Smog in der Stadt:"Erhebliche Belästigung"

Lesezeit: 2 min

Wenn Obst, Gemüse und Blumen nach München rollen, wird es manchmal laut: wartende Lkw am Rande der Großmarkthalle. (Foto: Stephan Rumpf)

Viele wartende Lkw-Fahrer lassen ihr Diesel-Aggregat am Großmarkt durchgehend laufen, um die Ladung zu kühlen. Anwohner klagen über den nächtlichen Lärm und die Abgase vor ihrer Haustür - die Stadt verspricht Abhilfe

Von Birgit Lotze, Sendling

Anwohner des Großmarkts fühlen sich durch die Sattelschlepper auf dem Areal erheblich gestört. Es geht um Ladevorgänge und um die Geräusche von Lastwagenfahrern, die auf den Parkplätzen des Großmarkts oft stundenlang ihre mit Diesel betriebenen Aggregate laufen lassen, um ihre Ladung zu kühlen. Ein Anwohner eines Hauses an der Königsdorfer Straße hat sich jetzt mit dem Ergebnis einer Schallpegelmessung an den Bezirksausschuss gewandt. Das Referat für Gesundheit und Umwelt (RGU) habe eindeutig festgestellt, dass die nächtlichen Immissionsrichtwerte um mehr als das Doppelte überschritten worden seien, sagte er in der Bezirksausschuss-Sitzung am Montagabend.

Der Anwohner sprach von überlangen 40-Tonnern, 40 bis 60 Lkw, von vielen schlaflosen Nächten seines fünfjährigen Sohnes und weiterer Kindern, die in dem Haus wohnten und einer hohen Dieselabgas- und Schallbelastung ausgesetzt seien. Seit zwei Jahren setze er sich deshalb mit der Markthallen-Leitung auseinander - ohne Erfolg. Am 10. September habe das RGU endlich die Immissionen gemessen, zwischen 5 und 6 Uhr und hinter dem geöffneten Kinderzimmerfenster. Das Ergebnis habe er schriftlich, das RGU habe ihm mitgeteilt: "Es liegt eine erhebliche Belästigung vor."

Das RGU hat inzwischen die Werkleitung des Großmarkts gebeten, umgehend Maßnahmen zu treffen, damit die zulässigen Richtwerte eingehalten würden. Das Kommunalreferat, dem die Markthallen zugeordnet sind, hat am Mittwoch bereits reagiert. Das Schreiben sei schon eingegangen, die Markthallen München hätten sich jetzt noch einmal selbst ein Bild der Situation in der Frühe an Ort und Stelle gemacht. Anfang nächster Woche finde ein Termin mit dem RGU statt, um geeignete Maßnahmen zu besprechen.

Die Häuser an der Königsdorfer Straße 15 und 17 beherbergten früher die Zolldienstmitarbeiter, die auf dem Großmarktgelände arbeiteten - ein repräsentativer, neuklassizistischer Wohnblock von 1910. Die Stadt hat die Wohnungen verkauft, 2011 wurden sie - umfassend saniert - von den neuen Eigentümern bezogen. Das Gebiet ist als Gewerbegebiet ausgewiesen, das RGU richtete sich bei seinen Messungen aber nach den geltenden Grenzen für Mischgebiete, da in der Königsdorfer Straße inzwischen in erster Linie gewohnt wird. Das Kommunalreferat wies am Mittwoch auch darauf hin, dass es Lastkraftwagen bereits jetzt schon untersagt sei, in diesem Bereich in den frühen Morgenstunden durchzufahren oder dort zu parken.

Im Bezirksausschuss wunderte man sich auch, dass die Sattelschlepper nachts ihre Kühlaggregate laufen ließen, eigentlich sei dies verboten. Der Beschwerdeführer solle sich möglichst bald schriftlich an den BA äußern und auch eine Anzeige wegen Gesundheitsgefährdung nicht scheuen, sollte sich bei Abgasen und Lärm sobald nichts ändern. Auch solle die Stadt eruieren, inwieweit sich durch Stromanschlüsse dieselnde Lkw vermeiden ließen. Ideen für mehr Lärmschutz lägen vor, hieß es. Allerdings könne eine Verwirklichung einige Jahre dauern, das hänge von der Planung für die neue Großmarkthalle ab.

Der Beschwerdeführer sprach davon, die Umweltinitiative Agenda 21 habe in Ottobrunn errechnet, dass bereits 95 Prozent der Laster einen Anschluss für Stromkühlung hätten. Die Markthallen-Leitung sei wegen Umbauten auf dem Großmarktgelände jedoch nicht bereit, die Stelen mit Stromanschluss aufzustellen, obwohl sie vergleichsweise günstig und einfach zu installieren seien.

Das Kommunalreferat teilte dazu mit, die Frage der möglichen Situierung von Stromanschlüssen für Lkw könne erst nach der Stadtratsentscheidung über die Zukunft der Großmarkthalle Ende des Jahres beantwortet werden. Erst wenn klar sei, wo ein Neubau entstehen wird, könnten die weiteren Flächen- und Baustellenplanungen detaillierter erfolgen. "Momentan sind die Flächen durch den Auszug der Kellermieter stark belegt und daher keine großen Kapazitäten frei."

© SZ vom 05.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: