kurz ist, weshalb eine zusätzliche Verpflichtung zeitlich kürzer ausfiele. Seinen Humor hat Howard noch nicht verloren. "Irgendwas muss im Regen gewesen sein am letzten Wochenende", sagte er, darauf angesprochen, dass es im Münchner Osten noch ein kurioses Ergebnis gab. Das 3:26 im eigenen Stadion entsprach auf der Demütigungsskala in etwa jenem 0:10, das sich der acht Kilometer entfernte Fußball-Regionalligist Heimstetten zugezogen hatte. Kuriose Gemeinsamkeit: Beide Mannschaften treten nächstes Wochenende als Drittletzter ihrer Liga gegen den Tabellenletzten an - und müssen zusehen, bis dahin wieder ihre Normalform zu erreichen.

© SZ vom 07.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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