Sendling:Nachbarn kritisieren "ein Kommen und Gehen"

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Sieht ganz harmlos aus: Trotzdem gab es bei der Bürgerversammlung massive Beschwerden über die Zustände im Haus an der Englhardstraße 31. (Foto: Robert Haas)

Das Wohnhaus an der Engelhardstraße 31 soll überbelegt und als Pension zweckentfremdet sein - Eigentümer widerspricht

Von Jennifer Sandmeyer, Sendling

Ärger, Frust und Verzweiflung herrschen bei den Nachbarn des Hauses an der Engelhardstraße 31. Das Gebäude verwahrlost, die Eingangstür sei eingetreten, daneben lägen Glasscherben, dröhnend laute Musik schalle vor allem nachts aus Lautsprechern - so schildert eine Nachbarin die Zustände. Die Polizei müsse nahezu regelmäßig anrücken, die einkehrende Ruhe sei aber immer nur von kurzer Dauer gewesen. Auf der Sendlinger Bürgerversammlung machten die Anwohner ihrem Ärger Luft, forderten Konsequenzen. Die Rede ist von 200 Männern, die das Haus bewohnen sollen.

Die Nachbarn vermuten, dass alle aus Rumänien oder Bulgarien stammen und außerdem im Schlachthof der Firma Attenberger beschäftigt seien. Dem Betreiber, Ludwig Attenberger, gehört das Gebäude, er vermietet die Wohnungen unter anderem an seine Mitarbeiter. Die Anwohner wittern "Kapitalismus pur" seitens des Eigentümers. Zudem sei eine große Fluktuation bei den Bewohnern festzustellen. Es herrsche "ein Kommen und Gehen", so formuliert es eine Anwohnerin. Die Stadt müsse das "Männerwohnheim" verbieten.

Thomas Krämer von der Lokalbaukommission (LBK) ist alarmiert und hat inzwischen einen Außendienstmitarbeiter beordert, der an Ort und Stelle den Vorwürfen nachgegangen ist und sie zumindest nicht widerlegt. "Aus der Anzahl an Klingeln und Briefkästen schließt er, dass das Haus überbelegt ist." Auch Krämer ist davon überzeugt. Die LBK will der Sache weiter auf den Grund gehen. "Wir setzen Herrn Attenberger eine Frist für eine Stellungnahme, er muss uns aber auch ins Gebäude lassen." Wenn eine Überbelegung nicht mehr von der Hand zu weisen ist, "dann müssen wir die Nutzung untersagen", sagt Krämer.

Auch die Polizei bestätigt die Probleme im Grunde, und dass es sich um osteuropäische Schlachthofmitarbeiter handle. Sie nimmt die Stadt in die Pflicht, den Fall zu überprüfen. Denn das als Wohnhaus genehmigte Gebäude werde als Pension genutzt, erzählt ein Beamter, der häufig an der Engelhardstraße 31 zum Einsatz kommt. Grundproblem sei die Art der Nutzung. Die Zahl 200 jedoch, relativiert der Beamte, könne er weder bestätigen noch dementieren.

Auch die Bewohner der Engelhardstraße 31 selbst können die hohe Zahl nicht nachvollziehen. 200 Bewohner, das sei auf keinen Fall möglich, erzählt ein Mann, der mit seiner Frau und zwei Kindern im Haus lebt. Er schüttelt den Kopf. Seit vier Jahren lebe er bereits dort, und ja, der Lärm sei unschön - vor allem am Wochenende. Da mache er dann immer die Türen und Fenster zu. Ein anderer Bewohner, ebenfalls ein Schlachthofmitarbeiter, beschwert sich über Zigarettenrauch- und Stummeln im Treppenhaus. Ein weiterer, er wohnt dort ebenfalls mit seiner Frau, zeigt, angesprochen auf die Zustände im Haus, nur mit dem Daumen nach unten. "Wir arbeiten viel, daher ist es okay", meint hingegen ein junger Mann, der erst einige Wochen im Haus wohnt. Andere sagen, hier sei alles okay oder wollen überhaupt nicht reden. "Gehen Sie zum Chef", antwortet einer kurz angebunden.

Ludwig Attenberger, der Eigentümer, dementiert alle Vorwürfe: "Das sind Aussagen von bösen Zungen, das stimmt nicht." Angesprochen auf die in Umlauf gebrachte Bewohnerzahl von 200, erwidert er: "Weniger als die Hälfte wohnen da. Vielleicht 70, 80." Er betont, dass die Mitarbeiter in einem normalen Mietverhältnis seien. Nicht alle Bewohner seien Schlachthofmitarbeiter. Die Ruhestörung tue ihm natürlich leid, für die Nachbarn habe er Verständnis. Mit den Bewohnern gab es bereits Gespräche. "Ich denke, sie haben es verstanden, sie haben sich an die Hausordnung zu halten." Sonst müsse er Konsequenzen ziehen und das Mietverhältnis in den entsprechenden Fällen lösen.

© SZ vom 04.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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