Sendling:Im Kriechgang

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Lange her: 1997 freute sich der damalige Kultusminister Hans Zehetmair (Mitte) über den ersten Highspeed-Internet-Anschluß in einer deutschen Schule. (Foto: dpa)

Etwas Farbe und neue Fenster: Die seit Jahrzehnten angemahnte Grundsanierung des Klenze-Gymnasiums zeitigt nur geringe Fortschritte. Auch der marode Pavillon dient noch immer als Unterrichtsgebäude

Von Birgit Lotze, Sendling

Moos an den Fenstern, feuchte Wände, Schimmel: Der Elternbeirat des Klenze-Gymnasiums hatte bereits vor zwei Jahren mit einem Brandbrief auf den Zustand der Schule in Sendling aufmerksam gemacht. Die Mängelliste war lang - beklagt wurde der marode Zustand der Schule, man vermisste Unterstützung bei der Umsetzung eines Ganztagszuges. Es fehlten Räume, die Sanitäranlagen waren veraltet, die Turnhallen renovierungsbedürftig. Die CSU sprach von "Skandal", die SPD vermutete ein Wahlkampfmanöver. Aber vielleicht war der Zeitpunkt der Veröffentlichung mitten im Wahlkampf gut gewählt: Schulleiterin Anette Kreim jedenfalls ist heute sehr zufrieden mit dem Zustand der Schule. "Da ist schon einiges passiert unter dem neuen Oberbürgermeister, da geht was voran."

Inzwischen hat die Schule einen farbigen Anstrich, die Toiletten sind saniert, die Fenster erneuert. Maßnahmen zur Instandhaltung würden inzwischen wesentlich flotter umgesetzt als noch vor zwei Jahren, freut sich Kreim. Für Aufwertungs- und Schönheitsmaßnahmen standen dem Klenze-Gymnasium in den vergangenen Jahren jeweils 200 000 Euro zu. Aber nach wie vor gehe nicht alles glatt, sagt die Schulleiterin. Zum Beispiel verzögerten sich notwendige Arbeiten oft deshalb, weil Handwerker nicht engagiert werden könnten. Und die Stadt habe zu wenig Personal, um Anträge der Schulen zügig abzuarbeiten.

Aufmerksamkeit erregte das Klenze-Gymnasium vor einigen Jahren vor allem wegen eines schimmelnden "Pavillons", in dem in erster Linie Kunst und Musik unterrichtet wird. Bereits 1991 stellte die damalige Schulleitung einen ersten Antrag auf Sanierung der Lehrsäle; 1996 informierte sie die Behörden, dass der Pavillon renoviert werden müsse. Doch nichts passierte. Seit 2009 ist von Abriss die Rede, inzwischen ist ein wesentlich größeres dreigeschossiges Gebäude mit einem Atrium anstelle des Pavillons geplant - nicht nur Musik und Kunst sollen dort einziehen, auch die Fachrichtung Physik. Auch die Klassenzimmer für den Ganztagszug sollen dort unterkommen. 900 Schüler besuchen derzeit das Klenze-Gymnasium, das für 600 Schüler gedacht war. Stadtschulrat Rainer Schweppe stellte 2014 den Baubeginn für 2016 in Aussicht.

Jetzt, ein Vierteljahrhundert nach dem ersten Antrag, werden die Schüler nach wie vor in dem Pavillon unterrichtet. Schweppe sagte kürzlich auf eine Anfrage der CSU-Fraktion, dass mit dem Baubeginn in zirka zwei Jahren zu rechnen sei. Aber vielleicht verlor angesichts der Verzögerungen sogar die Schulaufsichtsbehörde die Geduld: Kürzlich ist der Ministerialbeauftragte für die Gymnasien in Oberbayern, dessen Dienststelle im Klenze-Gymnasium untergebracht war, ausgezogen. Dabei hat die Erneuerung der Sendlinger Schule inzwischen Priorität: Sie ist Teil des umfassenden Bauprogramms, mit dem vor allem Münchens marode Grundschulen auf einen modernen Stand gebracht werden sollen.

Gefragt nach den Mängeln hinter dem farbigen Anstrich und den neuen Fenstern stellt Schulleiterin Anette Kreim fest, dass der Bau aus dem Jahr 1961 den heutigen Ansprüchen und Sicherheitsstandards nicht mehr genüge - abgesehen von den Verbrauchserscheinungen nach mehr als 50 Jahren. Die Turnhallenwände könnten aufprallende Schüler gefährden, die Parkettböden seien nur für wenige Sportarten geeignet, die Klassenzimmer viel zu laut, die Akustik schlecht. Bislang seien drei Räume mit Schallschutz ausgestattet.

In den Sommerferien soll mit der Sanierung des dritten Stocks begonnen werden, danach wird die Pausenhalle saniert. Auch das Dach muss noch erneuert werden. "Es ist schon viel passiert, aber es ist auch noch viel zu tun", weiß Anette Kreim.

© SZ vom 24.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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