Solln:Prinzip Hoffnung

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Das Martha-Maria-Krankenhaus in Solln soll erweitert werden, stößt im Landschaftsschutzgebiet aber an Grenzen. Der Bezirksausschuss zeigt sich skeptisch und setzt ein "mittelfristiges Gesamtkonzept" voraus

Von Jürgen Wolfram, Solln

Das Diakoniewerk lotet Optionen für eine Erweiterung seines Krankenhauses Martha-Maria in Solln aus. In einer Bauvoranfrage an die Stadt ist konkret von einem Gebäude für Facharztpraxen die Rede, aber auch weitere Nutzungsmöglichkeiten sollen vorgeklärt werden. Längerfristig wünscht sich der Geschäftsführer des kirchlichen Trägers, Pastor Markus Ebinger, einen Rahmenplan mit "20-Jahre-Zeithorizont". Jedweder Expansion sind jedoch enge Grenzen gesetzt, denn das Krankenhaus an der Wolfratshauser Stra- ße 109 grenzt unmittelbar ans Landschaftsschutzgebiet Isarauen. Und wegen "erheblicher Parkplatzprobleme" in den Straßen rings um das Klinikgelände hat vorsorglich der Bezirksausschuss (BA) Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln Bedenken gegen eine bauliche Verdichtung angemeldet.

In einem einhellig gefassten Beschluss heißt es, der BA sei "ohne Vorlage eines mittelfristigen Gesamtkonzeptes nicht willens, einzelnen Erweiterungsbauten im Bereich des Krankenhauses Martha-Maria zuzustimmen". Zuvor müsse überdies die Parksituation "befriedigend geregelt" werden. Nach Beobachtungen der Lokalpolitiker nutzen viele Diakonie-Mitarbeiter die Stellplätze auf dem Gelände des Krankenhauses nicht, weil sie Parkgebühren sparen wollen; stattdessen verstopften sie mit ihren Autos die Wohngebiete westlich der Wolfratshauser Straße.

Platz-Frage: Die Gebäude von Martha-Maria liegen in einem parkähnlichen Areal. 6000 Patienten werden dort jährlich betreut. (Foto: Catherina Hess)

Die Forderungen des Bezirksausschusses gehen noch weiter. So will das Gremium auch sichergestellt sehen, dass "wertvolle Baumbestände, insbesondere des gesamten Wäldchens südlich der heute vorhandenen Bebauung", unangetastet bleiben. Ferner rät der BA dringend zur Schaffung von überdachten Fahrradabstellplätzen. Pastor Markus Ebinger räumt ein, dass die Verkehrssituation auf und am Klinikgelände problematisch sei: "Wir müssen über die Situation nachdenken, aber einfach lösbar werden die Herausforderungen nicht."

Andererseits sei genügend Zeit für Gespräche, denn der gesamte Abklärungsprozess zwischen der Stadt und der Krankenhaus-Trägergesellschaft komme jetzt erst richtig in Gang. Ebinger rechnet mit wenigstens zwei weiteren Jahren der Diskussion. Zu konstatieren sei jedoch schon heute, dass das Martha-Maria-Krankenhaus in allen Bereichen an seine Kapazitätsgrenzen stoße. Ein Zuwachs an Funktionsräumen, Betten, Praxen und Wohnungen wäre also wünschenswert. Im Auge behalten müsse man jedoch auch die Gesundheitspolitik; nach dem jetzigen Krankenhaus-Strukturgesetz werde Wachstum eher bestraft.

Ein Plan zeigt die Verteilung der Gebäude auf dem Areal mit viel Grün. (Foto: Catherina Hess)

Das Krankenhaus Martha-Maria verfügt über 110 Betten und betreut etwa 6000 Patienten im Jahr. Es ist damit deutlich kleiner als seine beiden diakonischen Schwesterhäuser in Nürnberg und Halle. Neben einer Chirurgie, einem HNO-Zentrum und der Internen Medizin könnte sich Geschäftsführer Ebinger für die Zukunft ergänzend eine Radiologie vorstellen: "Wir denken in diese Richtung." Entsprechende bauliche Optionen müsse man sich an der Wolfratshauser Straße also offen halten.

Ähnliches gelte für das angegliederte Seniorenzentrum im rückwärtigen Teil des Geländes. Langfristig stünden auch hier die Zeichen auf Erweiterung, sofern dies im Grüngürtel eben möglich sei. Befürchtungen, am Ende könnte für die Klinik-Expansion doch zu viel Natur geopfert werden, versucht Ebinger präventiv zu zerstreuen: "Wir passen schon im eigenen Interesse auf, dass unser Areal nicht an Attraktivität verliert." Die Öffentlichkeit dürfe sicher sein, dass das Diakoniewerk in Solln "keine hässlichen Dinger reinstellt", die den Gartenstadtcharakter beschädigen würden. Im Übrigen sei das Diakoniewerk in der evangelisch-methodistischen Kirche eine eingespielte Organisation mit reichlich Erfahrung in der Klinikplanung. 3700 Mitarbeiter sowie zahlreiche Diakonissen und ehrenamtliche Mitarbeiter arbeiten in diesem Sektor unter dem Motto "Unternehmen Menschlichkeit".

© SZ vom 21.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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