Sendling:Getürmte Schuhschachteln

Lesezeit: 1 min

Lokalpolitiker lehnen Nachverdichtungsprojekt in Neuhofen ab

Von Birgit Lotze, Sendling

In Neuhofen, direkt an der Grenze zu Obersendling, sind seit 1998 die Neuhof-Schulen, ein privater Schulträger für Gymnasium, Real- und Fachoberschule, nach und nach weggezogen - aus der Steinerstraße ein paar Meter weiter auf das "Deckel-Gelände", das bereits in Obersendling liegt. Die leer stehenden Gebäude sollen abgerissen und durch einen Neubau mit 288 Wohnungen ersetzt werden - inklusive einer Tiefgarage mit 284 Stellplätzen, einem Ladenlokal und Räumen für eine Kinderkrippe. Der Sendlinger Bezirksausschuss hat massive Bedenken angemeldet. Er lehnte jetzt das Bauvorhaben "in dieser Gestalt" ab.

Dabei ging es nicht nur um die "aufeinander getürmten Schuhschachteln", die niemandem zu gefallen schienen. Die Stadt solle für das Grundstück einen Bebauungsplan aufstellen, forderte das Gremium einstimmig. Das Gelände solle "qualitätsvoll, quartiersverträglich und am Gemeinwohl orientiert" bebaut werden. Das heißt: Die Apartments sollen preisgünstig sein, dauerhaft als Mietwohnungen zur Verfügung stehen, mindestens 40 Prozent sollen sozial gebunden sein, die Grundsätze der "Sozialgerechten Bodennutzung" (Sobon) sollten zur Anwendung kommen. Die Sendlinger stört, dass die Stadt so selten von den ihr zur Verfügung stehenden Planungsinstrumenten Gebrauch mache, also nicht frühzeitig Bebauungspläne aufstelle, sondern bei Bauvorhaben meist zum Paragrafen 34 des Baugesetzbuchs greife. Der besagt, dass die Baustruktur des Neubaus sich an der Nachbarschaft orientieren muss. Solche Projekte sind in der Regel unkomplizierter und schneller umsetzbar. Der Nachteil: Die Stadt kann die Sobon nicht anwenden.

Im konkreten Fall geht es auch darum, dass der Investor die 288 Wohneinheiten auf gerade mal 246 Quadratmetern Fläche errichten will - mit einer immensen Nachverdichtung ist also zu rechnen. Dazu kommt, dass das Gebiet im Flächennutzungsplan als Mischgebiet ausgewiesen ist, nicht als Wohngebiet. Faktisch entspreche es einem Gewerbegebiet, hieß es im Bezirksausschuss.

Die CSU im Gremium ergänzte diese Forderungen, die auf einen SPD-Antrag zurückgehen, um Verbesserungen bei der Anbindung des neuen Quartiers an den S-Bahnhof Mittersendling. Danach soll sich der Investor an den Erschließungskosten beteiligen. Der Weg entlang der Bahngleise - er ist in Bahn-Eigentum - zwischen Steinerstraße und Neuhofener Platz solle neu gestaltet werden.

© SZ vom 13.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: