Sendling:Vor aller Augen

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Der Verein Kunst in Sendling sucht nach geeigneten Orten, an denen lokale Künstlerinnen und Künstler ihre Werke präsentieren können - wie zum Beispiel in einem Eckladen an der Oberländerstraße

Von Birgit Lotze, Sendling

Ein neues Format - ein Experiment. Die Sendlinger Künstler, die sich im Verein Kunst in Sendling (KiS) organisiert haben, suchen wieder nach Möglichkeiten, sich "sichtbar" zu machen. Denn das Kontorhaus II auf dem Großmarktgelände, das dreimal ein Oktober-Wochenende lang als "Sendlinger Kunsthalle" bei den Tagen des offenen Ateliers diente, fällt in diesem Jahr als zentraler Ausstellungsort weg, die Markthallen sagten ab. Davon sind vor allem die Künstler, die kein eigenes Atelier haben, betroffen. Einige Geschäfte haben bereits ihre Wände und Schaufenster für Ausstellungen angeboten - der Musikladen Hartwig an der Lindenschmitstraße, die Sendlinger Buchhandlung, die Münchner Bank, das Café Grass, das Clearinghaus. "Aber es müssen noch viel mehr werden", sagt Gertrud Fassnacht vom Vorstandsteam des Vereins. 65 Künstler haben sich für die Schau vom 11. bis zum 13. Oktober angemeldet.

Sichtbarer werden, vor allem in der Nachbarschaft, das ist auch das Ziel eines aktuellen KiS-Projektes. Bis Ende August haben die Künstler den Eckladen an der Oberländerstraße 20 angemietet und präsentieren sich dort unter dem Motto "Super Sommer Kunst Markt" wochenweise in kleineren Gruppen. In der dritten Woche kann jedes Vereinsmitglied seine Werke anbieten. Bedingung: Sie sollen auch zu verkaufen sein.

Bislang gehe das Konzept auf, sagt Fassnacht. Idee und Intention hätten "schon gegriffen". Es herrsche ein Kommen und Gehen. Der Standort sei so etwas wie ein Dreh- und Angelpunkt, die Künstler sind selbst ganz begeistert davon. Der Laden ist typisch für die Sendlinger Handwerker- und Ladenszene vor der Mitte des vergangenen Jahrhunderts: vorne das Geschäft mit Schaufenstern, daneben eine größere Kammer, der private Rückzug und Werkraum mit Kochstelle, Dusche und einem Zugang zum Treppenhaus, wo sich auch die Toilette befindet.

Die Leitungen liegen offen und geben den Werken einen neuen Rahmen. Die Kunstwerke sollen eine Verbindung mit dem Raum haben, auch dies wird erwartet. Die Künstler sind erst seit ein paar Tagen dort, trauern der kurzen Zeit im Laden jetzt schon nach. Der Fotograf und Illustrator Stefan Caspari ist froh, dass nach der Zwischennutzung ein Schneider einziehen soll - "und kein Architekturbüro". Der Eckladen selbst habe den Charme einer italienischen Eisdiele, findet er.

Birgit Günther stellt hinten in der Kammer aus, es geht um spannungsgeladene Verbindungen und emotionsauslösende Farben. Außerdem präsentieren sich bis Donnerstag Christine Reinstaedtler, Mike Winterstein und die Fotografen Christophe Schneider und Yens Franke. Eine Überraschung bietet auch die kleine Ausstellung Casparis, der an der Oberländerstraße zwar auch den am Ort bekannten Fotoband über sein Sendlinger 20-Jahres-Projekt ausgelegt hat, doch vor allem Werke ausstellt, die viele schon in der Hand hatten, ohne sie ihm zuzuordnen: Caspari zeichnet botanisch genau für Pflanzenführer. In der Ausstellung zu sehen ist auch ein Plakat "Geschützte Alpenpflanzen" - ein Auftragswerk des Alpenvereins, das in vielen Berghütten hängt.

Von Freitag, 16. August, an belegen Lore Galitz, Max Gehring, Manuela Müller, Berit Opelt, Edith Steiner und Liz Walinski bis 22. August den Eckladen.

Super Sommer Kunst Markt, Oberländerstraße 20, täglich geöffnet von 16 bis 20 Uhr, Finissage am 30. August, 20 Uhr

© SZ vom 14.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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