CSU/SPD:Die zwei Königs-Treffen von München im Vergleich

Auch in der Landeshauptstadt starten die Parteien das politische Jahr am 6. Januar. Doch worauf kommt es dabei wirklich an? Mindestens so wichtig wie gute Redner sind Weißwürste und Atmosphäre.

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(Foto: Stephan Rumpf)

Bundestagspräsident Norbert Lammert (links) hielt eine nachdenkliche Rede im Augustiner in der Fußgängerzone.

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Nicht wuchtig, aber geschliffen: Markus Rinderspacher sprach vor den Münchner Genossen.

Die Kernaussagen

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zu Flüchtlingen: Markus Rinderspacher, SPD-Fraktionschef im Landtag: "Es ist für uns ein humanitärer Imperativ, diesen Menschen zu helfen." "Ein neuer Limes? Neue Schlagbäume machen Bayern nicht sicherer." "Wir müssen das Tempo des Zuzugs drosseln." Claudia Tausend, Vorsitzende der Münchner SPD: "München hat Großes geleistet. Der menschliche Umgang mit Flüchtlingen ist mit einem Namen verbunden: Dieter Reiter." zur Weltlage: Rinderspacher erklärte: "Wir werden unseren Lebensstil nicht ändern. Freiheit und Demokratie sind stärker als der Terrorwahnsinn". "Rechtsfreie Räume darf und wird es in München nicht geben. Wir kennen das hohe Sicherheitsbedürfnis der Münchner." (zur Gewalt gegen Frauen in Köln). "Die CSU sollte Außenpolitik denen überlassen, die etwas davon verstehen." (zu den Auslandsreisen von Horst Seehofer, der SPD-Außenminister Frank-Walter Steinmeier ins Handwerk pfusche) zu München: Rinderspacher über das Verhältnis von SPD und CSU im Münchner Rathaus: "Es hat sich gezeigt, wer Koch und Kellner ist."

Die Kernaussagen

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zu Flüchtlingen: Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) sieht zwei Grundsatzfragen: "Was wollen wir eigentlich? Was können wir eigentlich?" "Wenn wir denen Zuflucht gewähren wollen, die eine Zuflucht brauchen, müssen wir denen, die diese Zuflucht nicht brauchen, die Zuwanderung nach Deutschland verwehren." "Wenn wir die Zahl der Flüchtlinge begrenzen wollen, müssen wir die Fluchtursachen begrenzen, am besten beseitigen." "Wer nach Deutschland kommt, reist nicht in die Bundesliga ein, sondern ins Grundgesetz." Bundestagsvizepräsident Johannes Singhammer (CSU): "Kein Land der Erde schafft es, unbegrenzt Menschen aufzunehmen." "Integration bedeutet bei den Grundwerten nicht ein Entgegenkommen auf halbem Wege. Die Gleichberechtigung für Frauen gilt uneingeschränkt."

Die Redner

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Rinderspacher ist kein wuchtiger, aber ein geschliffener Parlierer. Er brandmarkt die CSU angemessen angriffslustig als nicht München-tauglich ("wie Feuer und Wasser") und streichelt die SPD-Seele gefühlvoll ("Wir sind die München-Partei. Das war so, das ist so und wird auch so bleiben.") Zudem zeigt er sich ironietauglich, als er sich ausdrücklich über den neuen Konzertsaal freut und darauf verweist, dass er damit im Landtag ein SPD-Solitär ist. Seine Fraktion hat ihm peinlicherweise die Konzertsaal-Gefolgschaft verweigert. Foto: Stephan Rumpf

Die Redner

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Wirklich mitreißend ist Hauptredner Norbert Lammert nicht - dafür fehlt ihm der Hang zu Populismus und Holzhammer. Aber die nachdenkliche Rede des Professors ist klug durchkomponiert, interessant und in Teilen schon fast staatsphilosophisch. Gute Gedanken, die das Publikum sichtlich beschäftigen (auch wenn sie nicht jeder teilt). Gelegentlich dringt ein subtiler Humor durch, der eher für die private Literaturrunde als fürs Bierzelt geeignet ist. Foto: Stephan Rumpf

Die Promi-Dichte

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Für einen Minister oder anderen Stargast aus Berlin hat es nicht gereicht. Dafür bieten die Genossen neben ihren zwei Bundestags- und einigen Landtagsabgeordneten alles auf, was in der Stadt Rang und Namen hat. Allen voran Alt-OB Hans-Jochen Vogel, der mit seinem Gehstock winkend in den Saal grüßt. Alt-OB Christian Ude winkt mit der eigenen Hand, dafür gewohnt majestätisch. Jemand vergessen? Ach ja, OB Dieter Reiter ist noch im Urlaub.

Die Promi-Dichte

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Mit dem zweiten Mann im Staate muss sich die Münchner CSU nicht verstecken. Dazu kommen Bundestags- und Landtagsabgeordnete sowie Kommunalpolitiker (bei der Begrüßung wurde Rathaus-Fraktionschef Hans Podiuk vergessen). Die in München eher unbekannte Bundestagsabgeordnete Julia Obermeier (Aspirantin für den Wahlkreis West) hofft, irgendwann selbst die Promi-Dichte zu erhöhen und betreibt intensives Networking im Saal.

Die Stimmung

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Besser hätte der Vormittag nicht losgehen können, findet Claudia Tausend. "Das Lokal ist voll, das freut uns und auch den Wirt." Rinderspacher erscheint lässig-schick im Anzug ohne Krawatte, die Gäste tragen Alltagsallerlei weitgehend ohne Jodlerelemente. Emotionaler Höhepunkt ist die Verneigung vor Alt-OB Vogel mit Standing Ovations, sonst herrscht gemütliche Familientreffen-Atmosphäre. Von Zweifeln nach dem mauen Kommunalwahlergebnis ist nichts mehr zu spüren.

Die Stimmung

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Ausgelassen wäre übertrieben. Rund 300 Besucher, der Grüne Saal des Augustiner in der Fußgängerzone ist voll. Keine Musik, die Themen sind schwer und der seriös-nachdenkliche Bundestagspräsident provoziert nicht zum Herumjohlen. Hohe Trachtenjankerdichte im Publikum, aber keine Krachledernen oder Dirndl. Bajuwarisch-casual sozusagen.

Die Verpflegung

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Weißwürste und Leberkäse dominieren das Bild auf den langen Tafeln. Dazu die seltsamen Hofbräu-Weißbiergläser mit Henkel. Kaffee-Haferl und Wassergläser bleiben eine Minderheit.

Die Verpflegung

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Weißwurst und Weißwurst. Dazu Bier, hin und wieder Kaffee und Wasser. Ein paar Genießer gönnen sich um kurz nach elf einen Schweinebraten.

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