Sendling:Leiterzwang am Nachmittag

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Seit sieben Jahren gärt der Streit um die Einstiegstreppe im Südbad. Die Verantwortlichen aber brauchen noch Zeit

Von Birgit Lotze, Sendling

Der Streit zwischen Sendlinger Senioren und den Stadtwerken München um einen Zugang ins Schwimmbecken des Südbades geht ins siebte Jahr. Vor einem Jahr hatte die Sendlinger Bürgerversammlung die Senioren unterstützt und die Stadt aufgefordert, die mobile Einstiegstreppe nicht vor 17 Uhr abzubauen, damit ältere Badegäste das Becken auch spätnachmittags nutzen können.

Doch im Südbad hat sich nichts verändert: Bereits um 15 Uhr ziehen die Bademeister die Einstiegstreppe an den Beckenrand; das Bade-Aus für alle, die sich nicht über die steilen Swimmingpool-Leitern ins Wasser trauen oder sie aus alters- oder anderen Gründen nicht benutzen. Das Referat für Arbeit und Wirtschaft, das mit dem Antrag der Bürgerversammlung betraut war, schreibt dazu, es gebe noch keine Entscheidung, die stadtinterne Abstimmung des Themas benötige noch etwas Zeit.

Der Zugang ins Becken ist seit der Modernisierung des Südbades im Jahr 2010 in jedem Jahr Thema der Bürgerversammlung in Sendling. Die Senioren setzten vor einigen Jahren die mobile Einstiegstreppe durch, monieren nun aber, dass diese die meiste Zeit ungenutzt am Beckenrand liege. Die Stadtwerke betrachten die mobile Treppe als "ausgewogenen Kompromiss", die Münchner Bäderleitung sagt, dass auch ein Beckenlift genutzt werden könne. Auch sei eine der sechs Beckenleitern mit einem größeren Winkel angelegt. Würden die Treppenzeiten ausgeweitet, sei eine Bahn gesperrt, es müsste beim Kursprogramm und beim Vereinstraining gestrichen werden.

Die Senioren wissen die Sendlinger hinter sich. Nicht nur die Bürgerversammlung, auch der Bezirksausschuss hat die fehlende Treppe hinreichend kritisiert. Seiner Ansicht nach war es rechtswidrig, dass bei dem Umbau 2010 keine Treppe fest eingebaut wurde, die Bestandteil der Baugenehmigung gewesen sei. Niemand dürfe von einer städtischen Bade- und Sporteinrichtung ausgeschlossen werden, betont der SPD-Fraktionssprecher Ernst Dill immer wieder.

Auch die Lokalbaukommission als Bauaufsicht teilt diese Auffassung und forderte die Bäderverwaltung im vergangenen Jahr auf, das Schwimmbad so nachzurüsten, dass es für möglichst viele Bürger ohne fremde Hilfe nutzbar sei. Die Bäderverwaltung hat auf die Aufforderung im Dezember mit einem fünfseitigen Schreiben geantwortet. Die "Abwägung", seitdem stadtintern, ist bis jetzt offenbar noch nicht abgeschlossen.

© SZ vom 15.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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