Sendling:Eine Nummer zu groß

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Der Verein "Sendlinger Bunker" kapituliert nach einer Testphase. Die behördlichen Auflagen, um das Relikt aus Kriegstagen zu einem vielfältig genutzen Veranstaltungsort zu machen, sind nicht zu erfüllen

Von Birgit Lotze, Sendling

Der Sendlinger Hochbunker, trutziges Relikt aus der NS-Zeit an der Ecke Thalkirchner-/Gaißacher Straße, bleibt wohl vorerst geschlossen. Seit zwei Jahren kämpfen Künstler, Musiker, Autoren und Nachbarn darum, ihn für Veranstaltungen zu nutzen; deshalb gründete sich eigens der Verein "Sendlinger Bunker". Die beinahe 20 Mitglieder hatten den Koloss im Mai für eine Testphase von der Stadt gemietet und sich jetzt erst mal abgekämpft zurückgezogen - zumindest vorerst. "Wir hatten mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen", beklagt Vorstandsmitglied Svenja Hofmann in einem ersten Resümee. Das Zwischenziel, hier einige Monate in Sendling ein Kulturprogramm zu bieten, wurde nicht erreicht.

Aus der Traum: Die Zeit der Ausstellungen im Sendlinger Bunker ist erst einmal vorbei, die Genehmigung für öffentliche Veranstaltungen fehlt. (Foto: Stephan Rumpf)

Dabei war alles bereits durchgeplant. 600 Euro wollte das Kommunalreferat monatlich für die Miete haben. Kulturreferat und Bezirksausschuss leisteten eine großzügige Anschubfinanzierung, der Treff für Familien und Nachbarn "Elly" unterstützte die Sache personell und mit der teilweisen Übernahme der Miete. Den Rest der Summe wollten die Vereinsmitglieder aus Veranstaltungen im Bunker selbst erwirtschaften. Dann schritt die Lokalbaukommission ein, denn das Gebäude hat zwar eine Genehmigung als Jugendfreizeitstätte, jedoch nicht für öffentliche Veranstaltungen. Auch war im Mietvertrag zwar davon die Rede, dass sich hundert Menschen im Bunker aufhalten dürfen, allerdings - auch das zeigte sich erst später - nur höchstens 30 pro Stockwerk. "Konzerte sind da kaum mehr drin", so Svenja Hofmann. Dabei seien Konzerte die Haupteinnahmequelle, andere Veranstaltungen seien meist kostenfrei.

Relikt aus vergangenen Kriegstagen: der Hochbunker an der Thalkirchner Straße. (Foto: Stephan Rumpf)

Arbeit gab es genug. Die defekte Brandschutztür musste ausgetauscht werden. Das Kommunalreferat verlangte aus Brandschutzgründen, die brennbare Tapete im Bandproberaum abzulösen. Die Lokalbaukommission, die die Arbeit danach begutachtete, meinte, dass diese Arbeit mehr oder weniger sinnlos war - wichtiger wäre es gewesen, die Holzverkleidung von der Decke abzunehmen. Die Vereinsmitglieder schafften die Hinterlassenschaft einer Rockergang hinaus, die sich bis vor einigen Jahren im Bunker traf. Sie rissen die schwarze Holztheke heraus, verlegten Laminat. Das Café wurde gestrichen, kleine Tische und Bänke aus Recyclingmaterial wurden gebaut, der Garten von Brennesseln und Kletterpflanzen befreit. 700 Stunden hat Svenja Hofmann aufgelistet.

Doch es ist nicht die Arbeit am Bunker, es ist der Gang durch die Behörden und die damit verbundenen Kosten, die den Verein offenbar überfordern. "Das Kommunalreferat würde uns den Bunker gerne vermieten. Aber ihn so hinzukriegen, dass wir ihn mieten können, das ist unsere Sache - auch finanziell", sagt Hofmann. Ein Architekt müsse für den Brandschutz eingeschaltet und die Nutzungsänderung beantragt werden, wobei noch nicht klar sei, wie der Bau überhaupt ausgeschrieben werden soll - als Vereinsheim oder auch als Versammlungsstätte beispielsweise. Danach richteten sich die Auflagen für Brandschutz, Toiletten oder Parkplätze. Die Testphase hatte sich angeblich zunächst gut angelassen. Da war noch nicht klar, dass die Konzession für öffentliche Veranstaltungen fehlte. Es gab Lesungen, Filme, kleine Konzerte, einen Hieroglyphen-Workshop, mehrere Bunkerführungen, vor allem mit Kindern. In einem Raum probten regelmäßig Bands. Die von Reinhold Rühl konzipierte Ausstellung "Bunkerwelten", die der Verein gerne noch erweitern möchte, sei schon innerhalb der ersten sechs Wochen von mehr als 500 Besuchern gesehen worden. Als klar wurde, dass die Voraussetzungen für öffentliche Veranstaltungen im Bunker fehlten, wurde es eng. Viele Veranstaltungen hätten kurzfristig abgesagt werden müssen, da nach wie vor unklar sei, welche Art von Veranstaltungen im Bunker überhaupt stattfinden könne. So hat sich dann der Verein "Kunst in Sendling", der in den vergangenen zwei Jahren den Bunker als zentrale Anlaufstation für die offenen Ateliertage von der Stadt gemietet hat, einen alternativen Ausstellungsort gesucht.

© SZ vom 20.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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