3. Liga:Münchner Morgengrauen

Lesezeit: 2 min

Schwarz wird grau: Die ehemaligen Profis Martin Demichelis (li.) und Danny Schwarz als stille Zweierkette. (Foto: Daniel Kopatsch/Getty Images)

Beim Debüt des neuen Trainerduos gelingt dem FC Bayern II ein nervenaufreibendes Remis.

Von Christoph Leischwitz, Ingolstadt/München

In wenigen Wochen wird Danny Schwarz 46 Jahre alt, sogar noch wenige Tage vor dem Derby der U23 des FC Bayern gegen den TSV 1860 München. Trotzdem ist es gut möglich, dass der leicht angegraute Trainer schon vor dem Spiel gegen die Löwen, seinen Ex-Klub, komplett ergraut ist. Zumindest dann, wenn es weiter so aufregend zugeht wie in den Schlussminuten beim FC Ingolstadt: Eine Führung für den Gastgeber wie aus dem Nichts (75.); ein etwas glücklicher Elfmeter-Ausgleich durch Sarpreet Singh, weil es sich um einen ziemlich umstrittenen Handelfmeter handelte (85.); eine zweite Führung der Ingolstädter und der Ausgleich durch den Innenverteidiger Jamie Lawrence in der zweiten Minute der Nachspielzeit. Und das alles beim Trainerdebüt in der dritten Liga, wo jeder Punkt gebraucht wird, um nicht abzusteigen. Aber, und das war Schwarz hernach wichtig festzuhalten: Die zusätzlichen grauen Haare vom vergangenen Samstag habe er nicht wegen der Spielweise der Mannschaft dazugewonnen, im Gegenteil: "Sie haben tolle Moral bewiesen. Das macht Lust auf mehr", fand Schwarz nach dem Schlusspfiff. Kurz schien es, als hätte sich Lawrence bei seinem Kullerschuss zum 2:2 schwerer verletzt, weshalb der Jubel über den späten Ausgleich abrupt abgeebbt war; davor allerdings war er überschwänglich. "So was habe ich noch nicht erlebt", sagte Schwarz über die nervenaufreibende Schlussphase.

Dem Vernehmen nach würden die Trainer auch im Abstiegsfall weitermachen

Nun musste Schwarz dieses Debüt nicht allein durchstehen. Zusammen mit Martin Demichelis bildet er ein gleichberechtigtes Duo, das am Campus des FC Bayern schon länger eng zusammenarbeitet. Zur spannendsten Zeit haben sie die abstiegsbedrohte U23 von Holger Seitz übernommen - der sportliche Leiter fieberte diesmal wieder von der Tribüne aus mit. Auf dem Papier wird Schwarz allerdings bald alleiniger Cheftrainer sein, denn in wenigen Wochen wird er im Gegensatz zum 40-jährigen Demichelis die Fußballlehrer-Lizenz besitzen. Dem Vernehmen nach wird das Trainerteam auch weitermachen, falls die U23 absteigt.

Es wirkt eingespielt, wie der argentinische Ex-Profi und der langjährige 1860-Spieler agieren. Während einer Partie stehen sie manchmal sogar exakt gleichzeitig auf und setzen sich gleichzeitig wieder hin. Schwarz gibt ein bisschen mehr Kommandos als Demichelis. Schwarz sagt, das liege womöglich an der sprachlichen Barriere des Kollegen. Insgesamt sind beide aber ungewöhnlich ruhige Drittliga-Trainer. Am Samstag waren sie sogar zusammengenommen ruhiger als Ingolstadts Trainer Tomas Oral.

Die Schnelligkeit des 18-jährigen Lasse Günther überrumpelt die Schanzer

Rein taktisch kehrt die Mannschaft mit ihnen zurück zu den Wurzeln. Die Zweierkette am Seitenrand ließ nach mehreren Wochen mit einer Dreierkette jetzt wieder mit einer Bayern-typischen Viererkette auflaufen. Zwar tat sich die Mannschaft oft schwer gegen die erfahrene Ingolstädter Defensive. Doch insgesamt gelang dem jungen Team, gerade angesichts der Tabellensituation, ein selbstbewusster Auftritt. Der beinahe einen unerwarteten Helden hervorgebracht hätte: "Wir hatten Probleme mit diesem eingewechselten Spieler", sagte Ingolstadts Oral später über einen weiteren Drittliga-Debütanten, Lasse Günther. Dessen Schnelligkeit überrumpelte die Schanzer geradezu. "Wir haben Sie, Männer", schrie nun einer der verletzten Spieler von der Tribüne nach unten, als sich die Bayern nach dem 1:1 plötzlich Chance um Chance erspielten. Doch gerade Günther, im März erst 18 geworden, war maßgeblich daran beteiligt, diese Riesenchancen liegenzulassen. Was aber nicht heißt, dass ihm nicht die Zukunft gehören würde. "Er hat eine unglaubliche Geschwindigkeit, er bereitet jedem Gegner Probleme", sagte Schwarz. Und betont, dass er nicht etwa wegen der zahlreichen Abstellungen an die Profis in den Kader gerutscht sei.

Spieler wie Günther sind einer der Gründe, warum man gerne auf eine interne Trainerlösung zurückgriff: "Wir kennen ihn schon lange", sagte Schwarz. Das gilt für zahlreiche weitere Spieler, die noch nachrücken werden. Womöglich sind sie sogar gut genug, um zum Ligaverbleib beitragen zu können. Am Freitag steht ein Heimspiel gegen den Zweiten Hansa Rostock an. Zumindest Martin Demichelis hat noch jede Menge dunkle Haare zur Verfügung.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: