Sendling-Westpark:Die erste ihrer Art

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Kind des Vereins: Mutter mit Nachwuchs bei der Eröffnung der "Spokita". (Foto: Rumpf)

Der SV 1880 eröffnet die Sport-Kindertagesstätte "Spokita" auf dem Vereinsgelände an der Tübinger Straße

Von Andrea Schlaier, Sendling-Westpark

Zum straffen Tagespensum einer Familie gehört auch das: direkt vom Arbeitsplatz zur Kita hasten, Kind abholen und auf direktem Weg zum Fußballplatz oder der Ballettstunde chauffieren. Jedoch, wer Sohn oder Tochter künftig vorschulisch an der Tübinger Straße 10 betreuen lässt, dreht nun weniger Schleifen im Alltag. Mädchen und Buben, die in der neuen Sport-Kindertagesstätte "Spokita" den Tag verbringen, können sämtliche Frei- und Hallenplätze samt entsprechender Angebote des SV 1880 München nutzen. Die Einrichtung liegt nicht nur mitten auf dem Gelände. Sie ist, wenn man so will, auch das Kind des Vereins. Denn der hat als erster Verband seiner Art in München eine eigene Kita an den Start geschickt. Die Einweihung wurde dieser Tage gefeiert, seit Montag ist die Kita in Betrieb.

Wer die Spokita erreichen will, muss erst das Vereinsgelände durchlaufen. Rechts an der SV-Gaststube vorbei, in der für die 74 Mädchen und Buben der zwei Krippen- und zwei Kindergartengruppen gekocht wird, weiter am Fußballplatz entlang und vor dem letzten Grün scharf links abbiegen. Tür auf und zur rechten ein riesiges Wandbild eines Kickerplatzes, bevor es einige Stufen nach unten geht, wo der Verein bisher sein Lager hatte. Das Material liegt nun in Garagen auf dem Gelände, und aus dem frei gewordenen Platz hat Rainer Simbeck, Vizepräsident des Clubs und Architekt, ein luftiges und erstaunlich lichtes Kita-Domizil geschaffen.

Die Idee dazu hatte Vorstandsmitglied Horst Staimer. "Durch den gesellschaftlichen Wandel können Kinder heutzutage zum Beispiel wegen beengter Lebensräume oft nicht mehr ihrem Bewegungsdrang nachkommen. Dem wollen wir entgegenwirken." Der Verein stelle gewissermaßen seine Infrastruktur und Kernkompetenz zur Verfügung. "Wann immer wir wollen, können wir in die Turnhalle gehen", sagt Stefanie Schwenter, die zusammen mit Kollegin Christina Spiegel das Haus leitet. Den konkreten Ablauf haben die beiden 26-Jährigen noch nicht festgezurrt, aber so viel ist schon gewiss: "Die einzelnen Gruppen im Haus bieten den Kindern Schnupperkurse an, zum Beispiel Karate, Ballett und Kinderturnen. Wer will, kann dabeibleiben."

SV-Präsident Andreas Schwenter verwies bei der feierlichen Einweihung mit reichlich politischen Vertretern darauf, dass man noch einen zweiten Schwerpunkt im Konzept gesetzt habe: "30 Prozent der Plätze wollen wir an Familien vergeben, die sich das sonst nicht leisten könnten." Man denke dabei vor allem an Flüchtlingsfamilien. "Unsere Welt ist bunt und unser Logo auch." Im Sommer ziehen an der Schnittstelle zum Stadtbezirk Laim 300 Flüchtlinge auf das Terrain an der Westend-/Zschokkestraße, in den Hallen gegenüber sind schon jetzt Asylbewerber untergebracht.

Doch bei allem guten Willen, so erklärte Schwenter auch, hätte man das 1,1 Millionen Euro teure Projekt nur mit Unterstützung von Stadt und Regierung von Oberbayern nicht stemmen können. Möglich geworden sei das durch die Unterstützung der Stiftung Kick von Günther Lamperstorfer. Seine Stiftung, so erläuterte der Mäzen, fördert seit 2012 benachteiligte Kinder und Jugendliche. Man wolle damit aber früher ansetzen, damit die Kinder schon vor der Schule spielerisch Deutsch und sich zu bewegen lernen. Sie sollten es leichter haben "auf dem Weg in eine bessere Zukunft". Georg Eisenreich (CSU), Staatssekretär im Bayerischen Bildungsministerium, lobte den SV 1880 München, weil der demonstriere, wie unverzichtbar die Beiträge von Vereinen für die Gesellschaft seien. Und Beatrix Zurek, SPD-Stadträtin sowie designierte Bildungsreferentin der Landeshauptstadt, sprach von einer Vorreiter-Funktion des SV.

Das erste Kind im Haus schien sich bereits am Tag der Einweihung wohl zu fühlen. Nachdem die Oma der kleinen Miriam das Milchfläschchen verabreicht hatte, fiel die Enkelin des SV-Präsidenten und Tochter der neuen Spokita-Leiterin in einen tiefen Schlaf, den so vermutlich nur erschöpfte Sportler kennen.

© SZ vom 05.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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