Sendling:Durch die Ferien fliegen

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Da hebt er ab: Für Skateboarder bieten sich in der früheren Industriehallen immer wieder neue Herausforderungen. (Foto: Florian Peljak)

Nach einem Wasserschaden lockt das Gravity Lab die Skater wieder mit einer "Wave"

Von Ralf Tögel, Sendling

Es war ein ausgesprochen ehrgeiziges Projekt, die Stadt München, Vereine und Initiatoren hatten sich seit Jahren vergeblich daran versucht. Doch Sabine Schmalschläger ließ sich nicht beirren, räumte alle Hürden aus dem Weg und hat dann selbst die erste und bislang einzige Actionsporthalle in München gebaut. Vor mehr als fünf Jahren entstand die Idee, im vergangenen Oktober ging das Gravity Lab, das Labor gegen die Schwerkraft, in Betrieb. Es war ein steiniger Weg, erst verzögerte sich die Eröffnung wegen geforderter Nachbesserungen beim Brandschutz, zuletzt forderte ein Wasserschaden eine vierwöchige Unterbrechung. Auch dieses Problem ist mittlerweile gelöst. Seit Donnerstag hat das Bewegungslabor wieder geöffnet, rechtzeitig für die Ferienkurse.

Auf 1700 Quadratmetern können Anhänger der unterschiedlichsten Freestyle-Sportarten und alle, die es werden wollen, ihrer Leidenschaft nachgehen - mitten in der Stadt und mit einem Dach über dem Kopf. Im Werkstadtviertel an der Flößergasse 4 a, nahe der S-Bahn-Station Mittersendling, fand Schmalschläger nach langem Suchen den optimalen Standort.

Im Juli 2016 sollte es losgehen, doch am Eröffnungstag funkte die Brandschutz-Behörde dazwischen. Das Gebäude war vorher eine Industriehalle, deshalb wurde eine Nutzungsänderungsgenehmigung nötig; eine zusätzliche Fluchttür musste eingebaut, ein Geländer und eine Leiter an der Außenfassade angebracht werden. Letztendlich musste Schmalschläger nachfinanzieren, die Maßnahme erforderte 250 000 Euro, die Gesamtkosten wuchsen auf 1,5 Millionen. Schlimmer noch war die verzögerte Eröffnung, zumal sie keinerlei Sicherheit für einen neuen Öffnungstermin hatte.

Letztendlich dauerte es drei Monate, am 4. Oktober öffnete Gravity Lab, doch Schmalschläger stand sofort "mit dem Rücken zur Wand", wie sie sagt. Das Unternehmen ist mit Investoren privat finanziert, von Kommunen oder Verbänden blieb jede Unterstützung aus. Aber Jammern gilt nicht, Schmalschläger erweiterte kurzerhand das Angebot: weiter weg von der Szene und hin zum Breitensportler. Jetzt ist vom bewegungssuchenden Kind bis hin zum Profi-Athleten alles abgedeckt. Trendsportarten wie Freeski, Parkour, BMX oder Wakeboard können trainiert werden, es gibt aber auch Nicht-Freestyle-Kurse, Firmenevents, sogar Junggesellenabschiede wurden bereits gefeiert.

Blickfang ist die große Schanze, in Freestyler-Kreisen "Big Air" genannt, mit einer Rampe von mehr als sechs Metern Höhe, von der man in ein riesiges Luftkissen springen kann. Auf der anderen Seite steht die sogenannte Wave, eine Art Schüssel, für Skateboarder und Wakeboarder. Es gibt eine Freestyle-Trampolin-Landschaft auf 260 Quadratmetern und einen ähnlich großen Parkour-Park mit Sprungböden, Hindernissen, Slacklines und Tumblingbahnen.

Die Stunde Training kostet für Kids 13 Euro, die Zehnerkarte erlaubt das elfte Mal umsonst, die Jahreskarte kostet 599 Euro. Equipment wie Helme, Schoner oder Skateboards sind inklusive, Helmkameras gibt es ebenfalls kostenlos. Die Kinder können sich filmen und an einer eigens eingerichteten Schnittstelle unter Anleitung ihr eigenes Actionsport-Video herstellen. Bevor man loslegen darf, wird im Gravity-Check Können und Verfassung überprüft, alles wird von ausgebildeten Coaches überwacht und angeleitet. Stolze Preise? "Eine Stunde Bowling ist teurer", sagt Schmalschläger.

Drei Feriencamps über fünf Tage bietet das Gravity Lab an, der erste beginnt am 31. Juli und kostet 249 Euro. Das zweite Camp beginnt am 7. August, das dritte am vierten September.

© SZ vom 29.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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