Sendling:Seltsame Sportsfreunde

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Dauerbrenner: die Neuvermietung des Bunkers an der Thalkirchner Straße. (Foto: Stephan Rumpf)

Über den künftigen Betreiber des Gaißacher Hochbunkers ist so gut wie nichts bekannt. Während das Kommunalreferat die Rechtmäßigkeit der Vergabe beteuert, schießen im Stadtviertel die Spekulationen ins Kraut

Von Birgit Lotze, Sendling

Fast ein halbes Jahr ist vergangen, nachdem sich die Stadt für denjenigen entschieden hat, der den Gaißacher Hochbunker an der Thalkirchner Straße 158 künftig nutzen darf. Wer aber den Zuschlag bekommen hat, darüber lässt die Stadt die Öffentlichkeit nach wie vor im Unklaren. Kurz und knapp hat Kommunalreferent Axel Markwardt nun einen Fragekatalog des Sendlinger Bezirksausschusses (BA) beantwortet. Die Fragen bringen zum Ausdruck, dass die Sendlinger gerne informiert werden wollen - über die Vergabe des Bunkers und über den künftigen Mieter. Markwardt teilt mit, dass es fünf Bewerber gegeben habe und die Bewerbung bis zum 31. März des vergangenen Jahres habe vorliegen müssen. Wer neuer Mieter ist oder welche Zielsetzung er verfolgt, darüber verliert der Kommunalreferent kein Wort. Nur, dass der Mieter nicht aus Sendling sei, aber: Das sei nicht Bedingung der Stadt gewesen. Der Bezirksausschuss sei von der Ausschreibung im Februar informiert worden; damit habe die Stadt ihre Unterrichtungspflicht erfüllt.

"Wir haben einen Brief bekommen, in dem nichts steht", kommentierte BA-Vorsitzender Markus Lutz (SPD) das schroff abgefasste Schreiben. Die Stadtteilpolitiker wundern sich, warum die Stadt den künftigen Betreiber nicht nennen will. Auch dann, wenn der Vertrag noch nicht unterschrieben sein sollte, könnte die Stadt schließlich sagen, wer den Bunker betreiben wird. Bei einem Treffen, das Markwardt routinemäßig mit sämtlichen BA-Vorsitzenden für April anberaumt hat, soll deshalb die "fehlende Kommunikation" angesprochen werden.

Fest steht, dass der Verein Sendlinger Bunker und der Nachbarschaftstreff Elly, die den Gaißacher Bunker in den vergangenen zwei Sommern mit Ausstellungen, Konzerten und Cafébetrieb der Öffentlichkeit zugänglich machten, leer ausgehen; sie haben bereits im Oktober eine Absage erhalten. Nach vorliegenden Informationen heißt der künftige Betreiber "Verein zur Pflege der Münchner Fußballkultur", der im Vereins- und auch im Handelsregister mit einer Schwabinger Adresse genannt ist und vor rund zwei Jahren gegründet wurde. Der Vorstand - die Namen wechselten in den zwei Jahren häufig - besteht überwiegend aus Endzwanzigern und Anfangdreißigern. Weitere Informationen sind spärlich, auch im Internet.

Die Gerüchteküche brodelt dafür seit einigen Monaten umso heftiger. Es geht um "große Nähe" eines führenden Mitarbeiters im Kommunalreferat zum TSV 1860, der dem Verein ein Vereinsheim zuschustern haben wollen. Auch wird vermutet, dass die Ausschreibungszeit verlängert wurde, damit einer der Bewerber seine Unterlagen nachbessern konnte. Von einer rechtsgerichteten Vereinigung ist die Rede. Die Begriffe "Klüngelei" und "dubios" fallen häufig. Für Verwirrung sorgte der einzige Auftritt eines Mitglieds des Vereins bei einem Treffen mit dem Verein Sendlinger Bunker und Marianne Schmutzer, der Geschäftsführerin der evangelischen Familienbildungsstätte - ihr untersteht der Nachbarschaftstreff. Ein Termin, wie vermutet, für eine Schlüsselübergabe oder ein Ablösegespräch sei das nicht gewesen, sagt Schmutzer. Sie habe das Treffen abgebrochen, da der junge Mann nichts habe entscheiden dürfen, nichts sagen durfte - keinen Namen, keine Ansprechpartner.

Nun hieß es nach mehrmaliger Nachfrage im Kommunalreferat, dass der vorläufige Mietvertrag jetzt unterschriftsreif sei und in den nächsten Tagen an den neuen Mieter herausgeht; die Mitarbeiterin, die für die Ausarbeitung zuständig war, sei längerfristig ausgefallen. Das Verfahren sei abgelaufen "wie jedes andere auch", stellt Sprecher Bernd Plank fest, "vielleicht nicht so schnell, aber regelgerecht". Die Entscheidung für den Verein sei nach dem "Mehraugenprinzip" gefallen, kontrolliert von der Vergabestelle, die vom Referat unabhängig ist. Plank weiter: Der Vereinsname werde "grundsätzlich nicht an den BA weitergegeben". Zu dem darf die Stadt nach seinen Worten über den Vertragspartner Daten vorzeitig nicht herausgeben. Der Verein sei ausgewählt worden, weil er das überzeugendste und wirtschaftlich tragfähigste Konzept vorgelegt habe.

In Sendling will man endlich etwas über das Konzept des neuen Bunker-Mieters erfahren. "Wir sind durchaus an einer Kooperation interessiert, um den Bunker doch noch miteinander als soziokulturellen Ort zu öffnen", sagt der Vorsitzende des Vereins Sendlinger Bunker, Johannes Blank. Auch Marianne Schmutzer hofft auf ein baldiges Treffen; schließlich müsse auch noch geklärt werden, ob Einbauten wie Brandschutztür und Lichtanlage ausgebaut oder abgelöst werden. Sie würde es sehr begrüßen, wenn der Bunkerverein zumindest unter den neuen Mietern weitermachen könnte.

Ihre eigene Mitarbeiterin, die das Café im Bunker zur Anlaufstelle des Sendlinger Nachbarschaftstreffs machen wollte, habe sich nach der Absage der Stadt frustriert versetzen lassen. Der Bunker sei sehr wichtig gewesen für das Elly-Konzept, zumal die Räume, die der Treff nun derzeit nutzt, an anderer Stelle im ersten Stock untergebracht sind - zu hoch für eine spontan zu besuchende Anlaufstelle.

© SZ vom 21.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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