Sendling:Ein Fressen für die Krähen

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Raubzug: Mülleimer sind Krähen eine willkommene Abwechslung. (Foto: Patrick Seeger / dpa)

Die Stadt lehnt es ab, Abfallkörbe so zu sichern, dass die Vögel keinen Zugriff mehr auf den Müll haben

Von Birgit Lotze, Sendling

Krähen, die den Abfall aus Mülleimern zerren, sind in der ganzen Stadt ein gewohntes Bild. Das Baureferat installiert deshalb in den Grünanlagen bereits seit Jahren Abfallbehälter mit Schutzkappen, die man nur durch einen handbreiten Spalt befüllen kann. Das soll die Vögel an Raubzügen hindern. Doch Krähen sind, wie auch Marder, lernfähig, weshalb die Kappen nicht immer schützen. Die Sendlinger Bürgerversammlung hat im Oktober den Vorschlag gemacht, es doch mal mit Mülleimern mit richtigem Deckel zu versuchen. Das Baureferat hat das Anliegen nun jedoch verworfen. Man habe keine guten Erfahrungen damit gemacht, so das Resümee der Abteilung Straßenreinigung.

Die Gartenbauexperten - auch das Gartenbauamt ist Teil des Baureferates - stellen Abfallbehälter mit Deckel grundsätzlich in Frage. Sie würden oft kaputt gemacht, funktionierten häufig nicht und der Nutzer müsse zum Öffnen eine Hand frei haben, heißt es dort. Dann würden auch noch die Griffe verschmutzt. Der Abfall liege dann auf dem Deckel oder auch gleich neben dem Mülleimer.

Draußen wird Müll offenbar anders entsorgt als zu Hause, eben im Vorbeigehen will man seinen Becher oder anderes einwerfen. Starre Deckel zum Aufklappen machten das Entsorgen "im Vorbeigehen" kompliziert, so das Baureferat. Schlechte Erfahrung habe man vor allem bei Fastfood-Überresten gemacht, denn diese Verpackungen könnten angesichts der etwas kleinen Öffnung meist nur mit einem gewissen Kraftaufwand hineingeschoben werden. Häufig lande der Müll dann teils daneben. Oder sammle sich eben obendrauf. Oder die Pizzapackung stecke noch halb draußen, der Deckel in der Luft.

Die Straßenreinigung hat auch die sich zur Seite bewegenden Schwingdeckel getestet - auch die waren offenbar ein Reinfall. Diese Deckel seien schnell "durch Umwelteinflüsse" und Essensreste verschmutzt gewesen. Und selbst wenn nicht: Allein der Eindruck, dass ein Deckel verschmutzt sein könnte, reduziere die grundsätzliche Bereitschaft zum Öffnen "auf Null", so das Baureferat.

Bei der Kinder- und Jugendversammlung in Sendling im vergangenen Jahr hatten sich auch die Jugendlichen wegen des Mülls neben den Abfalleimern beschwert. In dem kleinen Park hinter dem Jugendzentrum SBZ an der Danklstraße sollte das Baureferat etwas gegen das Müllproblem unternehmen. Es sollte zumindest Mülleimer aufstellen, in denen Zigarettenkippen getrennt entsorgt werden können, da diese sonst meist auf Wegen, Wiesen und unter den Bäumen landeten. Auch damals bezogen die Gartenbauer Stellung. So ein Mülleimer mit getrennter Aschenentsorgung sei einfach zu teuer, hieß es. Das leiste sich die Stadt nicht.

© SZ vom 08.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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