Sendling:Der nächste Schreck für die Mieter

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Die Wohnanlage hinter der Post am Harras ist schon wieder verkauft worden - an einen dänischen Pensionsfonds

Von Birgit Lotze, Sendling

Die Anlieger der Siedlung hinter der Harras-Post kommen nicht zur Ruhe. Vor viereinhalb Jahren bekamen sie vom damals neuen Investor Industria den Bescheid, dass das Areal der Wohnanlage zwischen Plinganserstraße und Karwendelstraße stark verdichtet werden soll. Die Bewohner befürchteten Kündigungen und dass ihr 2,8 Hektar großer Block "zugeklatscht" wird. Inzwischen haben sie mit Unterstützung der Stadtteilpolitiker verhandelt - mit der Industria und Baubehörden; die Verdichtungswünsche wurden beschränkt, die Baugenehmigungen erteilt. Nun hat die Kapitalanlagegesellschaft Industria die Bewohner informiert, dass die Wohnanlage an einen dänischen Pensionsfonds namens PFA verkauft worden ist.

Entsprechend groß ist wieder einmal die Verunsicherung unter den Mietern. Einige Ältere würden mit dem Gedanken spielen, ins Altenheim zu ziehen, noch einmal so eine Aufregung sei schwer zu verkraften, berichtete eine der Anwohnerinnen, Margot Fürst (CSU), Mitglied im Bezirksausschuss (BA). "Insofern ist das schon eine gewisse Entmietung." Ernst Dill, SPD-Fraktionssprecher im BA, Jurist und häufiger Vermittler zwischen Anwohnern, Industria und Stadt im Laufe der Verhandlungen der vergangenen Jahre, antwortete auf Fragen beunruhigter Mieter aus seiner Erfahrung heraus, dass ein Verkauf in dieser Form Mieterhöhungen zur Folge haben könne, doch ein Abriss sei eher nicht zu befürchten. Auch werde der neue Investor beim Bebauungsplan bestimmt versuchen, nachzuverhandeln.

Auf Initiative von Heidemarie Simon, Margot Fürst und Manuela Ohlhausen (alle CSU) hat der BA sich einvernehmlich mit einer Dringlichkeitsanfrage an die Stadt gewandt. Sie fordern Aufklärung und einen Ansprechpartner für die Anwohner. Auch wollen sie wissen, was der Eigentümerwechsel für die Planung und ihren zeitlichen Ablauf bedeutet. Und wie die Stadt sicherstellt, dass Absprachen und Zusagen der bisherigen Eigentümer gegenüber den Mietern, der Stadt und dem Sendlinger Bezirksausschuss eingehalten werden.

Die bereits genehmigte Planung der Industria sieht den Bau von etwa 200 neuen Apartments auf dem Gelände vor, dazu eine Kita und Gewerbeflächen. Die bestehenden Wohnblöcke sollen laut Bebauungsplan um ein Geschoss aufgestockt werden. Der neue Wohnraum entsteht vor allem in einem geplanten großen Riegel entlang der Plinganserstraße. Die Lagerhallen und Handwerksbetriebe, die auf der Nordseite der Siedlung hinter der Post ansässig waren, wurden kürzlich abgerissen - eine erste Maßnahme, denn - mit Ausnahme der Wohnblöcke - sollen sämtliche Gebäude entlang der Plinganserstraße für den Riegel-Bau fallen. Die Wohnfläche in der Anlage soll - unter den Voraussetzungen des gültigen Bebauungsplans - etwa verdoppelt werden.

© SZ vom 07.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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