Badminton:Gastgeschenk aus Bischmisheim

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Der TSV Neuhausen (Spielertrainer Manuel Heumann) stemmt sich meist erfolglos gegen Profiteams. Außer, diese besiegen sich selbst. (Foto: Haas)

TSV Neuhausen profitiert von Aufstellungsfehler des Meisters

Von Sebastian Hepp, München

Es ist nur menschlich, dass das auch dem deutschen Meister und aktuellen Tabellenführer passiert: Da gewinnt der 1. BC Bischmisheim aus Saarbrücken sein Gastspiel am Sonntag beim Schlusslicht TSV Neuhausen-Nymphenburg standesgemäß 5:1 - um noch am selben Abend Selbstanzeige zu erstatten. Nicht wegen Steuerbetrugs. Sondern weil die im Doppel und Mixed eingesetzte Annika Horbach nicht spielberechtigt gewesen war. Sie war nur für die zweite Mannschaft gemeldet. Ein Aufstellungsfehler in unübersichtlicher Personallage, da Bischmisheim ohne seine fünf Besten, allen voran Weltklassespieler Marc Zwiebler, das deutsche Spitzenduo Johannes Schöttler/Michael Fuchs sowie Doppelspezialistin Samantha Barning, angetreten war. Die Partie wird mit 6:0 für Neuhausen gewertet. Für die Münchner, mit gerade einmal einem Pünktchen bis dato Tabellenletzter der Badminton-Bundesliga, bedeutet Bischmisheims Fauxpas nicht nur nachträglich den ersten Saisonsieg; sie sind auch die rote Laterne los. Das Schlusslicht glüht jetzt bei der SG Anspach.

Die Freude bei Neuhausens Teammanager Philipp Blonck ist verhalten: "Wir wollen den Klassenerhalt auf dem Court und nicht am grünen Tisch schaffen, deshalb werden wir alles daran setzen, Anspach am 5. Januar zu bezwingen." Auch bei Spielertrainer Manuel Heumann brandete angesichts des sportlich sehr durchwachsenen Heimspielwochenendes kein Jubel auf. Beim 0:6 gegen Düren tags zuvor hatte kein TSV-Akteur Normalform erreicht. In den entscheiden den Momenten hätten sie "zu verkrampft" agiert, sagte Blonck. Nach dem 1:5 gegen Bischmisheim war Heumann dann sichtlich verärgert, weil sowohl im Damendoppel (Natalya Voytsekh/Kaja Stankovic) als auch im zweiten Herreneinzel (Lucas Bednorsch gegen Marvin Seidel) Siege greifbar nah zu sein schienen. Doch beide konnten ihren Gegner zum Schluss nichts mehr entgegensetzen. Lediglich Tobias Wadenka lieferte im Spitzeneinzel gegen den ehemaligen Nationalspieler Marcel Reuter eine konzentrierte Leistung ab und siegte klar 21:13, 21:10.

Trotz ansteigender Formkurve stellten sich wieder einmal dieselben Fragen, die sich im Lauf dieser Runde schon oft gestellt gaben: Warum schaffen es die Neuhauser nicht, in der entscheidenden Matchphase noch einmal zuzulegen? Lässt sich neben Fitness und Technik auch die mentale Stärke durch spezielles Training verbessern? "Die Profis in den etablierten Mannschaften müssen oft nur 90 Prozent ihres Könnens abrufen, während wir stets am oberen Limit spielen müssen, um überhaupt eine Chance zu haben", sagt Heumann. Während die Profis zehn bis zwölf Mal pro Woche trainierten, kommen Neuhausens berufstätige Akteure nur auf drei Abende pro Woche. Was seinem Team im Vergleich mit den ständig auch auf internationalen Turnieren geforderten Profis fehle, seien neben einem gemeinsamen Trainingsstützpunkt und der unerlässlichen Matcherfahrung auch wechselnde Trainingspartner auf dem gleichen oder höheren Niveau. Er baue inzwischen zwar Handicaps ins Training ein, um den Rückstand zu verringern. An der Favoritenstellung der Profiteams ändere sich aber nichts. "Das ist, wie wenn der FC Bayern nach Darmstadt kommt. Die kommen dann hierher und wissen, dass sie nicht verlieren dürfen. Wir dagegen gehen meist mit dem Ziel in die Partie, die anderen wenigstens ein bisschen zu ärgern", sagt Heumann. Gegner Bischmisheim erledigte das letztlich auch noch selbst.

© SZ vom 23.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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