Solln:Die schönen Seiten des Lebens

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Lesestoff für Jung und Alt: Beim Büchermarkt im neuen Pfarrzentrum wurde mancher fündig. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Erweckte Leselust: Die Sollner strömen in Scharen zur Eröffnung der neuen Bücherei im Pfarrzentrum Sankt Johann Baptist. Das mediale Angebot richtet sich künftig besonders an Kinder und Jugendliche

Von Jürgen Wolfram, Solln

Früher war sie in einem düsteren Nebengebäude untergebracht, jetzt bildet sie den lichten Mittelpunkt des neuen Zentrums der Pfarrei Sankt Johann Baptist: die öffentliche Bücherei der katholischen Kirche in Solln. Um ihr modernes Ambiente zu begutachten, einen Blick auf "die schönsten Seiten des Lebens in ihrer nächsten Umgebung" zu werfen und einen reichhaltigen Büchermarkt zu durchstöbern, machte sich jetzt das halbe Stadtviertel auf den Weg zum Fellererplatz. Dort zeigte sich Pfarrer Marek Baginski bei der Einweihung stolz darauf, "eine schöne Bücherei" zu eröffnen, die allen Menschen diene, "die gern lesen und andere treffen".

Treffen konnte man zum Beispiel eine freudig aufgekratzte Büchereileiterin. Gabriele Lämmel-Hartmann schwärmte inmitten des Eröffnungstrubels vom "Schmuckstück unter den Räumen des Pfarrzentrums", das der Architekt dankenswerterweise ihrer Einrichtung überlassen habe. Gemeinsam mit einem Dutzend Mitarbeiterinnen, die sich ehrenamtlich engagieren wie sie selbst, verwaltet Lämmel-Hartmann 6000 Medien, darunter eine Auswahl an Neuerscheinungen, fremdsprachige Zeitschriften sowie Hörbücher für alle Altersklassen. In der Kartei verzeichnet sind 400 regelmäßige Nutzer. "Unter den neuen Vorzeichen werden es sicher bald mehr", zeigt Lämmel-Hartmann sich zuversichtlich. Vor allem wenn die Leute erfahren, dass die Ausleihe kostenlos ist, dürfte ihr Kalkül aufgehen. Für Resonanz beim literarisch interessierten Publikum sorgt ferner der Umstand, dass die städtische Bücherei in der Parkstadt Solln vor einigen Jahren geschlossen wurde. Von diesem Zeitpunkt an stand den Lesern nur noch die öffentliche Einrichtung der Pfarrei St. Johann Baptist zu Verfügung. Wenn diese jetzt ein neues Kapitel aufschlägt, sollen davon besonders Kinder und Jugendliche profitieren: Von 2016 an ist einmal pro Monat eine Vorlesestunde vorgesehen.

Lämmel-Hartmann und ihr Team finden es anregend, dass es im neuen Pfarrzentrum "generationenübergreifend munter" zugeht. Man teilt sich das Haus unter anderem mit einem Jugendzentrum, der Mittagsbetreuung der Herterichschule, probenfreudigen Chören, einer Theatergruppe, dem Bibelkreis sowie einem Seniorentreff. Daran gemessen gestaltete sich die Zeit des Um- und Neubaus am Fellererplatz 7 unerquicklich - die Bibliothek war vom Mai 2003 bis zum September dieses Jahres in ein "Notquartier" des Caritasvereins an der Diefenbachstraße ausgelagert. Das Ganze sei ein "eher provisorischer Ausleihbetrieb" gewesen, erinnert sich die Bücherleiterin.

Bärbel Hilbert, gleichfalls seit Jahren eine Stütze der Bücherei, kann sich für ihre Einrichtung schon deshalb begeistern, "weil sie ein Platz der Kommunikation" sei. Wenn jetzt noch mehr Kinder als früher vorbei kämen, wären aus ihrer Sicht kaum noch Wünsche offen. Dabei muss man wissen, dass die Bücherei seit jeher mit einem Mini-Etat auskommt. Was aber insofern keine ernstlichen Probleme aufwirft, als sich die Pfarrei auf die Großzügigkeit von Geld- und Bücherspendern stets verlassen durfte. Reich bestückt war denn auch der Büchermarkt bei der Eröffnung. Ganze Sammlungen wurden abgegeben, einzelne bibliophile Preziosen und jede Menge zeitgenössischer Werke. Ebenfalls bestens bedient: die grassierende Krimi-Leidenschaft. Nebenbei stimmte der Bastelkreis der Pfarrei die Besucher mit Adventsartikeln auf die Weihnachtszeit ein. Die Kasse jedenfalls klingelte so erfreulich, dass es für eine weitere mediale Belebung der Lesekultur reichten sollte.

Lämmel-Hartmann ist seit fast zehn Jahren Chefin der Pfarrbücherei. Sie hat sich geschult in Diözesankursen und auf Lehrgängen des Michaelsbundes. "Wenn ich keine Freude an Büchern hätte, würde ich's nicht machen", sagt sie zu ihrem Engagement. Regelmäßig geöffnet ist die Pfarrbücherei am Mittwoch und Samstag von 15 bis 17 Uhr sowie am Sonntag von 10 bis 12 Uhr. So lässt sich ein Besuch gut mit dem Gottesdienst verbinden. "Doch wir sind keineswegs nur für die Kirchenbesucher da", versichert die Chefin.

Einen Sinn für Schmankerl bewies die Bücherei am Tag der Eröffnung obendrein: Sie präsentierte den Autor Tobias Hürter. Er las aus seinem Buch "Der Tod ist ein Philosoph: Wie mich ein Sturz vom Berg auf den Sinn des Lebens brachte". Darin geht es um die Zerbrechlichkeit des Lebens. Ein kleiner Schwenk in die religiöse Dimension sollte dann doch sein.

© SZ vom 24.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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