Sendling:"Die 15-Minuten-Stadt wird kommen"

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Die privaten Neuhof-Schulen an der Steinerstraße sind im Sommer 2020 abgerissen worden. (Foto: Sebastian Gabriel)

Die Münchenbau plant Wohnungen in Campus-Struktur und glaubt an einen urbanen Umbruch

Von Birgit Lotze, Sendling

Dort, wo früher an der Steinerstraße Schüler und Schülerinnen unterrichtet wurden, werden jetzt Wohnungen gebaut. Die Münchenbau kündigte bei einer Pressekonferenz den Baustart auf dem fast 8000 Quadratmeter großen Grundstück an der Grenze Sendlings zu Obersendling an. 288 Wohnungen unterschiedlicher Größe sollen dort Platz finden, geplant sind laut Münchenbau-Chef Friedrich Neumann Mietwohnungen - mit Kinderkrippe, Kindergarten und einem Café. Die Fertigstellung des ersten von fünf Bauabschnitten ist für Sommer 2023 geplant.

Neumann holt für das Projekt bekannte Planer nach Sendling: Hild und K Architekten haben mit dem sogenannten Revitalisierungsprojekt Bikini Berlin viel Aufsehen erregt, ein denkmalgeschütztes Büro- und Geschäftsgebäude zwischen Breitscheidplatz und dem Zoologischen Garten, welches sie als moderne Shopping Mall wiederbelebten. Das Münchner Büro war auch beim Bau des Werksviertels beteiligt, am Umbau des Unigebäudes der TU München und arbeitet aktuell an der Neuen Pinakothek. Für das Projekt "Steinerstraße" hat Matthias Haber, einer der Partner der Hild und K Architekten, nun eine "Campus-Struktur" angekündigt: Diese soll vor allem durch die Farbgestaltung an den Betonelementen, durch Vorsprünge und versetzte Höhen ihre Wirkung entfalten, selbst in der Tiefgarage soll die Campus-Struktur aufgegriffen werden. Das Projekt soll sehr durchlässig konzipiert werden. Haber kündigte Arkadengänge an, auch einen öffentlichen Weg bis zu den S-Bahn-Gleisen. Zur Steinerstraße hin soll das Wohnprojekt einen öffentlichen Platz "als Entree", ein "Gesicht nach außen" haben, ansonsten setzt das Konzept auf Innenhöfe, Balkone und Loggien.

Rückzugsorte wie diese würden mit der Corona-Pandemie wichtiger, findet Friedrich Neumann, Gründer und Geschäftsführer der Münchenbau. Er formulierte noch vier weitere Thesen für den Münchner Immobilienmarkt - während und nach Corona. So geht er davon aus, dass die Architektur den Menschen in den Mittelpunkt rücken wird. Lage und Baupreis dürften an Bedeutung verlieren. Die dritte These bezieht sich auf einen durch Corona beschleunigten Umbruch im Einzelhandel. Das werde den Wohnungsmarkt und die Innenstädte verändern, prognostiziert Neumann. Auch die Quartiersentwicklung werde an Bedeutung zunehmen. "Die 15-Minuten-Stadt wird kommen." In dieser Zeit seien dann Geschäfte zu Fuß erreichbar. In These fünf unterstellt Neumann, dass künftig weniger schnell abgerissen, auf Erhalt der Bausubstanz, also auf Nachhaltigkeit geachtet wird.

Mit einer Quadratmeter-Miete von durchschnittlich 20 Euro kalkuliert die Münchenbau an der Steinerstraße und bezeichnet das als "günstig". Der Bezirksausschuss Sendling hatte die Stadt kritisiert, sie habe die Chance vertan, mittels Bebauungsplan die "Sozialgerechte Bodennutzung" (Sobon) anzuwenden, die dauerhaft preisgünstigere Wohnungen versprochen hätte.

© SZ vom 07.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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