Sendling:Großer Streit um kleines Geld

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Lokalpolitiker kritisieren, dass während der Vorführungen der Doku "Sendling - wo man leben könnte" Spenden gesammelt wurden, und kürzt nachträglich den Zuschuss zum Filmprojekt. Regisseur Reinhold Rühl wehrt sich

Von Birgit Lotze, Sendling

Der Sendlinger Bezirksausschuss (BA) hat kritisiert, dass während der Stadtteilwoche Spenden genommen wurden. Sie seien unter den Besuchern des Dokumentarfilms "Sendling - wo man leben könnte" gesammelt worden. Zuschauer hätten moniert, dass von einer "Spende" in dezidierter Höhe von fünf Euro die Rede gewesen sei, berichtete eine Stadtteilpolitikerin der CSU: "Das wurde eingesammelt, und fast jeder hat bezahlt."

Der Film wurde im Hochbunker an der Thalkirchner Straße gezeigt - ein noch sehr neuer Kulturtreff, für den kürzlich der Verein "Sendlinger Bunker" gegründet wurde. Rene Kaiser, Sprecher der Grünen im Bürgergremium und Vorstandsmitglied des neuen Vereins, betont, dass der Verein keine Spenden genommen oder bekommen habe. Und er stellt fest, dass das eine Idee des Filmemachers Reinhold Rühl gewesen sei, der den Sendling-Film gemacht hat. "Wir sind nicht glücklich darüber", sagt Kaiser. Zunächst habe dieser sogar Eintritt nehmen wollen, was der Verein aber verhindert habe.

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(Foto: Rühl)

Reminiszenz: Die Schmiedewerkstatt von Christian Heinecker steht nicht mehr in Sendling. Doch im Film von Reinhold Rühl hat sie noch ihren Platz.

Wundert sich: der Dokumentarfilmer Reinhold Rühl.

Der Bezirksausschuss sprach sich einstimmig für eine nachträgliche Verringerung des Zuschusses zum Filmprojekt aus, den der BA 2005 in Höhe von 2000 Euro bewilligt hatte. Der Ausschussvorsitzende Markus Lutz (SPD) wies dabei auf die Vorgaben des Kulturreferates hin. Danach kann bei Stadtteilwochen kein Eintrittsgeld genommen werden: "Das Programm der Stadtteilwoche kostenlos." Kaiser sagt, Rühl habe sich, von ihm zur Rede gestellt, darauf berufen, dass der Film im Bunker nicht im Zuge des Programms der Stadtteilwoche gelaufen sei. Davon ist allerdings der Verein "Sendlinger Bunker" offenbar zunächst ausgegangen. Der Filmemacher hatte angeboten, den Film nach der Premiere auf dem Festivalgelände der Stadtteilwoche im Neuhofener Park für eine Woche jeden Abend auch im Bunker zu zeigen. "Wir dachten, das ist eine Supersache."

Für Reinhold Rühl, der derzeit ein Filmwochenende im Sendlinger Bunker organisiert, kamen der Vorstoß des Ausschusses und die Kürzung des Zuschusses offenbar unvermutet: "Ich bin verblüfft über die Diskussion." Der Film sei im Programmflyer des Kulturreferates angekündigt gewesen - für die Uraufführung im Festzelt. Dabei habe er "keinerlei Eintrittsgelder" erhoben. Die weiteren sieben Vorführungen des Films in der Woche danach im Bunker seien nicht Teil der Stadtteilwoche gewesen, sondern in Verantwortung seiner Produktionsfirma: "Das war monatelang so diskutiert." Er habe die Veranstaltung selbst beworben. Und für die Miete des Kinoraums habe er außerdem 100 Euro bezahlt.

Rühl bezieht sich auch auf den Bewilligungsbescheid des Fördergeldes. Danach sei er ja "explizit verpflichtet", Eintrittsgeld zu nehmen, findet er. Darin heiße es, dass er Einnahmen durch Eintritt, Programmverkauf und Werbung erzielen müsse: "Und für eine Sendlinger Veranstaltung soll das dann nicht gelten?" Für die Filmtage im Bunker wurde Rühl nun vom Verein ein offizieller Mietvertrag zugeschickt.

Reinhold Rühl war die treibende Kraft bei der Initiativgruppe "Kunst in Sendling", aus der sich der Verein kürzlich entwickelt hat. Die Initiative hat sich jahrelang dafür eingesetzt, dass aus dem leerstehenden Bunker ein Kulturtreff mit Café, Übungsräumen für Bands und Theatergruppen und Chören, mit Ausstellungsräumen und einem Kino wird. Kürzlich hat das Kulturreferat das Gebäude für einige Monate gegen Miete zur Nutzung überlassen, dafür wurde der Verein gegründet. Rühl selbst ist nicht im Vorstand, wollte es nach eigenem Bekunden nicht. Er halte nichts von Vereinsarbeit, er mache Filme, sagt er. Er habe den Kinoraum eingerichtet - jetzt nutze er ihn und zahle dafür wie andere Mieter, die diesen Raum nutzten: "Das ist legitim. Nur so kann sich ein Projekt finanzieren, dass von öffentlicher Hand nur marginal gefördert wird."

© SZ vom 15.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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