Badminton:Nichts zu gewinnen

Lesezeit: 2 min

Tobias Wadenka (Foto) spielte mit Manuel Heumann das zweite Herrendoppel. In der Ligarunde konnten die beiden oft punkten, nicht so im Relegations-Match gegen Wipperfeld. (Foto: Johannes Simon)

Neuhausen erfährt gegen den deutschen Meister Bischmisheim, was es heißt, in derselben Liga zu sein - und doch in einer völlig anderen

Von Sebastian Hepp, München

Er verzögert den Schlag aufreizend lange. Dann, als sein Gegner nicht mehr damit rechnet, peitscht Marc Zwiebler den Ball im letzten Moment aus dem Handgelenk die Linie entlang, unerreichbar für Tobias Wadenka. In einer Sportart, die nach Tischtennis und der Formel 1 als die drittschnellste der Welt gilt, bleiben oft nur Sekundenbruchteile an Reaktionszeit. Und Zwiebler ist mit einem Ausnahmetalent gesegnet. Das bewies Deutschlands einziger Weltklassespieler (er wird derzeit um Position 14 notiert) beim Bundesliga-Gastspiel des deutschen Meisters Saarbrücken-Bischmisheim am Dienstagabend beim TSV Neuhausen-Nymphenburg. Leidtragender war Neuhausens Tobias Wadenka, der im Duell der beiden Nummern eins gegen seinen ehemaligen Trainingspartner am Olympiastützpunkt Saarbrücken nicht den Hauch einer Chance hatte.

Der Neuhauser Wadenka zeigte wie gewohnt großen Kampfgeist, muss sich gegen Zwiebler aber wie auf einem Schleuderkurs vorgekommen sein. Mal krochen die Stopps des Linkshänders mit entnervend präzisem Timing übers Netz, dann schraubte er sich für einen krachenden Schmetterschlag in die Luft. Angriffe Wadenkas parierte Zwiebler mit Defensivschlägen, die seinen Gegner nicht selten zu Fehlern verleiteten. Am Ende der relativ kurzen Partie stand für Wadenka ein 4:11, 2:11, 6:11 zu Buche.

Der Neuhauser konnte zuletzt viel Selbstvertrauen tanken. Bei den südostdeutschen Meisterschaften in Taucha holte Wadenka die Titel in Einzel, Doppel und Mixed. Aber das Match gegen Zwiebler war von einer anderen Qualität. "Marc hat sich für das Super-Series-Finale der besten Spieler der Welt qualifiziert. Ich wusste, was auf mich zukommt", sagte Wadenka. Er habe sich dennoch sehr auf die Partie gefreut: "Es ist für mich eine Ehre, gegen ihn zu spielen."

Als gute Verlierer erwiesen sich an diesem Abend auch seine Teamkollegen. Gegen den nahezu in Bestbesetzung angetretenen Meisterschaftsfavoriten ging der TSV glatt 0:7 unter. Ob Krasimir Yankov und Przemyslaw Szydlowski im Spitzendoppel gegen die Paarung Zwiebler/Peter Käsbauer, ob Wadenka und Manuel Heumann im zweiten Doppel gegen Dieter Domke und Marvin Seidel oder Heumann und Natalya Voytsekh im Mixed gegen die beiden Nationalspieler Käsbauer und Isabell Herttrich - die Gastgeber spielten gut mit, mussten sich am Ende aber stets der größeren Konstanz und Routine der Gäste beugen. Lediglich Yankov (im Einzel gegen Deutschlands Nummer zwei Dieter Domke) sowie Natalya Voytsekh und Kaja Stankovic (im Doppel gegen Herttrich und Olga Konon) konnten ihren Gegnern jeweils einen Satz abtrotzen. "Wir müssen nicht traurig sein. Das war heute nicht unsere Kragenweite", befand Neuhausens Teammanager Philipp Blonck. "Wichtig ist, dass wir uns in der Rückrunde auf schlagbare Gegner wie Langenfeld und Freystadt konzentrieren und vielleicht auch mal gegen gute Teams im Mittelfeld einen Punkt mitnehmen." Für den Tabellenvorletzten aus München geht es nach wie vor in erster Linie um den Klassenerhalt. Immerhin sind sie nach dem Duell mit Bischmisheim, das in derselben Liga spielt und doch in einer völlig anderen, um eine Erfahrung reicher.

Marc Zwiebler gewährte unterdessen noch eine Lehrstunde aus seinem persönlichen Erfahrungsschatz. Einem Jugendlichen, der von seinem Vorbild Tipps haben wollte, gab er folgenden Merksatz mit auf den Weg: "Am wichtigsten ist es, beim Spielen Spaß zu haben. Ehrgeiz allein ist zu wenig." Diesen Spaß hat der bald 33-Jährige auf dem Court sichtlich noch. Über eines jedoch lässt er keine Illusionen aufkommen: Um so gut zu werden wie er selbst, müsse man zum einen "viel Talent" mitbringen, zum anderen "die schlagtechnischen und feinmotorischen Grundlagen bereits in der frühen Kindheit legen". Nachholen lasse sich das später nicht. Vorteil Zwiebler: Seine Eltern waren beide Badmintonspieler. Und auch die Disziplin, als Profi zu bestehen, legt der mehrmalige deutsche Meister bis heute an den Tag. Vergangenes Jahr verbrachte er insgesamt fünf Monate auf Turnieren in Asien.

© SZ vom 12.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: