Sendling-Westpark:Gottes Mühlen mahlen langsam

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Landmarke am Mittleren Ring: Mehrere Gebäudeteile der katholischen Kirche St. Thomas Morus müssten dringend repariert werden. (Foto: Catherina Hess)

Zehn Jahre ziehen sich die Planungen zur Sanierung der maroden Kirchengebäude von St. Thomas Morus hin. Auch wenn noch nichts Konkretes beschlossen ist, führen Pfarrei und Erzdiözese jetzt wieder Gespräche

Von Birgit Lotze, Sendling-Westpark

Autofahrern ist die Kirche Thomas Morus ein Begriff: Ihr freistehender 40-Meter-Glockenturm am Mittleren Ring diente vielen bis zum Bau des Südwest-Tunnels als Orientierungspunkt im Großstadtverkehr. Weitgehend unbeachtet allerdings blieb in den vergangenen Jahren, was sich hinter dem Turm abspielte. Seit zehn Jahren wird die Erneuerung der maroden Pfarr- und Kirchengebäude geplant, das Konzept lag vor, für die Sanierung selbst gab das Erzbischöfliche Ordinariat allerdings nie seinen Segen.

Nach und nach gingen in St. Thomas Morus die Lichter aus: Räume im Pfarrheim mussten geschlossen werden, der Kindergarten musste die Gebäude verlassen und ist inzwischen dreimal umgezogen - in ein benachbartes Bürogebäude und in Container. Im vergangenen Jahr kippte dann das Erzbischöfliche Ordinariat die Umbaupläne für das Kirchengelände erst einmal. Die Kosten, so wie das Projekt geplant war, seien zu hoch, vor allem auch mit Blick auf den künftigen Unterhalt, hieß es zur Begründung.

"Quo vadis, St. Thomas Morus", fragte Pfarrer Detlev Kahl daraufhin besorgt im Weihnachtsbrief an die Morus-Gemeinde. Inzwischen schöpft er wieder Hoffnung. Denn es deutet sich an, dass der Kindergarten wieder auf dem Kirchengelände einen Platz bekommt - auch das war seit dem Kippen der alten Planung mehr als fraglich. Das Ordinariat hatte die hohe Schadstoffbelastung am offenen Teil des Luise-Kiesselbach-Tunnels kritisiert - was Messungen später widerlegten. Der neue Kindergarten solle auf dem Grundstück der Pfarrei errichtet werden, teilte die Erzdiözese nun mit. Noch gehe es um "erste Planungen". "Vor einer möglichen Konkretion" stünden noch Entscheidungen der zuständigen Gremien aus.

Offen ist nach wie vor, wie es jetzt mit der Sanierung weitergehen soll. Der Kindergarten, dessen Mietvertrag für den Pavillon an der Sappelstraße in zwei Jahren auslaufen soll, habe Priorität. Er solle gesondert so bald als möglich umgesetzt werden, kündigt das Ordinariat an. Doch die Pfarrei hat nach wie vor auch andere Probleme. Seit Jahren harren die Kirchgänger oft bei Temperaturen um null Grad während des Gottesdienstes aus. Längere Veranstaltungen seien im Winter in der Kirche nicht mehr möglich, sagt Kahl. Die Fenster - in St. Thomas Morus ist eines der größten Buntglasfenster Europas eingebaut - müssten dringend erneuert werden. Seit zwei Jahren ist der Pfarrsaal geschlossen, Erstkommunionen, Empfänge nach Gottesdiensten können dort nicht mehr stattfinden. Der Chor probe in einem kleinen Ausweichraum abseits von Toiletten, sagt der Pfarrer, der deshalb auch immer wieder beim Ordinariat angefragt hat. Pfarrfeste könnten nur draußen stattfinden. Das 50-Jahres-Jubiläum der Pfarrei vor zwei Jahren musste in der Kirche gefeiert werden.

Der Kindergarten soll dort gebaut werden, wo derzeit das Pfarrbüro steht. Für den Pfarrsaal im Untergeschoss des Pfarrheimgebäudes favorisiert das Ordinariat eine ungewöhnliche Lösung: Der Pfarrsaal soll in die Kirche eingebaut werden, als erster Stock, ein "Pilotprojekt", sagt Pfarrer Kahl. Konkrete Ausführungen liegen auch dazu bislang nicht vor. "Zeitlich hängen wir hinterher", sagt der Pfarrer. Selbstverständlich habe er "Bauchschmerzen", weil nach zehn Jahren Planung immer noch nichts Konkretes vorliege. Unklar sei auch, wo die Pfarrbüros künftig Platz finden sollten. Und die Finanzierungsfrage sei für das gesamte Projekt noch offen. Erfreulich sei jedoch, dass nach einem Jahr des Stillstands und Hinhaltens wieder Gespräche zwischen der Pfarrei und dem Erzbischöflichen Ordinariat geführt würden.

Am Kirchturm soll sich bei der anstehenden Sanierung nichts ändern. Doch es gibt Überlegungen, auf dem Kirchengelände Mietwohnungen zu bauen. Noch seien diese Pläne "nicht spruchreif", heißt es seitens des Ordinariats. Man dementiert dort solche Pläne nicht, sieht aber keinen finanziellen Zusammenhang. Prinzipiell sei es auch das Anliegen des Ordinariats, "im angespannten Wohnmarkt von München neuen Wohnraum zu schaffen", heißt es. Auch für andere Pfarreien sei Mietwohnungsbau im Gespräch. Keines dieser Projekte sei allerdings spruchreif.

Thomas Morus ist nicht die einzige Pfarrei im Erzbistum, die seit Jahren auf die Realisierung bestehender Pläne wartet - allerdings fast die einzige: Auch in Holzkirchen gab es Pläne für ein neues Pfarrgebäude, die nach einer Überprüfung im vergangenen Jahr gestoppt wurden.

© SZ vom 04.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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