Erhebung:Warum das Sozialreferat den Münchnern intime Fragen stellt

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  • 16 000 Münchner wurden gebeten, an einer anonymen Befragung teilzunehmen.
  • Es geht um teils sehr persönliche Fragen, die den Menschen gestellt werden.
  • Mit der Befragung soll der Zusammenhang zwischen der sozialen Lage und dem Gesundheitszustand der Münchner untersucht werden.

Von Katharina Kutsche

Es sind schon sehr persönliche Fragen, die die Stadt München derzeit ausgewählten Bürgern stellt, zum Beispiel: Wie zufrieden man in seiner Partnerschaft sei, welche Erkrankungen man habe und wie hoch das monatliche Haushaltseinkommen sei. Der Umfang des Fragebogens ist in etwa so groß wie sein Titel: "Schwerpunkt-Befragung der Münchner Bürgerinnen und Bürger zur sozialen und gesundheitlichen Lage 2016" - und das auf 14 Seiten.

Im Herbst 2015 hatte der Stadtrat die Erhebung beschlossen, im Januar wurden 16 000 Münchner Haushalte angeschrieben, ihre Teilnahme ist freiwillig. Federführend sind das Sozialreferat und das Referat für Gesundheit und Umwelt, unterstützt vom Statistischen Amt.

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Mit der Befragung wollen die Referate den Zusammenhang zwischen der sozialen Lage und dem Gesundheitszustand der Münchner untersuchen, erklärte ein Sprecher des Gesundheitsreferats. Außerdem fließen die Ergebnisse in den städtischen Armutsbericht ein. Damit will die Stadt ihre Beratungs- und Hilfsangebote verbessern können.

Zusammenhang zwischen Einkommen und Gesundheit?

Aus den Antworten sollen sich Erkenntnisse zu mehreren Problembereichen ergeben, etwa bei der Frage, wie der Haushalt mit dem vorhandenen Einkommen zurechtkomme: Lautet die Antwort "sehr schlecht" oder "eher schlecht", sagt dies etwas darüber aus, welcher Teil der Bevölkerung sich das Leben im teuren München kaum noch leisten kann.

Zudem sind Geldsorgen ein Stressfaktor für Körper und Seele und damit ein gesundheitliches Kriterium. Gerade wegen der erhofften Aussagekraft seien die Fragen derart detailliert, erklärte der Referatssprecher, aber "der Datenschutz ist zu jedem Zeitpunkt gewahrt". Demnach wurden die angeschriebenen Haushalte durch eine Zufallsstichprobe aus dem Melderegister generiert, die Adressen nur für die Aussendung des Einladungsschreibens genutzt.

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Im Schreiben ist ein Zugangsschlüssel genannt, der die Befragten berechtigt, den Fragebogen auszufüllen - online auf der Internetseite der Landeshauptstadt. "Die Verbindung zum Absender ist nicht mehr nachvollziehbar", betont der Sprecher des Gesundheitsreferats. Kritische Nachfragen habe es in den beteiligten Referaten nur "im niedrigen einstelligen Bereich" gegeben. Vielmehr hätten sich Bürger gemeldet, um sich den Zweck der Studie oder den Inhalt einzelner Fragen erklären zu lassen.

© SZ vom 29.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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