Badminton:Die Quäntchentheorie

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"Mein Spielmanagement hat sich verbessert": Patrik Beier ist trotz seiner Einzelniederlage zufrieden. (Foto: Robert Haas)

Badminton-Erstligist Neuhausen steigert sich - und verliert

Von Sebastian Hepp, München

Mit einer 1:5-Heimniederlage gegen den 1. BV Mülheim 1 hat Badminton-Erstligist Neuhausen seine Niederlagenserie fortgesetzt und steht nur noch dank eines besseren Satzverhältnisses vor der SG Anspach (jeweils 1:15 Punkte) auf dem vorletzten Platz. Und doch lässt sich feststellen, dass der Leistungsunterschied der Neuhausener zu den etablierten Mannschaften im Oberhaus inzwischen geringer geworden ist. Woran es fehlt, ist oft nur ein Quäntchen: an Coolness, an Erfahrung, und vielleicht auch am letzten Einsatz bei den entscheidenden Punkten, wie Neuhausens Teammanager Philipp Blonck nach der Begegnung gegen Mülheim ernüchtert konstatierte: "Unser Team braucht auch mal einen Überraschungssieg gegen eine klar favorisierte Mannschaft", sagte er.

Ein solcher würde den TSV seiner Meinung nach auch aus der misslichen Lage befreien, immer nur auf das Fernduell mit dem zweiten Abstiegskandidaten Anspach schielen zu müssen, anstatt den Klassenerhalt vor allem aus eigener Kraft zu schaffen. Dass die "Quäntchentheorie" tatsächlich stimmt, ließ sich auch an der lautstarken Unterstützung des TSV-Kaders durch die diesmal zahlreich erschienenen Fans festmachen. Die registrierten zum einen, dass sich die Gastgeber in fast jedem Spiel teuer verkauften und durchaus ihre Siegchancen hatten. Zum anderen war deutlich spürbar, dass Neuhausens Akteure inzwischen mit einem anderen Selbstbewusstsein auftreten als noch bei ihrer Erstligapremiere in der vergangenen Saison.

Das war am Sonntag unter anderem im Herrendoppel zu beobachten, als Tobias Wadenka und Manuel Heumann die Partie gegen die Mülheimer Paarung Dmytro Zavadsky und Jorrit de Ruiter lange offenhielten und ihr mitunter auch mit spektakulären Hechtsprüngen und blitzschnellen Reaktionen am Netz Paroli boten. Die 18:21, 21:23-Niederlage konnten sie dennoch nicht verhindern. Noch näher an einem Sieg waren Amelie Oliwa und die Ukrainerin Natalya Voytsekh in ihrem Doppel gegen das hoch favorisierte Mülheimer Duo Johanna Goliszewski und Lara Käpplein. Gegen die beiden deutschen Nationalspielerinnen (Goliszewski ist gar deutsche Meisterin im Doppel) liefen Voytsekh und Oliwa in Durchgang Nummer eins (21:18) zu Höchstform auf, auch in Satz Nummer zwei führten sie bereits mit 9:2.

Doch dann kam das, was dem Erstligateam des TSV noch oft einen Strich durch die Rechnung macht: Die Kontrahentinnen steigerten sich und im selben Maß ließ die Konzentration der Neuhauserinnen nach. Das Ergebnis aus ihrer Sicht: jeweils 14:21 in den Sätzen zwei und drei. "Eigentlich ist es ein Wahnsinn, dass wir heute drei Sätze gegen Goliszewski und Käpplein gespielt haben. Das ist kein Grund, um traurig zu sein", sagte Oliwa. Ihre Partnerin Voytsekh, einziger Profi im TSV-Kader, war schon selbstkritischer: "Im ersten Satz haben wir sehr gut gespielt. Aber dann haben wir zu viel über den möglichen Sieg nachgedacht und verkrampften dadurch ein wenig", befand sie. Dass sie anschließend Käpplein klar mit 21:6 und 21:10 bezwang und damit an diesem Tag den Ehrenpunkt für Neuhausen holte, tröstete sie nicht wirklich.

Da war ihr Mannschaftskollege Patrik Beier schon deutlich zufriedener mit sich und dem Team. Beier verlor sein Einzel zwar klar gegen den stärker eingeschätzten Alexander Roovers, zeigte aber ebenfalls eine gute Leistung. "Bei mir hat sich dank unseres intensiveren Trainings die Schlagsicherheit erhöht, auch mein Spielmanagement hat sich verbessert", stellt er fest. Solche Fähigkeiten werden er und sein Kader freilich auch brauchen, denn bereits am kommenden Wochenende stehen die Heimspiele gegen den Sechsten Düren und den aktuellen deutschen Meister und Tabellenführer Bischmisheim an. Mit allerdings sehr vagen Chancen auf Überraschungssiege.

© SZ vom 16.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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