Sendling:Veto gegen Kletterhalle

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Den Sendlingern ist das DAV-Zentrum jetzt schon zu groß

Von Birgit Lotze, Sendling

Die Absicht des Deutschen Alpenvereins, das Kletter- und Boulderzentrum München-Süd, jetzt schon eines der größten weltweit, durch den Bau einer neuen Halle noch zu erweitern, stößt in Sendling auf Unverständnis. Einhellig haben die Stadtteilpolitiker "jegliche bauliche Erweiterung" der Kletteranlage an der Isar abgelehnt. Im Vordergrund stehen ökologische Gründe. Denn die Kletteranlage steht in einem sensiblen Bereich: Der Flächennutzungsplan weist ihn als "übergeordnete Grünbeziehung" aus - mit der Funktion einer städtischen Frischluftschneise.

In einer Frischluftschneise seien solche Anlagen baurechtlich grundsätzlich nicht zulässig, sagte Ernst Dill (SPD) als Vorsitzender des Bauausschusses in der Begründung. "Aus unserer Sicht hätte die Anlage schon 1993 nicht gebaut werden dürfen." Als das Kletterzentrum dann 2011 noch erweitert wurde, auch damals gegen Protest aus Sendling, habe sich der BA von der Lokalbaukommission zusichern lassen, dass dies die letzte Erweiterung gewesen sei. "Wir sind verantwortlich für die Grünausstattung in unserem Stadtbezirk", so Dill.

Der Deutsche Alpenverein (DAV) will die Kletter- und Boulder-Freianlage, die bereits 1989 entstand, abreißen und an deren Stelle und darüber hinaus eine zweigeschossige Halle mit Klettermöglichkeiten an der Außenwand bauen. Die Hauptversammlung des DAV hatte den Neubau im Juni einstimmig beschlossen. Wirtschaftliche Aspekte und Nutzerinteressen sprächen für eine neue Halle, hieß es. Der Verein entspricht damit allerdings nicht den Interessen aller Nutzer. Gegen den Abriss der Außenanlage, vor allem den "Der Schrein" genannten Boulderwänden, gibt es intern Widerstand. Der Schrein hat Kultstatus unter Boulderfans, sie versuchen, ihn über eine Online-Petition zu retten. Man sei nicht gegen eine neue Halle, so Mitinitiatorin Karin Nobs, doch nicht an Stelle des Schreins. Es gebe nirgends eine Boulderwand im Freien, die so vielseitig, einmalig und von so großer historischer Bedeutung sei. Sie funktioniere auch nach 30 Jahren hervorragend. "Boulderhallen dagegen schießen zurzeit wie Pilze aus dem Boden und sind vielleicht schon in wenigen Jahren nicht mehr im Trend" so Nobs.

Der Sendlinger BA wies auch darauf hin, dass er die Wachstumseuphorie des DAV nicht teile. Man beherberge gerne die bisherige Anlage. "Aber eine noch größere größte europäische Kletteranlage, mit noch mehr Besuchern, noch mehr Autos, noch mehr Umsatz wollen und brauchen wir in Sendling nicht. Auch habe der Trägerverein sein Versprechen, den Anwohnern keine Parkplätze wegzunehmen, nicht eingehalten. Seit 1993 gebe es einen permanenten Streit zwischen Kletterern und Anwohnern um die wenigen Parkplätze an den Straßen.

© SZ vom 04.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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