Bayernliga:Hoch und weit - und aus

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Vor der Relegation fehlten Vitomir Moskovics Team Sekunden zum Klassenerhalt, in der Relegation eine Idee, wie man gegen Amberg ein Tor erzielt. (Foto: Stephan Rumpf)

SV Heimstetten fällt im Rückspiel gegen Amberg ernüchternd wenig ein, um ein dringend benötigtes Tor zu erzielen. Zum zweiten Mal steigt der Klub mit Trainer Moskovic ab - dessen Zukunft ist ungewiss

Von Christian Bernhard, Kirchheim

"Ab in den Süden, der Sonne hinterher", tönte es aus den Lautsprechern am Sportpark Heimstetten, das Wetter passte bei strahlendem Sonnenschein wunderbar dazu. Die zarten Wassertropfen, die von der Beregnungsanlage auf dem Platz Richtung Tribüne flogen, wurden dankbar vom Publikum angenommen. Knapp zwei Stunden später stand fest: Die Heimstetten-Spieler können nun in den Urlaub - allerdings als Absteiger. Das 0:0 im Rückspiel der ersten Relegationsrunde gegen den FC Amberg reichte nach der 0:1-Hinspielniederlage nicht. "Sie haben ein Tor geschossen, wir keines. Deswegen haben sie sich durchgesetzt", analysierte SVH-Trainer Vitomir Moskovic trocken nach dem Schlusspfiff. "Ich bin sehr traurig, es ist ein trauriger Tag für den ganzen Verein", erklärte er. Zum zweiten Mal schon stand bei einem Abstieg des SVH Vitomir Moskovic an der Seitenlinie. Trotz vieler Verletzter "hätten wir mehr zeigen müssen", betonte der 48-Jährige. Moskovic hatte das Hinspiel-Ergebnis aus Amberger Sicht als "so groß wie ein Haus" bezeichnet. Das Amberger Haus war für seine Spieler auch im Rückspiel nicht einzunehmen.

Für den SVH war es das traurige Ende einer turbulenten wie außergewöhnlichen Woche. Bis zur 90. Minute des Zweitliga-Relegationsrückspiels waren die Heimstettener ja gerettet gewesen, doch dann schoss Kai Bülow den TSV 1860 München gegen Holstein Kiel in der Nachspielzeit zum Klassenerhalt - und damit erst den SVH in die Regionalliga-Relegation.

Heimstetten agierte diesmal mit einer Vierer-Abwehrkette, hatte aber wie auch schon im Hinspiel Probleme im Spielaufbau. Das frühe Pressing der Amberger zeigte bei den Gastgebern Wirkung, immer wieder flogen lange Bälle aus der eigenen Hälfte ins Niemandsland. Im Spiel nach vorne fehlte Heimstetten die Struktur, überhaupt war die Partie in der ersten Hälfte ziemlich zerfahren und von zahlreichen Fouls im Mittelfeld charakterisiert. Der unbedingte Wille, ein Tor zu erzielen, was ja nach dem Hinspiel dringend erforderlich war, war in Hälfte eins bei den Gastgebern jedenfalls nicht wirklich zu erkennen. Die einzige SVH-Torchance, die diese Bezeichnung in den ersten 45 Minuten verdiente, war ein Kopfball von Sebastian Paul, der nach einer Flanke von links frei aus sieben Metern zum Abschluss kam, den Ball aber über das Tor von Matthias Götz setzte. Ambergs auffälligster Offensivspieler war Christian Knorr, der in Minute 13 die erste Torchance des Spiels vergeben hatte und auch elf Minuten später nach einem etwas zu langen Steilpass Gefahr in den Heimstettener Strafraum brachte.

Zu Beginn der zweiten Hälfte häuften sich die Fehler im SVH-Spielaufbau sogar noch, die langen Bälle, die wahlweise beim Gegner oder im Aus endeten, standen mittlerweile sinnbildlich für den einfallslosen Auftritt der Moskovic-Mannschaft. Ihr großes Glück war, dass die Amberger mehr als nur fahrlässig mit ihren Torchancen umgingen. Tobias Wiesner scheiterte in Minute 50 aus guter Position an Torwart Igor Pintar, ebenso der eingewechselte Sebastian Hauck (75.). Die allergrößte Möglichkeit ließ aber Kai Hempel aus, als er es nach einem Pfostenschuss schaffte, den Ball aus wenigen Metern über das leere Tor zu schießen (70.). Heimstetten war dadurch bis zum Schlusspfiff am Leben, und die eine Chance, sie kam tatsächlich noch: In der 91. Minute kam Sebastiano Nappo im Anschluss an eine Ecke von der Strafraumgrenze zum Abschluss, Götz tauchte aber ab und kratzte den Ball aus dem linken Eck. Kurz darauf kam der Schlusspfiff und die Heimstettener Spieler sanken zu Boden, während die Amberger vor ihren Anhängern tanzten und "Weiter, immer weiter" sangen. Das geht es für sie bereits am Mittwoch, im Hinspiel der zweiten und entscheidenden Relegationsrunde zu Hause gegen den VfR Garching.

Nach drei Regionalliga-Jahren, Heimstetten war eines der Gründungsmitglieder der 2012 eingeführten Regionalliga Bayern, muss der SVH nun den bitteren Weg in die Bayernliga antreten, nachdem er im vergangenen Jahr der Abstiegsrelegation noch hauchdünn entronnen war.

Für Moskovics Zukunft beim SVH sieht es nicht gut aus. Es ist zu vernehmen, dass der Kroate, der seit dem neunten Spieltag in Heimstetten auf der Trainerbank saß, kommende Saison nicht mehr SVH-Coach sein wird. Moskovic erklärte, auf seine Zukunft angesprochen, lediglich, dazu jetzt etwas zu sagen sei "schwer". SVH-Manager Michael Matejka sagte, bis Samstag sei alles geklärt. In den nächsten Tagen gilt es einiges aufzuarbeiten, klar ist momentan nur: Die Vorbereitung auf die neue Bayernliga-Saison beginnt schon am 22. Juni.

© SZ vom 08.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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