Seniorenbetreuung:"Dein Nachbar" muss warten

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Kreis-Sozialausschuss vertagt Finanzierung des Helfervereins

Von Stefan Galler, München

Laut einer Erhebung des Instituts für Sozialplanung, Jugend- und Altenhilfe, Gesundheitsforschung und Statistik (SAGS) aus dem Jahr 2009 wächst die Gruppe der über 80-Jährigen im Landkreis München von damals 14 300 Personen auf 32 600 im Jahr 2029 an, das entspricht einer Steigerung um 128 Prozent. Je höher das Alter eines Menschen ist, umso größer ist sein Bedarf an Hilfeleistungen. Deshalb will Landrat Christoph Göbel (CSU) frühzeitig die Weichen stellen, um das soziale Netzwerk für Senioren, die möglichst lange zu Hause wohnen bleiben möchten, zu stärken. Die Landkreis-Verwaltung möchte den Verein "Dein Nachbar" mit einer Anschubfinanzierung von insgesamt 292 000 Euro, verteilt auf drei Jahre, voran bringen. Doch die Mitglieder des Kreis-Sozialausschusses vertagten am Montag auf Antrag von Ottobrunns Bürgermeister Thomas Loderer (CSU) die Entscheidung - sie wollten erst zusätzliche Informationen.

Die Räte wollten sich erst bei den bestehenden Anbietern von Seniorenbetreuung erkundigen, inwiefern sie den Verein als Konkurrenz, besonders beim Wettstreit um ehrenamtliche Helfer, wahrnehmen oder als sinnvolle Ergänzung.

Der Vorsitzende des Vereins, Thomas Oeben, hatte das Konzept vorher ausführlich dargestellt: Die ehrenamtlichen Helfer bei "Dein Nachbar" würden miteinander und mit der Leitstelle via Internet vernetzt. Dank einer Datenbank, in der exakt aufgelistet ist, welcher Helfer welche zeitlichen Kapazitäten und Kompetenzen aufweist, können Dienstpläne schnell bestückt werden. Angeboten werden sollen neben der Betreuung von hilfe- und pflegebedürftigen Personen und hauswirtschaftlichen Dienstleistungen auch Begleitdienste, etwa zum Einkaufen oder zum Arzt, sowie administrative und technische Hilfen. Zunächst solle die Niederlassung in Kirchtrudering auf Münchner Stadtgebiet entstehen, bedient werden vorerst vor allem die Gemeinden im Süden und Osten des Landkreises, ehe sukzessive der gesamte Landkreis erfasst werden soll. Die Helfer werden entweder mit 8 Euro pro Stunde vergütet oder können sich ihre Dienste auf einem Punktekonto gutschreiben lassen, von dem sie im Bedarfsfall profitieren, wenn sie selbst oder ihre Angehörigen pflegebedürftig werden. Seit zwei Jahren ist "Dein Nachbar" mit diesem Konzept auf Münchner Stadtgebiet tätig, hat mittlerweile 265 Helfer, die laut Oeben 1400 Stunden pro Monat leisten.

© SZ vom 05.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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