Sendling:Bunt statt grau

Lesezeit: 2 min

Stadt lässt Betonwand am Ring künstlerisch gestalten

Von Birgit Lotze, Sendling

Ein Stück der grauen Betonwand entlang des Mittleren Rings soll künstlerisch gestaltet werden - der Abschnitt entlang der Neuhofener Anlagen zwischen den Auffahrten Plinganser- und Passauerstraße. Vor allem Fußgängern und Fahrradfahrern, die dort über eine Brücke den Ring queren, wenn sie von einem Teil des Parks in den anderen wechseln, fällt die fünf Meter hohe Wand unangenehm auf. Der Bezirksausschuss hatte daher im November den Antrag gestellt, dass Sendlinger Künstler eingeschaltet werden.

Dem Antrag selbst wurde zwar so nicht stattgegeben, umgestaltet wird trotzdem. Denn auch dem Kulturreferat war die Mauer, die der Stadt gehört, schon aufgefallen. Street-Art-Künstler des Münchner Kunstvereins Positiv Propaganda haben bereits 2019 den Auftrag bekommen, die Mauer mit Graffiti zu verschönern. Wegen der Pandemie habe sich der Start des Projekts verzögert, doch spätestens Ende 2022, sofern Corona das nicht vereitelt, soll das Wandgemälde fertig sein, teilte das Kulturreferat dem Bezirksausschuss mit.

An der gegenüberliegenden Wand - auf der Südseite des Mittleren Rings - ist bereits 2019 ein Mural entstanden, der spanische Street-Art-Aktivist Escif hatte es mit den Münchner Künstlern Vanessa Luschmann und Alejandro Valbuena umgesetzt. Das Kulturreferat beabsichtigt, auch das Nordwand-Projekt mit einem internationalem Team zu besetzen. In der Bezirksausschusssitzung am Montag stieß das auf Kritik. Denn inzwischen haben sich mehrere Künstler aus Sendling bereits von sich aus beworben. Nachdem der Mittlere Ring nun nicht mehr für Sendlinger zur Verfügung steht, einigte man sich darauf, dem Kulturreferat eine Liste mit weiteren freien Wänden vorzulegen, die die Stadt für Sendlinger Künstler freigeben könnte. Barbara Lauterbach (Grüne), die im November den Antrag gestellt hatte, zeigte sich erfreut über die Resonanz. "Wir begrüßen es sehr, dass so viele Menschen uns ihre Mitarbeit anbieten. Das zeigt uns, dass hier auf jeden Fall Bedarf besteht."

Hinweis der Redaktion: Wie sich durch Hinweise des federführenden Münchner Kunstvereins Positive Propaganda für dieses Projekt, bestätigt so auch in einer Antwort des Kulturreferats vom 8. Februar 2021 an den Bezirksausschuss Sendling (BA), herausgestellt hat, wurden in der jüngsten BA-Sitzung nicht alle Zusammenhänge richtig dargestellt. So trifft es nicht zu, dass "auch dem Kulturreferat (...) die Mauer, die der Stadt gehört, schon aufgefallen" war; vielmehr hatte Positive Propaganda dem Kulturreferat und dem Baureferat seit 2015 mehrere Gestaltungskonzepte für die Stützmauern direkt am Ring vorgeschlagen und später auch die Genehmigung dafür erhalten. Falsch ist auch, dass "Street-Art-Künstler des Münchner Kunstvereins Positiv Propaganda (...) bereits 2019 den Auftrag bekommen" hätten, "die Mauer mit Graffiti zu verschönern". Der Kunstverein arbeitet zusammen mit internationalen wie mit Münchner Künstlern, er hat aber weder eigene Künstler, noch "einen Auftrag bekommen" für das Projekt, sondern er realisiert freie Kunstprojekte, die das Münchner Kulturreferat lediglich finanziell unterstützt. Ein Teil dieser Gestaltungsaktionen, die nördliche Stützwand am Ring, wurde dabei pandemiebedingt verschoben. Der BA Sendling zeigte sich verschnupft, da er nicht in das Positiv-Propaganda-Projekt eingebunden worden war und jetzt Ortsansässige, die der BA auch noch, nachdem er davon erfahren hatte, zur Beteiligung aufgefordert hatte, bei der Wandgestaltung nicht zum Zuge kommen. Dazu heißt es von einer Mitarbeiterin des Kunstvereins - wiederum bestätigt in der Antwort des Kulturreferats an den BA -, dass Positive Propaganda, wie von Anfang an geplant und längst vertraglich fixiert, für das Projekt internationale wie heimische Künstler für die Zusammenarbeit ausgewählt habe. Für die nun vom BA aktivierten örtlichen Künstler will das Kulturreferat den BA bei der Suche nach Möglichkeiten für ein Ersatzprojekt unterstützen.

© SZ vom 03.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: