Badminton:Der Einzelkönner

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Zwischen Bundesliga und Olympiaqualifikation: Ivan Rusev (re.) kämpft zurzeit mit vielen Herausforderungen. Mit dem ehemaligen deutschen Nationalspieler Fabian Holzer verlor der Profi kürzlich das Spitzendoppel gegen Wittorf. (Foto: Claus Schunk)

Ivan Rusev soll den Aufsteiger Neuhausen-Nymphenburg zum Verbleib in der Bundesliga führen. Allerdings muss der Bulgare dafür seine Doppelschwäche in den Griff bekommen.

Von Sebastian Hepp, München

Ivan Rusev bringt alle Eigenschaften für einen guten Teamplayer mit: Er ist offen, kommuniziert gerne auf dem Court und strahlt eine Leichtigkeit aus, die ihn für Tipps von Mannschaftskollegen jederzeit zugänglich macht. Und doch bleibt dem 26-jährigen Bulgaren, Zugang im Team von Badminton-Erstligist TSV Neuhausen-Nymphenburg, der Erfolg derzeit ausgerechnet in jener Disziplin noch versagt, in der es auf das Zusammenspiel ganz besonders ankommt: dem Doppel.

Schon bei seiner Premiere für den TSV, der vergangene Saison den Wiederaufstieg in die höchste deutsche Spielklasse geschafft hat, wurde dieses Problem deutlich. Rusev scheiterte gegen Trittau vor einer guten Woche an der Seite seines Landsmanns Krasimir Yankov im Spitzendoppel am Duo Kargaev/Trisnanto in vier Sätzen. Rusev, der an diesem Tag auch eine Viersatzniederlage im zweiten Herreneinzel kassierte, hätte sich gerade im Doppel sicher einen schöneren Einstand gewünscht - war es doch Yankov, der ihn laut Teammanager Philipp Blonck zum TSV vermittelt hatte. Tags darauf gegen Blau-Weiß Wittorf war der ehemalige deutsche Nationalspieler Fabian Holzer sein Partner im Spitzendoppel. Doch auch mit ihm hatte Rusev keinen Erfolg, und verlor gegen Lucas Bednorsch/Bjarne Geiss abermals in vier Sätzen. Zuletzt, beim Heimspiel gegen den TSV Freystadt am vergangenen Samstag, kam es für Rusev noch schlimmer: Er ging mit dem israelischen Top-50-Spieler Misha Zilberman gegen Pistorius/Flynn in drei Durchgängen unter, was bei ihm zu der Erkenntnis führte: "Zwei gute Einzelspieler machen noch kein gutes Doppel."

Rusev steht mit seinen Niederlagen im Doppel freilich nicht alleine da, sie reihen sich ein in ein Grundproblem, das die Neuhauser nach drei 2:5-Schlappen mit bisher null Punkten auf den letzten Tabellenplatz abstürzen ließ: Der Aufsteiger muss sich nicht nur im Herren-, sondern auch im Damendoppel und im Mixed immer wieder neu zusammenfinden. Der Pole Przemyslaw Szydlowski, der wegen einer langwierigen Schulterverletzung diese Saison ausfällt, wurde durch Rusev ersetzt; wie die ebenfalls neue Doppelspezialistin Annabella Jäger muss der Bulgare erst ins Team integriert werden. Der Slowenin Kaja Stankovic dürfte hingegen Stammpartnerin Natalya Voytsekh wegen vieler Einsätze bei Qualifikationsturnieren für die Olympischen Spiele in Tokio heuer nur sporadisch zur Verfügung stehen. Rusev hat aus denselben Gründen nicht immer Zeit für Neuhausen. "Wenn ich gute Ergebnisse abliefere, habe ich noch eine Chance auf Tokio 2020", sagt er.

Als Nächstes spielt Rusev bei den internationalen polnischen Meisterschaften, in der ersten Oktoberwoche folgen die internationalen niederländischen Meisterschaften. "Ich werde meinem Team aber helfen, wann immer es geht", sagt er. Nach einer Meniskusoperation im April dieses Jahres hat er freilich noch nicht ganz wieder die Form erreicht, die ihn auf Platz 105 der Einzelweltrangliste gebracht und 2019 zu zwei nationalen Titeln geführt hat: Da gewann Rusev immerhin die Einzelkonkurrenz bei den bulgarischen Meisterschaften, an der Seite seiner Lebensgefährtin Maria Mitsova (sie gehört zu den Top 60 weltweit) auch das Mixed, und mit seinem Stammpartner Daniel Nikolov wurde er im Doppel Zweiter. Rusev steht derzeit auf Weltranglistenplatz 159 im Einzel und - mit Nikolov - auf Rang 134 im Doppel.

Rusev ist Landesmeister im Mixed - mit seiner Lebensgefährtin Maria Mitsova

Eigentlich heißt der Badmintonprofi mit vollem Namen Ivan Rusev Atanasov. Rusev, der Vorname seines Vaters, "hat sich schon bald als mein Nachname etabliert, jeder nannte mich nur noch Ivan Rusev", erzählt er. Sein Nachname Atanasov sei nur noch so etwas wie ein offizielles Anhängsel. Seit sechs Jahren ist Rusev, der aus einem Vorort der zweitgrößten bulgarischen Stadt Plovdiv stammt und längst in Sofia lebt und trainiert, Profi. "Meine Stärke ist das Einzel", sagt er, seine Qualitäten hierfür stellte er zuletzt auch unter Beweis. Gegen den Freystädter Hannes Gerberich zeigte er seine Explosivität und Schnelligkeit in der Vor- und Rückwärtsbewegung, und dank des großen Drucks, den er urplötzlich entfalten kann, beschäftigte er den Linkshänder unaufhörlich.

Mitunter brennt Rusev - ähnlich wie Zilberman - ein wahres Feuerwerk an Schlägen ab, dem sein Gegner irgendwann nicht mehr gewachsen ist. Der Lohn in diesem Fall war ein 11:4, 11:5, 9:11 und 12:10-Erfolg. Hektisch wird Rusev auf dem Court indes nur selten, er strahlt meist eine große Ruhe aus. Die kommt vielleicht auch von den Reisen ans Meer oder in die Berge, die er sich immer wieder zusammen mit seiner Lebensgefährtin Maria Mitsova gönnt - wenn er mal nicht mit ihr auf dem Feld die Gegner zur Verzweiflung bringt.

© SZ vom 19.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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