Sendling/Westpark:Farbe ins Dickicht

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Der Südpark soll zu einem echten Park werden. Schließlich entsteht bald nebenan ein großes Wohngebiet. Zunächst werden Jugendliche gefragt, was nötig ist, damit sie das Areal künftig auch wirklich nutzen

Von Franziska Gerlach, Sendling/Westpark

Es dauert einen Augenblick, bis das Bild nicht mehr wackelt. Die Kamera hält auf eine grüne Wiese, ein junger Mann kommentiert mit sonorer Stimme: "Professionelle Fußballtore mit Netzen wären gut. Und ein Kunstrasen, damit es ein richtig freshes Feld wird." Dann nämlich, so sagt er, würden auch richtig viele Leute in den Südpark kommen. Zustimmendes Nicken unter den Zuschauern in dem kleinen Raum des Jugendzentrums "Treibhaus", wohin das Baureferat an diesem Nachmittag zum Ideen-Workshop für Jugendliche und Kinder geladen hat. Der Jugendspielbereich im westlichen Südpark, in dem sich momentan vier Sommerstockbahnen, eine Bolzwiese, ein Unterstand und eine Tischtennisplatte befinden, soll umgestaltet werden: Auf dem ehemaligen Obersendlinger Eon-Gelände, zwischen Drygalski-Allee und Boschetsrieder Straße, entsteht eine Wohnanlage. Und weil die 2500 Menschen, die dort ein neues Zuhause finden sollen, in ihrer Freizeit sicher auch ins Grüne streben, wird das nahe gelegene Fleckchen Südpark nun aufgewertet. Einen Teil der Kosten will der Investor tragen.

Mit welcher Summe die Maßnahme zu Buche schlagen wird, das ist in dieser Phase der Planung noch unerheblich. "Geld spielt erst mal keine Rolle", sagte Landschaftsarchitekt Andreas Rockinger, der das mehrteilige Beteiligungsverfahren im Auftrag des Baureferates gemeinsam mit Veronika Wiedemann moderiert. Zunächst geht es vielmehr darum, erläuterte er den Kindern und Jugendlichen, sich Gedanken darüber zu machen, was sie denn gerne hätten. "Damit der Park auch euer Park wird." Nach den Sommerferien wird der Landschaftsarchitekt Rolf Lynen aus Freising erste Ideen vorstellen. 2019 soll die Umgestaltung fertig sein.

Nach der Bestandsaufnahme treffen sich Vertreter des Baureferats und Jugendliche aus dem Quartier zur Planung des Südparks im Treibhaus. (Foto: Catherina Hess)

Momentan ist der Südpark - derzeit mehr Wald als Wiese und außerdem Teil eines Landschaftsschutzgebietes - bei den jungen Nachbarn noch nicht sonderlich beliebt. Das zeigte sich bei dem Rundgang, er gewissermaßen der Auftakt des Verfahrens, bei dem auch die Filme entstehen. Rebecca, 16 Jahre alt, kann sich bei ihren Anmerkungen einen Anflug von Ironie nicht verkneifen. "Überall Grün, altes Zeug, ach und da drüben steht ein Dixie-Klo - wow!" Und wenn die Schülerin den Südpark auch schätzt für seine "frische Luft", so fände sie doch etwas mehr Farbe gut, am besten in Form eines bunten Blumenbeetes. Die moosbewachsene Stockbahn gefällt ihr auch nicht so recht; ach ja, und für kleine Kinder wäre ein Barfußpfad vielleicht eine tolle Sache. Überhaupt, der Sport. Da sind dann noch einige Wünsche offen. Das wird schnell klar, als die Kinder und Jugendlichen sich zur Gruppenarbeit zusammenfinden. Trampoline, Slaglines, ein Boxsack, ein "Dirt Park" zum Schanzen mit dem Fahrrad, dazu Basketballkörbe, am besten umzäunt, damit der Ball nicht wegrollen kann.

Immer wieder wird auch bemängelt, dass die Fußballtore im Park mit unnachgiebigen Gittern statt elastischen Netzen ausgestattet sind. Doch daraus wird vermutlich nichts, weil Netze regelmäßig entweder mutwillig zerstört werden oder kaputt gehen. Diese ständig zu ersetzen sei teuer, erklärt Andrea Hehl vom Baureferat, welches die Umgestaltung der Fläche leitet. Welche Anregungen de facto einfließen werden in die Planung, kann Hehl an diesem Tag allerdings noch nicht sagen - schließlich werden auch die Erwachsenen noch gehört.

Die Wunschliste entsteht: Was möchte ich im Südpark gerne machen? (Foto: Catherina Hess)

Schon jetzt aber ist klar, dass ein solches Beteiligungsverfahren kein Wunschkonzert ist. Damit die Erwartungen also erst gar nicht ins Unermessliche steigen, legte Susanne Gast vom Baureferat, die häufig mit Beteiligungsverfahren junger Bürger befasst ist, den Teilnehmern des Ideen-Workshops zunächst klar, was möglich ist - und was eben nicht: Ein Schwimmbecken im Südpark? Das geht natürlich nicht. Kein Wasser, kein Strom, außerdem dürfen keine neuen Flächen versiegelt, also asphaltiert werden. Der gewünschte Kunstrasen zum Fußballspielen würde den Charakter des Südparks stören. Aktivitäten, die eine Aufsichtsperson erfordern, fallen ebenfalls aus. "Der Park muss für sich alleine funktionieren", erklärte Gast. Und was die Stockbahnen betrifft, so gebe es tatsächlich eine Gruppe, die diese regelmäßig nutzten.

Auch die Idee eines Mädchens, im Südpark Stockbrot zu grillen, wird wohl nicht weiterverfolgt. Trotzdem ist der Vorschlag wichtig. Denn dahinter steht offenbar ein Bedürfnis - das Bedürfnis, mit anderen Kindern zusammen zu sitzen, gemeinsam etwas zu erleben. Und wenn eine Grillstelle im Park nicht machbar ist, dann vielleicht immerhin ein schicker, neuer Unterstand mit Bänken.

Am 17. Juli werden die Ideen der Jugendlichen bei einem Infotag im Südpark vorgestellt.

© SZ vom 12.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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