Sendling:Mit Ach und Krach hin und weg

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Das Gasteig-Ausweichquartier ist für Besucher weit weniger günstig erreichbar als der Stammsitz. Ein Verkehrskonzept sieht Taktverdichtungen der U 3 und Parkplätze auf dem Großmarktareal, samt Bustransfer, vor

Von Birgit Lotze, Sendling

Eines ist schon jetzt abzusehen: So schnell und unproblematisch wie die Philharmonie am Rosenheimer Platz wird der Interims-Gasteig, wenn er 2021 in Nähe des Flauchers öffnet, nicht zu erreichen sein. Derzeit können Besucher das Kulturzentrum über den Rosenheimer Platz an der S-Bahn-Stammstrecke anfahren; der Ostbahnhof, an dem S- und U-Bahn, Tram, Busse sowie Fern- und Regionalzügen halten, ist fußläufig erreichbar. Zudem hält die Tramlinie 17 direkt vor der Haustür, die Linien 15 und 25 an der Haltestelle "Rosenheimer Platz".

Die Situation im Ausweichquartier an der Hans-Preißinger-Straße ist weniger komfortabel, vor allem für die vielen älteren Besucher: Die U 3 hält an der Brudermühlstraße etwa 400 Meter entfernt, etwas näher am Eingang liegt die Bushaltestelle "Schäftlarnstraße" für den Expressbus X 30 und die Buslinie 54.

Auch die Nachtbusse N 43 und N 44 halten dort. Gasteig-Chef Max Wagner sagte in der Sitzung des Bezirksausschusses, ihm sei von der Münchner Verkehrsgesellschaft MVG für die U3 eine Taktverdopplung während der Konzertzeiten zugesichert worden. Er war mit Architektin Julia Große Frie vom Bereich "Zukunft Gasteig" gekommen, um ein Verkehrsgutachten vorzustellen. Nach Wagners Worten sind auch bei den Bussen, die über die Brudermühlbrücke fahren, Verbesserungen vorgesehen. Julia Große Frie machte allerdings keinen Hehl daraus, dass man auch im Gasteig damit rechnet, dass in Sendling ein großer Teil der Besucher mit dem Auto anreisen wird. In unmittelbarer Nähe zum Interimsquartier gebe es keine Parkplätze für den Gasteig, auch nicht für Mitarbeiter. Ein Großteil der bestehenden Stellplätze wird für den geplanten Zwillingsbau der denkmalgeschützten Halle E gebraucht. Die beiden Gebäude sollen im Ausweichquartier zusammen die Philharmonie bilden. Die übrigen sind für die derzeitigen Nutzer des Geländes in mehr als 60 Betrieben sowie Künstlerateliers vorgesehen. Auf dem Areal sollen aber 300 Plätze für Radler eingerichtet werden - so viele wie an der Rosenheimer Straße.

Um die Anwohner zu schonen, will man im Gasteig möglichst viele Besucher, insbesondere für Abendveranstaltungen, zur Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel bewegen. Deshalb wird erwogen, in den Preis der Eintrittskarte ein MVV-Ticket einzurechnen. Und es gibt noch einen Plan, um vor allem die Bewohner des westlich gelegenen Viertels vor zusätzlichem Verkehr zu bewahren: Sie sollen vom frühen Abend an in ihrem Wohngebiet bevorrechtigt parken dürfen; im Viertel gilt Parkraummanagement. Aus verkehrstechnischer Sicht sei das Gasteig-Interimsquartier "ohne signifikante Beeinträchtigungen im Kfz-Verkehr zu realisieren", heißt es in dem Verkehrsgutachten. Allerdings unter der Voraussetzung, dass genügend Parkplätze realisiert werden. Für die Besucher, die mit dem Auto kommen, will das Kommunalreferat für temporär nutzbare Parkplätze auf dem Großmarktareal sorgen. Im Gespräch sind dafür die nördlich der Brudermühlstraße angrenzenden Flächen und die Parkplätze westlich der Schäftlarnstraße. Parkmöglichkeiten könnten dort in der Garage des Blumengroßmarktes zur Verfügung gestellt werden. Diese Garagenplätze würden über die Lagerhaussstraße angefahren. 300 bis 350 Stellplätze seien notwendig, etwa hundert mehr als im Gasteig an der Rosenheimer Straße, so Max Wagner.

Um die Akzeptanz der Parkplätze zu erhöhen, soll vor und nach den Abendveranstaltungen ein Shuttlebus zwischen Parkplätzen und Gasteig verkehren. Wie häufig er fahren wird, ist noch offen. Wo ein neuer Taxistand eingerichtet werden soll, sei noch im Gespräch, sagte Julia Große Frie. Vorgeschlagen sei eine Haltezone auf der westlichen Schäftlarnstraße auf Höhe des Zugangs zum Interims-Gasteig, also nahe bei der Brudermühlstraße. Hierfür müsste jedoch der Grünstreifen um zwei Meter zurückgebaut werden. Diese Lösung ist auch als Haltestelle für den Shuttlebus im Konzept vorgeschlagen.

Die Architektin überraschte die Politiker mit der Nachricht, dass der Gasteig wohl doch nicht ohne Fundament auskomme. Dies bedeute, dass der kontaminierte Boden noch vor Baubeginn abgetragen werden müsse. Damit soll im Frühjahr 2019 begonnen werden. Nachdem kürzlich der Vorbescheid erging, will Max Wagner Ende des Jahres den Bauantrag einreichen. Er erwarte die Baugenehmigung im kommenden Jahr, sagte er.

© SZ vom 06.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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