Bald werden die Hinterhöfe wieder öffnen, werden die Menschen in den Stadtvierteln alte Bücherstapel und dicke Winterjacken nach draußen tragen. Die Bratpfanne aus Edelstahl und das Service mit den 24 Tellern zum Beispiel. Die Menschen verkaufen, was sie nicht mehr brauchen, und das ist oftmals ganz schön viel. Auch außerhalb der Saison der Hinterhofflohmärkte gibt es in München genügend Gelegenheiten, gebrauchte Waren statt immer Neuem zu kaufen - und dabei auch noch eine gute Sache zu unterstützen. Drei Beispiele.
Halle 2
Es ist kein Zufall, dass man in der Halle 2 für einen Moment meinen könnte, man stünde in der Pinakothek der Moderne. Die gebrauchten Waren sind in einem ähnlichen Regal angeordnet wie die Klassiker des Designs in dem bekannten Museum. Die Betreiber der Halle wollen den Menschen vermitteln, dass eine alte Gitarre nicht weniger wert sein muss als eine neue, nur weil schon einmal jemand für ein paar Monate oder für ein paar Jahre auf ihr gespielt hat. In der Halle 2 im Westen der Stadt, nahe dem Schlosspark Nymphenburg, kommt an, was die Münchnerinnen und Münchner zu einem der vielen Wertstoffhöfe gebracht haben. Zumindest ein Teil davon. Denn vieles von dem, was die Menschen wegwerfen möchten, ist noch intakt und zu gut, um schon zu Müll zu werden. Wenn man sich auf den Wertstoffhöfen umschaut, sieht man zum Beispiel Sofas, Fahrräder, Trampoline, Schwimmreifen oder auch eine neue Stereoanlage.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Abfallwirtschaftsbetriebe schauen die Waren durch, die guten Sachen kommen weiter zur Halle 2 - dem offiziellen Gebrauchtwarenkaufhaus der Stadt. Dort wird die Stereoanlage zu einem günstigen Preis weiterverkauft, und wer in dieses Kaufhaus geht, statt in eines in der Innenstadt mit den vielen neuen Waren, hilft mit, den Müll zu reduzieren. Es ist ein kleiner Schritt hin zu einer Kreislaufwirtschaft, und das in diesem Fall womöglich auch ganz im Sinne des Wortes: Die Gitarre geht dann von einer Wohnung zur nächsten und zur nächsten und irgendwann wird sie vielleicht wieder im selben Stadtteil stehen wie ganz am Anfang, als der erste sie zur Halle 2 brachte.
Diakonia
Es gibt mittlerweile so viele Second-Hand-Läden in der Stadt, dass man sie kaum noch überblicken kann. Sie werben stets mit einem guten Gewissen, versprechen einem, dass sie die bessere Alternative seien zum neu Kaufen - doch das muss nicht immer so sein. Es kommt auch in diesem Fall darauf an, wie viel man kauft und vor allem wo man kauft. Zum Beispiel haben große Konzerne, die mit Altkleidern handeln, das Geschäft mit der Vintage Mode für sich entdeckt. Sie sammeln Kleiderspenden ein und verkaufen die Bluse aus den Achtzigerjahren in ihrem Laden dann wieder zu einem stattlichen Preis. Von diesem Geschäft profitiert alleine der Konzern. Auch Läden von sozialen Betrieben verkaufen Gebrauchtes, in München zum Beispiel die Diakonia-Läden. Dahinter steht die Innere Mission München und das Evangelisch-Lutherische Dekanat. Sieben verschiedene Diakonia-Läden gibt es in der Stadt. Ein Geschäft in der Blutenburgstraße 112 etwa verkauft vor allem Kleidung für Kinder, und in einem anderen Laden in der Schleißheimer Straße 81 gibt es vor allem Möbel, Bilder und sonstige Raritäten für die Wohnung. Die Diakonia führt zudem auch ein eigenes Gebrauchtwarenkaufhaus in der Dachauer Straße 192, dort arbeiten Menschen, die lange Zeit ohne einen Job waren, als Verkäufer oder Lageristin. Das ist in allen Läden der Diakonia das Prinzip: Menschen, die es schwer haben auf dem regulären Arbeitsmarkt einen Job zu finden, sollen dort einen finden.
Weißer Rabe
In Sendling und im Westend unterhält der Weiße Rabe zwei Gebrauchtwarenhäuser. Der Weiße Rabe ist ebenfalls ein sozialer Betrieb - dahinter steht der Caritasverband der Erzdiözese München und Freising. Auch dort kann man seine Sachen abgeben, von Kleidern über Geschirr bis zu Haushaltsgeräten und Möbeln. Wer eine ganze Wohnung auszuräumen hat, kann das anmelden. Zuletzt stand zur Debatte, dass das Kaufhaus an der Bavariastraße umziehen muss, der Mietvertrag sollte Mitte des Jahres auslaufen. Bislang aber habe man noch keine neuen Räume gefunden, deshalb könne man wohl erst einmal in Sendling bleiben, heißt es beim Weißen Raben.